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John Hargrave, Woodcraft und Kibbo Kift |
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Werte Forumsnutzer,
hat sich mal jemand intensiver mit John Hargrave und KIBBO KIFT beschäftigt ?
Gibt es außer der Reprints im Spurbuchverlag noch Literatur zu diesem Thema ?
Das hier habe ich bei youtube gefunden.
http://www.youtube.com/watch?v=VXEt7SV1jbA
Über Auskünfte würde ich mich freuen !
Grüsse Pitt
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Beitrag vom 06.07.2010 - 00:12 |
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Administrator 4028 Beiträge
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was meinst du mit intensiver beschäftigt? john hargrave war eine gegenhaltung zum skautismus angelsächsischer prägung und der weiße fuchs er wurde gerade wegen seiner pazifistischen einstellung gegen den willen von bipi aus dem britischen scoutverband ausgeekelt. anderseits sind insbesondere in der deutschen pfadfinderbewegung viele elemente erhalten geblieben, wie sippe, stamm usw.
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Beitrag vom 06.07.2010 - 01:25 |
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Es gibt lediglich ein Buch zur Thematik: "Mark Drakeford: Social movements and their supporters: the Green Shirts in England. New York 1997". Dann noch mehrere Doktorarbeiten, eine davon auf Deutsch (Heinz Reichling: Ernest Thompson Seton und die Woodcraftbewegung in England. Bonn 1937), die vermutlich nationalsozialistisch geprägt ist - ich weiß nicht, in wie weit die englische Philologie sich der Ideologie unterordnen musste.
Sehr interessant ist die künstlerische Annäherung von Olivia Plender, zu der ein etwa halbstündiges Video ("Bring Back Robin Hood") mit einigen nachgestellten Szenen gehört, daneben nachgeschneiderte Kostüme und ein Diorama. Ein paar statische Eindrücke finden sich bei Tate Britain (Link; Katalogtext). Ihre Arbeit war 2008 auch im Frankfurter Kunstverein zu sehen.
PS: Das Script zum Film wurde in a prior 19 veröffentlicht.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von jergen am 06.07.2010 - 10:22.
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Beitrag vom 06.07.2010 - 10:17 |
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111 Beiträge
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Moin,
ich muss sagen, dass mich die Nachdrucke aus dem Spurbuchverlag nicht wirklich weitergebracht haben bei der Frage, was die denn nun konkret wollten und tatsächlich machten. Dazu gibt es einige Aufsätze in den Heften der Jugendbewegung der 1920ern, die ganz interessant sind:
• In der von Gustav Wyneken herausgegebenen Monatsschrift "Die Grüne Fahne" stellt John Hargrave selbst das Wollen und Wirken von Kibbo Kift knapp zusammengefasst dar: John Hargrave: Kibbo Kift. In: Die Grüne Fahne. Monatsschrift für jugendliche Weltanschauung. Hg. von Gustav Wyneken. Heft 3, Juni 1924, S.85-88.
• Die Zeitschrift Bannerträger des Jungnationalen Bundes gab 1925 ein Englandheft heraus, indem unter anderem a) Rolf Gardiner einen Artikel zu den englischen Jugendbünden allgemein beisteuerte (268-271) b) John Hargrave einen Abriß der Geschichte von Kibbo Kift gibt (s.272-276) c) Roland Berrill die Organisation des Kibo Kift vorstellt (276-278) d) H.J. Byngham den Woodcraft Chicalry Orden vorstellt (278-281): Bannerträger. Zeitschrift des Jungnationalen Bundes und des Bundes der Nibelungen. 6. Jg. Heft 1/3, 1925.
• In der Zeitschrift Deutsche Freischar, Rundbrief der Bundesführung, Juni 1929 (Heft 5, 1929) befasst sich Helmuth Kittel unter der Überschrift „Um den deutschen Jungen“ aus Anlaß des 10. Jahrestages des Treffens auf Schloß Prunn mit dem Wirken der Stammeserziehung /Kibbo Kift auf die deutsche Jugendbewegung (speziell auf die DF)
Daneben fällt mir noch das 1921 erschienene Buch Weltpfadfinderbewegung von Franz Ludwig Habbel ein, das meiner Erinnerung nach die Situation in England (klar aus seiner bzw. Hargraves Sicht) ganz gut wiedergibt.
Außerdem könnte folgende DISS einen ggf. weiterbringen (kenne ich aber auch nur vom Titel)
Early Twentieth Century Youth Movements, Nature and Community in Britain and Germany / Michael John Mertens, Birmingham : Univ. School of Humanities, Diss., 2000.
Die Sachen liegen alle im Archiv der deutschen Jugendbewegung auf dem Ludwigstein (ebenso wie übrigens die von jergen bereits genannte Schrift von Reichling).
Gruß,
rosé
PS: Die Bestände des Archivs lassen sich übrigens über http://www.hadis.hessen.de/ recherchieren (zumindest in Teilen): dort links auf Sonstige Archive klicken und dann erscheint ganz oben auf der Liste das Archiv der deutschen Jugendbewegung.
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Beitrag vom 06.07.2010 - 11:18 |
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Zitat Original geschrieben von rosé
ich muss sagen, dass mich die Nachdrucke aus dem Spurbuchverlag nicht wirklich weitergebracht haben bei der Frage, was die denn nun konkret wollten und tatsächlich machten. |
Das liegt auch daran, dass vier der fünf auf deutsch erschienenen Hargrave-Bände vor der Gründung von KK geschrieben wurde und der fünfte (Kibbo Kift. Die Waldverwandschaft) spätestens ein Jahr nach der Gründung - wenn ich es richtig sehe, gibt es dieses Buch nicht auf Englisch, es muss wohl speziell für die deutsche Reihe geschrieben worden sein oder eine ergänzter Auszug aus seinen anderen Büchern sein. Dass es aus eine Phase stammt, in der der Weg von KK noch sehr unklar war, merkt man auch daran, dass hier die Indianer als Vorbild gewählt wurden, während KK später eher auf keltisch-germanische Deutungsmuster zurückgriff.
Wenn man lesen will, was KK tatsächlich machte, muss man wohl auch "The Confession of the Kibbo Kift" von 1927 lesen, das ungefähr am Endpunkt von KK erschien: 1925 war "The Woodcraft Folk" ausgeschieden und ab diesem Zeitpunkt wurde KK immer politischer.
Zitat
Daneben fällt mir noch das 1921 erschienene Buch Weltpfadfinderbewegung von Franz Ludwig Habbel ein, das meiner Erinnerung nach die Situation in England (klar aus seiner bzw. Hargraves Sicht) ganz gut wiedergibt.
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So richtig viel zu KK schreibt Habbel nicht: Eine Seite Darstellung, eine Seite Quelltext. Die Bewegung war da allerdings auch erst ein dreiviertel Jahr alt.
Klar erkennbar sind Habbels Sympathien für die Formen von KK (Stammessystem), die Inhalte scheinen ihm weniger gefallen zu haben, hier betont er, dass "der Geist der Erneuerung der Pfadfinderei, ihrer Verinnerlichung und ihrer Erhebung zu einer Angelegenheit von weltgeschichtlicher Bedeutung" deutsch sein wird - was genau er damit meint, beschreibt er aber nicht.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von jergen am 06.07.2010 - 12:37.
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Beitrag vom 06.07.2010 - 12:36 |
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Noch ein Nachtrag:
Rosé erwähnt weiter oben Rolf Gardiner: eine äußerst schillernde Person, die Volkstanz und Zurück-zur-Natur-Bewegung mit Rassenkonzepten und autoritären Staatsvorstellungen verband, der KK und Deutschen Freischar angehörte und regelmäßig deren Musikheim in Frankfurt an der Oder besuchte.
Wenn man schon an den Englandkontakten arbeitet, kann man da auch weiterlesen, vor allem weil es zu Gardiner mehr Literatur gibt als zu KK.
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Beitrag vom 06.07.2010 - 14:15 |
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The Kibbo-Kift-Foundation |
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Da hilft dann doch manchmal das WWW weiter - hier findet man viel Material zu John Hargrave, Kibbo Kift und dem Green Shirts Movement, sowie eine komplette Publikations-Liste von Hargraves, weiterführende Links etc.
http://www.kibbokift.org/
Übrigens: m.E. wird der Einfluß von Hargraves auf die deutsche Pfadfinderbewegung in der bisherigen Darstellung unserer Geschichte zu verkürzt dargestellt bzw. es wird meist nicht herausgearbeitet, worin dieser Einfluß überhaupt bestand. Wenn man die in dieser Website angegeben Materialien liest, kann man zu dem Schluß gelangen, dass ohne Hargraves Schriften niemals das deutsche Stammes-/Sippensystem entstanden wäre, dass sich ja nun noch von den angelsächsischen Patrols/Troops und den kaiserzeitlichen Pfadfinderzügen massiv unterscheidet.
Habt ihr da eine Meinung dazu? Andere Quellen?
Bin gespannt.
LG, Chrissi
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von dieChrissi am 11.07.2010 - 02:06.
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Beitrag vom 11.07.2010 - 02:01 |
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