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Fröschel |
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Anfrage zu oppositionellen Jugendgruppen in der DDR |
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Hallole!
Ich hätte mal ne Frage: immer wieder liest man über Jugend- Widerstand und Untergrundbünde in der NS-Zeit, nicht aber, ob es solche Gruppen, Bünde usw. auch im SED-Staat gegeben hat. Google brachte mir da erstmal nichts. Weiß jemand von euch, ob es bündische, pfadfinderische oder wandergeflügelte Untergrund- oder Widerstandsbünde usw. in der DDR gegeben hat und wo man darüber nähere Infos her bekommen kann?
Frohen Gruß: Fröschel
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Beitrag vom 16.12.2009 - 14:31 |
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92 Beiträge
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Ich glaube nicht, dass es ganze Gruppen ngab die in der DDR im Untergund weiter gearbeitet hatten. Nach dem zweiten Weltkrieg hatten sich schon vor dem Verbot des SED-Regimes aufgelöst oder hatten nicht die Chance sie neu zu formatieren. Vielleicht gab es vereinzelt ehemals bündische Gruppenmitglieder die sich noch getroffen hatten.
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Beitrag vom 16.12.2009 - 15:43 |
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kabel |
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also zumindest in den späteren jahren dürfte es sowas nicht gegeben haben, opposition lief sehr häufig über die kirchen, da trafen sich dann aber auch punks, blueser oder eben einfach nur kirchliche jugendliche oppositionelle, dass die dann auch mal auf "fahrt" waren, mag sein, aber ich halte bündischen widerstand eigentlich für eher ausgeschlossen, das problem war ja auch, wem es in der ddr nicht passte "machte rüber" (in massen bis 61, später in einem eher kleinerem strom), das wirkte wie ein "ventil" und war wohl auch so angedacht
ich habe mich aber auch schon mal gefragt, inwiefern überlebende aus den bünden zumindest in der zeit nach dem krieg in der ddr versucht haben, die sache wieder aufzunehmen, habe dazu aber noch nichts herausfinden können, dazu müsste man sich auch mal mit der frühphase der fdj beschäftigen, kann dir da aber leider keine literatur empfehlen
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Beitrag vom 16.12.2009 - 17:13 |
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767 Beiträge
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@kabel
ich hatte mal irgendwo gelesen, dass tusk bereits 1954 das Selbstverständnis der FDJ als „Kampfreserve“ der SED als Fehlentwicklung kritisiert haben soll und statt dessen den Umbau der FDJ zum Dachverband unterschiedlich ausgerichteter Jugendverbände befürwortet. Damit wäre er zum "Vordenker und Stichwortgeber" einer Gruppe von Reformkommunisten geworden, welche später (1958??) von der Ulbricht-Gruppe als Gegner der SED und der sozialistischen Ordnung inhaftiert wurden.
Weißt du da Genaueres? Dummerweise habe ich mir die Quelle nicht notiert.
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www.alt-rover.de
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Beitrag vom 16.12.2009 - 18:04 |
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Irgendwer hat mir mal erzählt, dass die Grauen Reiter in den achtziger Jahren ein oder mehrere Stämme (?) in der Nähe von Dresden (?) aufgebaut hätten. Dies soll über Treffen in Ungarn geschehen sein bzw. dort wurden die Kontakte aufgebaut und vertieft.
Aber das ist alles hörensagen - am besten mal Sadarji oder sonstwen von den Grauen Reitern selbst fragen...
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Braune Flaschen gehören ins Altglas und nicht in die Jugendbewegung! |
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Beitrag vom 16.12.2009 - 19:40 |
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kabel |
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dass mit den gruppen in dresden stimmt, hatten mir verschiedene gr mehrfach erzählt, nur denke ich, dass dies nicht als opposition verstanden war
@rover: keine ahnung, habe mich da noch nie tiefer reingelesen, was ich halt weiss, ist dass die kirche immer hort für opposition war, aber inwiefern da pfadfindereinflüsse ein rolle spielten vermag ich nicht zu sagen, da müsste man mit jugendpfarrern aus der damaligen zeit sprechen, ich denke aber eher nicht
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Beitrag vom 16.12.2009 - 22:55 |
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Ich habe in der Vergangenheit mehrfach was zum Thema geschrieben und werde das nicht in aller Ausführlichkeit wiederholen. Wer Details lesen will, muss die Archive des PTs durchsuchen.
Gruppen mit bündischem/pfadfinderischen Hintergrund gab es an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten in der DDR.
- In alten Lagerfeuerheften wird von Gruppen des DPB in Sachsen berichtet (Ende der fünfziger Jahre).
- Die Markschaft Ost der CP hat im Osten Berlins bis 1961 mit Jugendgruppen bestanden, danach gab es einen Kreuzpfadfinder- und Freundeskreis, der bis heute besteht. Auch im Raum Leipzig gab es einen Kreuzpfadfinder- und Freundeskreis, der Drittes Reich und DDR überdauert hat.
- Die methodistische Jungschar hat ihre pfadfinderisch geprägte Jugendarbeit ebenfalls durch die gesamte DDR gerettet; ihre Wurzeln waren die ab 1928 entstanden methodistischen Pfadfindergruppen. Auch der Anstoss zur Gründung der WesleyScouts ging von Mecklenburg-Vorpommern aus.
- Adventistische Pfadfindergruppen entstanden in der zweiten Hälfte der achtziger Jahren an verschiedenen Orten in der DDR insbesondere im heutigen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie schlossen sich 1990 noch vor der Wiedervereinigung zum Verband "Christliche Pfadfinder der Adventjugend" zusammen, der wenig später mit den westdeutschen Gruppen zu den "Christlichen Pfadfinderinnen und Pfadfindern der Adventjugend" fusionierte.
- Dann gab es noch bis in Anfang der sechziger Jahre bündisch-pfadfinderische Gruppen der Jungen Gemeinde, die ab 1960 starkem Verfolgungsdruck ausgesetzt waren.
- Graue Reiter hatten wir schon.
usw.
Ob das aber alles oppositionelle Gruppen waren? Wohl nur dann, wenn man einen weiten Begriff von Widerstand und Opposition zugrunde legt.
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Beitrag vom 17.12.2009 - 09:35 |
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Fröschel |
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Zitat Original geschrieben von jergen
Ob das aber alles oppositionelle Gruppen waren? Wohl nur dann, wenn man einen weiten Begriff von Widerstand und Opposition zugrunde legt.
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Gab es deines /eures Wissens auch Verhaftungen wegen "bündischer Umtriebe", wie es die Nazis nannten? Ich kann mir vorstellen, dass diese Bünde oder Gruppen auch beobachtet wurden und die Leiter und Mitglieder schon auch Repressalien ausgesetzt waren. Immerhin verlor einer meiner Verwandten schon deshalb seine Arbeit, weil er sich in der protestantischen Kirche ziemlich viel engagierte.
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Beitrag vom 17.12.2009 - 09:44 |
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Bei der "Jungen Gemeinde" gab es in den fünfziger und sechziger Jahren Verhaftungen, Verurteilung usw. Mehr dazu auf http://www.jugendopposition.de/ Dort gibt es auch Infos zu den Falken in Ostberlin, die ja auch eine ihrer Quellen bei den "roten Pfadfindern" haben.
Von den CPern, die ich persönlich kenne, habe ich kaum entsprechende, spezielle Berichte gehört. Viele von ihnen haben kirchliche Berufe gewählt; Repressionen wurden eher als allgemein antikirchlich wahrgenommen. Irgendwo im Hinterkopf habe ich was mit Verhaftungen bei den Ostberliner CPern, aber das kann ich momentan nicht mehr richtig zuordnen, sowohl zeitlich als auch inhaltlich.
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Beitrag vom 17.12.2009 - 10:22 |
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b:ate |
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Widerstand und bündische Opposition |
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Meine Meinung:
wenn Widerstand, dann nicht ausgesprochen als "bündischer", sondern eher in den Reihen der Kirche mit Engagement bei "Gerechtigkeit, Frieden, Erhaltung der Schöpfung" - Ansonsten eher Überleben und Retten der Ideale der Reformbewegung (deren Inhalte ja konträr z.B. zum Bildungssystem der DDR standen), der Stile und Lieder im Rahmen von Kirche und evtl. Volkstanz. Aber da im Bereich der Bewegung Gesellige Tänze (Christel Ulbricht) und nicht Showtanz (z.B. über Sportgruppen).
Liedgut wurde weiter gesungen durch die (innerkirchliche) Singe/Chorbewegung (Finkensteiner) und die Singewochen.
Im Bereich der Werkwochen, Singwochen und Tanztreffen fanden Wandervögel einen Lebensraum, wo dann auch Wandergruppen entstanden, die aber eben sprachlich gesehen nicht "tippeln" oder "auf Fahrt" gingen.
Ich bin in diesen Bezügen aufgewachsen, kannte Lieder, Tänze, Werkwochen, Puppenspiel etc. - aber als ich nach der Wende meine erste Tour in den Westen machte und gefragt wurde, ob ich bündisch sei, hab ich keine Ahnung gehabt. (Tja. Soviel Verein und Schubkästchen waren mir dann schon unheimlich.)
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Beitrag vom 17.12.2009 - 10:56 |
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13 Beiträge
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![Batty [AlEi1917]`s alternatives Ego](images/avatar/avauser_6936.gif) |
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Aufgrund meines Alters und der Tatsache das ich mich kaum damit beschäftigt habe kann ich nur sagen was ich von Älteren gehört habe und verschiedenst aufgeschnappt.
Einen Umstand gab es mal, da hatte ich an meiner Kluft mal nen DDR-Anstecker gehabt. Hatte ich geschenkt bekommen, während ich damit die Jugendbeschäftigung und Absorge damit Verband sah es ein Älterer Gruppenleiter einer anderen Gruppe so das ich ihn abnehmen solle. Als ich nach dem Grund fragte erklärte er mir das Mitglieder der Adventistenbünde zu DDR-Zeiten unterdrück worden währen und unter Kontrolle gelegen hätten.
Von unabhängigen Sportbünden die etwas ähnliches wie Scouting gmeacht haben hörte ich ähnliche, jedoch sollen diese wesentlich früher existiert haben und durch Pioniertum, FDJ und GST verdrängt wurden, somit weniger Leute waren und wurden und sehr selten und nur in sehr keiner Teilnehmerzahl existierten.
Aber halt eher hörensagen.
Hinzu zufügen ist vielleicht noch das ersteres der Grund ist warum die CPA in den "neuen Bundesländern" ein Grünes und kein Blaues Klufthemd trägt, es soll sich Strick von FDJ trennen. Wenn man es kaum glauben mag aber wir mussten uns schon oft Stellung beziehen, keine FDJ-Verehrer/Nachfolger oder paramilitärische Gruppe zu sein.
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No Fashion, No Fascist, only Music
Love Music - Hate Fascism |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Batty [AlEi1917] am 07.02.2010 - 16:48.
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Beitrag vom 07.02.2010 - 16:36 |
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Administrator 4028 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Thomas U.
Irgendwer hat mir mal erzählt, dass die Grauen Reiter in den achtziger Jahren ein oder mehrere Stämme (?) in der Nähe von Dresden (?) aufgebaut hätten. Dies soll über Treffen in Ungarn geschehen sein bzw. dort wurden die Kontakte aufgebaut und vertieft.
Aber das ist alles hörensagen - am besten mal Sadarji oder sonstwen von den Grauen Reitern selbst fragen... |
Es gab eine Gruppen in Dresden und in Ost-Berlin. Die Gruppe in Dresden ist über mehrere Jahre durch Kontakte in Ungarn zu unserem damaligen Burgvogt entstanden, der aus Dresden stammte und vor dem Krieg bei der Freischar war. Um sie nicht zu gefährden wusste nur ein sehr kleiner Kreis von ihrer Existenz, die gesamte Post ging über eine ungarische Kontaktadresse und es gab auch gemeinsame Kohtenfahrten. Als Opposition kann man sie aber sicher nicht bezeichnen, es waren schließlich Kinder. Wir taten auch alles, um das geheim zu halten und sie und ihre Eltern nicht zu gefährden. Später hatte sich herausgestellt, dass die Stasi kurz vor der Wende doch davon Wind bekam und einige Briefe abfing, aber da hatte sie vermutlich auch schon andere Probleme. Wir sind gleich nach der Maueröffnung nach Dresden gefahren und haben Elternabende und mehrere gemeinsame Fahrten ins Elbsandsteingebirge und in die Böhmische Schweiz gemacht.
Die Ost-Berliner Gruppe entstand dagegen kurz vor dem Ende der DDR und wurde von Enkeln ehemaliger Bundesangehörigen initiiert, die nach dem Mauerbau im Ostteil der Stadt lebten und als es ungefährlich wurde Kontakt aufnahmen.
Leider haben sich dann alle Gruppen bis Mitte der 90er Jahre aufgelöst. Meine Eltern und später auch ich mit Freunden hatten in der Zeit häufig Medikamente und Hilfsgüter u.ä. nach Osteuropa geschafft, teilweise auch illegal und wir wussten was passieren konnte, wenn man gefasst wird. So einer Gefahr hätte wir Kinder sicher nie ausgesetzt.
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Beitrag vom 17.03.2010 - 11:57 |
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