Logo Pfadfinder-Treffpunkt
Freitag, 26. April 2024
  • CHAT (Live)

  • Keine User im Chat online.

    Anzahl Räume: 4

    Zum Chat

  • ONLINE-STATUS

  • Besucher
    Heute:
    4.485
    Gestern:
    11.456
    Gesamt:
    23.113.101
  • Benutzer & Gäste
    4687 Benutzer registriert, davon online: 653 Gäste
 
Start Einloggen Einloggen Die Mitglieder Das Foren-Team Suchfunktion
75658 Beiträge & 5156 Themen in 29 Foren
Keine neuen Beiträge, seit Ihrem letzten Besuch am 26.04.2024 - 06:42.
  Login speichern
Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Jugendbewegung » ideale der pfadfinder und wandervögel

vorheriges Thema   nächstes Thema  
76 Beiträge in diesem Thema (offen) Seiten (6): < zurück 1 2 (3) 4 5 weiter >
Autor
Beitrag
Chrissi ist offline Chrissi  
Vorsicht, provokant
255 Beiträge
Chrissi`s alternatives Ego
Sich auf die Meißnerformel zu berufen, sagt aber leider gar nichts über eine inhaltliche Ausrichtung aus, erst recht nicht über eine politische Grundeinstellung.

Und sie in den (ohnehin fragwürdigen) Diskurs "Jugendbewegung" vs. "Jugendpflege" einzuordnen, halte ich für äußerst angreifbar. Alle WV-Bünde - mit Ausnahme des Jungwandervogels - hatten ihren jugendlichen Mitgliedern die Teilnahme am Hohen Meißner verboten. Anwesend auf dem hohen Meißner waren also kaum Jugendliche, sondern zumeist Ältere - Ehemailige, Alt-Wandervögel, Gruppenleiter und vor allem viele pädagogisch Interessierte, die mit den Bünden eigentlich wenig zu tun hatten. Schon damals gab es viel Kritik, dass zu viele Lehrer involviert seien (vgl. W. Laqueur: Die deutsche Jugendbewegung. S. 45). Die Formulierung der Meißner-Formel stammt daher dann auch nicht von einem Jugendbewegten, sondern von einem Reformpädagogen (G. Wynneken) - also jemanden, der Schule gemacht hat, und so gesehen allenfalls jugendpflegerisch gearbeitet hat - da bei der Meißnerformel von "jugendbewegt" als entgegengesetzt zu "jugendpflegrisch" zu sprechen, kann man jedenfalls mit viel Grund hinterfragen.

In der bündischen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg beriefen sich dann allerdings alle möglichen Gruppen auf die Meißnerformel - allerdings auch ganz rechte. Und warum auch nicht? Denn eine wie auch immer geartete "innere Wahrhaftigkeit" schließt ja keinerlei (politische) Gesinnung aus. Mit innerer Wahrhaftigkeit kann ich auch ganz überzeugt Rassist sein .... Also, was sagt die Meißnerformel eigentlich überhaupt aus?

Ich finde, sehr wenig, außer: "Denke, handle und fühle aufrichtig (was, wird nicht gesagt) und sei abstinent." Und letzteres ist für viele Bünde ja echt ein Problem - und auch in der bündischen zeit schon ein Problem gewesenzwinkern An dem Punkt war und ist es ja mit der inneren Wahrhaftigkeit bei vielen nicht weit her bäh

Ich zähle mich zwar zur bündischen Szene, ziehe es aber vor, die "innere Wahrhaftigkeit" mit dem internationalen Pfadfinderziel zu konkretisieren, damit klar ist, wo ich mit meiner Arbeit hin will, und was ich mit "innerer Wahrhaftigkeit" erreichen will, nämlich:

"zur Entwicklung junger Menschen beitragen, damit sie ihre vollen körperlichen, intellektuellen, sozialen, und geistigen Fähigkeiten als Persönlichkeiten, als verantwortungsbewußte Bürger und als Mitglieder ihrer örtlichen, nationalen und internationalen Gemeinschaft einsetzen können." (Aus: "Die Grundlagen der Pfadfinderbewegung", deutschsprachige Ausgabe von "Fundamental Principals" des World Scout Bureau, Neuss 1997, 3. Aufl. 2004, S. 7)
Und damit wäre ja auch die eingehende Frage beantwortet, ob meine Ideale über unserer demokratischen Grundordnung stehen (können) - ein klares Nein. Wenn ich "verantwortungsbewußte Bürger und Mitglieder meiner örtlichen, nationalen und internationalen Gemeinschaft" erziehen will, kann ich nicht einfach das Grundgesetz ignorieren. Eine konsequente Erziehung zur demokratischen Gesinnung gehört selbstverständlich dazu. Und das Grundgesetz schreibt mir ja auch vor, dass ich mich wehren muss, wenn die demokratische Grundordnung in Gefahr gerät - durch wen auch immer.

Was dann noch an Gemeinsamen mit den Bünden bleibt, die sich in "jugendbewegter Tradition" sehen (was heißt das eigentlich?): die Fahrt, Schwarzzelte, Lieder, Juja, die "innere Wahrhaftigkeit". Mehr ist ja wohl auch nicht, denn die "innere Wahrhaftigkeit" ist ja nur ein "wie", aber leider kein "was".
Und mir als Pfadfinderin viel zu wenig.

Grüße, Chrissi

P.S.: Verzeiht mir die historische Wiederholung mit dem Post von Rover_1 - das kam zeitgleich.





Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zuletzt von dieChrissi am 18.04.2008 - 13:15.
Beitrag vom 18.04.2008 - 13:10
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von Chrissi suchen Chrissi`s Profil ansehen Chrissi eine private Nachricht senden Chrissi`s Homepage besuchen Chrissi zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Gast HEINO  
Gast
Den Leuten die innere Wahrhaftigkeit abzuerkennen, weil sie bewusst Alkohol trinken, halte ich für eine gewagte These - zumal sich der Alkoholbezug auf Treffen der Freideutschen Jugend beschränkt und damit "nur" eine Lagerregel einer Gruppe darstellt.

Wenn die Pfadfindererziehung zwangsläuftig zur Demokratie erzieht, wie Du es dargestellt hast - es aber nicht explizit geschrieben steht - dürfte es Pfadfinder doch nur in demokratischen Staaten geben bzw. müssten die dort ansässigen Pfadfinder Demokratie einfordern. Es ist eher so, dass die von Dir zitierte Textstelle so oder so ähnlich auch in jedem FDJ-Handbuch zu finden gewesen wäre. Aus dieser Passage ein allg. Muss zur Demokratie abzuleiten, halte ich daher ebenso für eine gewagte These.

Ganz so einfach ist es also nicht: Bündischer mit Bezug zur Meißnerformel = zielloser Politikgrenzgänger; Pfadfinder = Urdemokrat mit klarem Erziehungsauftrag. Wer das Ziel hat, seiner inneren Wahrhaftigkeit zu folgen, kann ebenso gut oder schlecht sein wie ein zum "verantwortungsbewussten Bürger"-Erzogener.

Beitrag vom 18.04.2008 - 13:35
Diesen Beitrag melden   zum Anfang der Seite
sadarji ist offline sadarji  
Administrator
4028 Beiträge
sadarji`s alternatives Ego
Zitat
Was dann noch an Gemeinsamen mit den Bünden bleibt, die sich in "jugendbewegter Tradition" sehen (was heißt das eigentlich?): die Fahrt, Schwarzzelte, Lieder, Juja, die "innere Wahrhaftigkeit". Mehr ist ja wohl auch nicht, denn die "innere Wahrhaftigkeit" ist ja nur ein "wie", aber leider kein "was".
Und mir als Pfadfinderin viel zu wenig.



Wenn du Chrissi auf die Pfadfindergesetze als Inhalte abzielen solltest, dann ist da kein Wort von Demokratie oder einer demokratischen Gesellschaftsordnung zu finden. Wie HEINO schon geschrieben hat gibt es auch in vielen nachweislich undemokratischen und autoritären Staaten Pfadfinderverbände, die staatlicherseits sehr wohl gefördert werden, gerade wegen ihrer unbedingten Autoritätshörigkeit:
Zitat
Ein Pfadfinder ist treu gegenüber dem (britischen) König und dessen Beamten, seinen Eltern, seinem Land, seinen Vorgesetzten und denen, die unter seinem Befehl stehen.


Bei den Verhandlungen bis 1934 über eine eventuelle Aufnahme der Reichsschaft deutscher Pfadfinder vom damaligen Internationalen Büro (heute WOSM), ging es auch um die Frage der Loyalität gegenüber ihrem Staat. Die Vertreter der deutschen Pfadfinder hatten ein Problem mit der unbedingten Treue gegenüber ihrem damaligen Staat, die ihnen der Weltverband abverlangt hatte, bereits damals saßen viele ihrer Kameraden wegen bündischer Umtriebe im Gefängnis oder Jugend-KZ. Die HJ hätte dieses Kriterium dagegen ohne weiteres erfüllt.

Die moralischen Ansprüche der Bünde in "jugendbewegter Tradition" ist zumindest nicht geringer wie die der Pfadfinder mit "internationalistischer Tradition".



Planung ist der Ersatz des Zufalls durch den Irrtum.
>>Neuer Spendenaufruf für das neue Haus am Hohe...rähen<<

Ich werfe in schwarz Nebelkerzen und moderiere in rot
Viatores sumus quod Patres nostres margine viae sepulti sunt.
Beitrag vom 18.04.2008 - 14:02
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von sadarji suchen sadarji`s Profil ansehen sadarji eine E-Mail senden sadarji eine private Nachricht senden sadarji`s Homepage besuchen sadarji zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Rover ist offline Rover  
767 Beiträge
Rover`s alternatives Ego
Die Abstinenzbewegung hatte vor ca. 100 Jahren eine starke Motivation, welche wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können: Elendsalkoholismus und Schnapspest waren die Stichworte. Weite Teile der Bevölkerung (nicht nur das Proletariat) verlotterten und im Gefolge startete die Syphilis mächtig durch. Mit katastrophalem Ergebnis für die „Volksgesundheit“. Deutschland (und natürlich auch Europa) musste regelrecht „trockengelegt“ werden.

Die Abstinenzbewegung stand damit der Sittlichkeitsbewegung sehr nahe.

Damals war das ein gesellschaftlicher Überlebenskampf, denn mit Schnapsleichen konnte man keinen "Staat machen".




www.alt-rover.de
Beitrag vom 18.04.2008 - 14:17
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von Rover suchen Rover`s Profil ansehen Rover eine E-Mail senden Rover eine private Nachricht senden Rover`s Homepage besuchen Rover zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Andir ist offline Andir  
Was will ich da und was will man da von mir?
Moderator
3536 Beiträge
Andir`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von dieChrissi

Also, was sagt die Meißnerformel eigentlich überhaupt aus?

Ich finde, sehr wenig, außer: "Denke, handle und fühle aufrichtig (was, wird nicht gesagt) und sei abstinent."

Danke für dein Statement! Genau darüber sinniere ich nämlich eben auch nach und wagte mich bisher kaum mich zu outen...

Als aus der scoutistischen Ecke kommend frage ich mich nämlich im Bezug auf den Hohen Meißner und seine Formel genau dies: Was will ich da und was will man da von mir?

Und ganz ehrlich: ich weiß es bisher nicht.


EDIT: Typo.



" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."

(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)

- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau.


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Andir am 18.04.2008 - 18:30.
Beitrag vom 18.04.2008 - 17:20
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von Andir suchen Andir`s Profil ansehen Andir eine private Nachricht senden Andir`s Homepage besuchen Andir zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Arnold (Arno) ist offline Arnold (Arno)  
Richtig: Hoher Meißner
273 Beiträge
@ Andir: Der heilige Berg der klassischen deutschen Jugendbewegung (Die Welt) schreibt sich nach wie vor richtig mit ß und nicht mit ss. Ich schreibe den Namen des Berges Sinai ja auch richtig.

Wichtig wäre vorerst eine intensive Auseinandersetzung mit der Meißnerformel. In welchem innenpolitischen Klima der damaligen Zeit konnte sie so entstehen? Bedenken wir bitte, dass der Textverfasser Gustav Wyneken später als Sprecher auf dem Hohen Meißner abgelehnt wurde, stattdessen sprach der evangelische Theologieprofessor Gollwitzer (Und führen, wohin Du nicht willst) Man beachte nur , wie der Name Wyneken heutzutage von "jugendbewegter" Seite weiterhin diskreditiert wird.
Beitrag vom 18.04.2008 - 18:14
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von Arnold (Arno) suchen Arnold (Arno)`s Profil ansehen Arnold (Arno) eine E-Mail senden Arnold (Arno) eine private Nachricht senden Arnold (Arno) zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
HathiCP ist offline HathiCP  
RE:
Moderator
3846 Beiträge
Zitat
Original geschrieben von Rover_1
Elendsalkoholismus und Schnapspest waren die Stichworte.



Na, dann ist holt die Gegenwart langsam die Vergangenheit von 1913 wieder ein.

Aus Wikipedia: Die Zahl der Jugendlichen, die wegen Alkoholmissbrauchs in Kliniken kommen, hat sich in Deutschland seit 1990 mindestens verdoppelt.

@Heino: Die Diskussion hatten wir ja schon ein paar mal und ich kann es immer nur wiederholen, Ich halte deine Haltung zur Meißnerformel als bewußte Rosinenpickerei. Aber da werden wir uns wohl nie einig!

Im Gegensatz zu Andir ist meine Meinung im Moment (sag niemals nie!) klar:

Mir hat Meißner 2013 nichts zu sagen. Wird bestimmt eine nette Aktion, aber neue Impulse erwarte ich von so einem vor Nostalgie triefenden Ereignis nicht. Zu neuen gemeinsamen Zielen ist die Szene zu zersplittert und die alten Ziele werden ja bewußt relativiert.
Im Übrigen haben die Veranstaltungen zu 100 Jahre Pfadfinder auch nicht mehr als etwas Öffentlichkeit gebracht, da wurde auch eine große Chanche vertan, aber die Diskussion hatten wir ja auch schon mal!



Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed!
Beitrag vom 18.04.2008 - 18:15
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von HathiCP suchen HathiCP`s Profil ansehen HathiCP eine private Nachricht senden HathiCP zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Andir ist offline Andir  
Moderator
3536 Beiträge
Andir`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Arnold (Arno)

Wichtig wäre vorerst eine intensive Auseinandersetzung mit der Meißnerformel. In welchem innenpolitischen Klima der damaligen Zeit konnte sie so entstehen?

Das hilft in Bezug auf mein obiges Posting keinen Deut weiter.



" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."

(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)

- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau.
Beitrag vom 18.04.2008 - 18:36
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von Andir suchen Andir`s Profil ansehen Andir eine private Nachricht senden Andir`s Homepage besuchen Andir zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
meister lampe79 ist offline meister lampe79  
640 Beiträge
meister lampe79`s alternatives Ego
andir meinst du das meißnertreffen von 1913 oder das zukünftige meissnertreffen zum einhundertjährigen jubiläum?



http://www.rheinischersingewettstreit.de
Beitrag vom 18.04.2008 - 18:40
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von meister lampe79 suchen meister lampe79`s Profil ansehen meister lampe79 eine private Nachricht senden meister lampe79`s Homepage besuchen meister lampe79 zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Rover ist offline Rover  
RE: RE:
767 Beiträge
Rover`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von HathiCPD
Na, dann ist holt die Gegenwart langsam die Vergangenheit von 1913 wieder ein.



Was wir heute an Jugendalkoholismus wahrnehmen, ist nur ein müder Abklatsch dessen, was damals die komplette Gesellschaft zu sich genommen hat. Also Komasaufen von ganzen Stadtteilen. Blaue Montage, wo die Hälfte der Belegschaft fehlte, enorme Unfallziffern in den Betrieben. Im Prinzip mußte ein Betrieb (je nach Branche) zwischen 30 und 100 % mehr Peronal vorhalten, als nötig! Bis dahin ist's heut noch ein langer Weg.

Übrigens halte auch ich eine "historisierende Aktion" 2013 für nicht angebracht. Es gäbe genug gesellschaftspolitische Themen, welche man ansprechen könnte. Oder man macht einfach nur ein Fest, ganz so, wie es ursprünglich mal gedacht war, bevor die Abstinenz-und-lebensreformer das Heft an sich rissen!!

@Arnold: war's nicht der Hamburger Student Knut Ahlborn, welcher die Formel-Worte vortragen durfte?



www.alt-rover.de
Beitrag vom 18.04.2008 - 18:50
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von Rover suchen Rover`s Profil ansehen Rover eine E-Mail senden Rover eine private Nachricht senden Rover`s Homepage besuchen Rover zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Gast HEINO  
RE: RE:
Gast
Zitat
Original geschrieben von HathiCPD

@Heino: Die Diskussion hatten wir ja schon ein paar mal und ich kann es immer nur wiederholen, Ich halte deine Haltung zur Meißnerformel als bewußte Rosinenpickerei. Aber da werden wir uns wohl nie einig!


Naja, für mich ist der Kuchen halt der geistige Anspruch, der in dieser Formel gefordert wird. Warum Du unbedingt meinst, eine Lagerregel (nicht umsonst sprechen einige von Zusätzen) damit gleichsetzen zu müssen, will mir wiederrum nicht in den Kopf. Es ist nunmal nicht das gleiche, von einem Pfadfinder den verantwortungsbewussten Bürger zu fordern und ihm dann zu sagen, dass er während einem Lager mit bestimmten Anderen nicht in der Nase bohren darf - ansonsten schon.
Beitrag vom 18.04.2008 - 18:58
Diesen Beitrag melden   zum Anfang der Seite
Chrissi ist offline Chrissi  
RE:
255 Beiträge
Chrissi`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von sadarji
Wenn du Chrissi auf die Pfadfindergesetze als Inhalte abzielen solltest, dann ist da kein Wort von Demokratie oder einer demokratischen Gesellschaftsordnung zu finden.



Nein, Sadarji, ich habe das Ziel der pfadfinderischen Erziehung zitiert, nicht die Pfadfindergesetze (interessanterweise ist das eigentliche Ziel deutlich unbekannter als die "Wegweiser" hin zu diesem Zielzwinkern ).
Da ich nun mal Pfadfinderin in der Bundesrepublik Deutschland bin, und ich einen verantwortungsbewußten Bürger dieser nationalen Gemeinschaft erziehen möchte, heißt das sehr wohl, dass damit eine Erziehung hin zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung verbunden ist. Und aus dieser Kombination - Erziehung eines verantwortungsbewußten Bürgers und der Orientierung an unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung - ergibt sich eine klare inhaltliche Ausrichtung. Dies sollte wohl für alle deutschen Pfadfinder seit 1949 gelten, die das internationale Pfadfinderziel anerkennen. In dieser Tradition stehe ich.
Wenn ich nicht Pfadfinderin in Deutschland wäre, wäre mir auch die jugendbewegte und bündische Tradition schnurzpiepegal.
Aber ich sagte ja bereits: Ich zähle mich sehr wohl zur bündischen Szene, und mir ist der bündische Stil auch durchaus wichtig, weil ich ihn als große Bereicherung für das Gruppenleben empfinde. Jedoch sagt das Leben in bündischer Art nichts über die (politische) Gesinnung derjenigen aus, die es führen - siehe all die rechtsextremen Bünde in Geschichte und Gegenwart. Eben deshalb muss es mit einem klaren inhaltlichen Ziel ergänzt werden - um nicht zur inhaltsleeren Hülle zu werden.
Pfadfinderziel und Grundgesetz gemeinsam geben da doch eine ganz klare Richtung vor.

Gruß, Chrissi


Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von dieChrissi am 18.04.2008 - 21:42.
Beitrag vom 18.04.2008 - 21:37
Diesen Beitrag melden   nach weiteren Posts von Chrissi suchen Chrissi`s Profil ansehen Chrissi eine private Nachricht senden Chrissi`s Homepage besuchen Chrissi zu Ihren Freunden hinzufügen zum Anfang der Seite
Gast schwarzkönig  
Gast
Zitat
Original geschrieben von Nachtwache
Also an dieser Stelle möchte ich, jedenfalls was "Kirchenpfadfinder" angeht, scharf protestieren. Wir sehen uns nicht in der Tradition, "Nachwuchs" für die Erwachsenenorganisation "Kirche" zu rekrutieren und vorauszubilden.
Denn erstmal ist Kirche KEINE Erwachsenenverein, da gehören die Kinder von vornherein dazu (mehr oder weniger).
Andererseits betreiben wir zunächst und allererst Pfadfinderarbeit und nicht Glaubensschulungen.

Soweit jedenfalls die Antwort aus unserem Stall.


ich stimme dir insoweit zu, daß die kirche kein eigentlicher erwachsenenverein ist. die kirche ist die gemeinschaft der gläubigen, und soweit säuglingstaufe praktiziert wird gehören selbstverständlich auch die kleinsten kinder zu dieser glaubensgemeinschaft. aber auch wenn die kirche eine gemeinschaft von christen jeden alters ist, sind nebenbei bemerkt die führungsköpfe (klerus), die das evangelium auslegen, im übrigen stets erwachsene.
auch wenn du vielleicht für dich als kirchenpfadfinder dein individuelles selbstverständis anders definierst, so ist doch eine wichtige aufgabe der kirchenpfadfinderei, speziell jugendliche und kinder im und zum glauben an christus zu führen. und das halte ich als christ für eine durchaus gute sache, die zu fördern ist, denn schließlich geht es um das seelenheil.
auch von den kirchengemeinden werden die kirchenpfadfinder mit diesem gedanklichen hintergrund zum glück deutlich gefördert. und auch das ist gut so. als christ bin ich auch gerne bereit, dafür hart erarbeitetes geld zu geben.

solange eine aufgabe der kirchenpfadfinderei ist, im und zum glauben zu führen, ist sie selbstverständlich nicht weltanschaulich neutral, sondern hat einen festen von außen vorgegebenen erziehungsauftrag, nämlich eine bestimmte weltanschauung zu verbreiten. somit erfüllt die kirchenpfadfinderei nicht die mit der eigentlichen jugendbewegung ("meißner-jugend") verbundenen innere offenheit auch den unterschiedlichsten weltanschaulichem zielen gegenüber, und somit sehe ich kirchenpfadfinder keinesfalls in der tradition des hohen meißners.

ähnliches gilt für gruppen mit einer vorgegebene politische ausrichtung. die HDJ als gruppe etwa hat ein festes politisches ziel, das sie durchsetzen will. da ist nichts von offenheit zu spüren, also sehe ich diese weltanschaulich ausgerichtete gruppe nicht als in der tradition der jugendbewegung stehend. egal ob sie nun bündisch ist nicht.

wenn die pfadfinder staatstreue (!!!) als grundlage ihrer gruppenarbeit sehen,

Zitat
Ein Pfadfinder ist treu gegenüber dem (britischen) König und dessen Beamten, seinen Eltern, seinem Land, seinen Vorgesetzten und denen, die unter seinem Befehl stehen.


ist dem einzelnen auch ein ziel vorgegeben, das im widerspruch zur inneren offenheit der jugendbewegung im engeren sinne steht.

Zitat
[i]Original geschrieben von dieChrissi[/i
Da ich nun mal Pfadfinderin in der Bundesrepublik Deutschland bin, und ich einen verantwortungsbewußten Bürger dieser nationalen Gemeinschaft erziehen möchte, heißt das sehr wohl, dass damit eine Erziehung hin zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung verbunden ist. Und aus dieser Kombination - Erziehung eines verantwortungsbewußten Bürgers und der Orientierung an unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung - ergibt sich eine klare inhaltliche Ausrichtung. Dies sollte wohl für alle deutschen Pfadfinder seit 1949 gelten, die das internationale Pfadfinderziel anerkennen. In dieser Tradition stehe ich.
Wenn ich nicht Pfadfinderin in Deutschland wäre, wäre mir auch die jugendbewegte und bündische Tradition schnurzpiepegal.


das sind klare worte. pfadfinderei, die auch noch meint, ein von außen (!) vorgegebenes erziehungsziel nachkauen zu müssen, ist in der regel staatstragende jugend, die vielleicht irgendwelche (von mir vielleicht praktizierten, aber als nicht sonderlich wichtig empfundenen) bündischen stilelemente übernommen hat und deshalb meint, irgendwie-doch-auch-bündisch zu sein, faktisch aber doch vor allem staatstragende jugend bleibt. - und somit kaum in der tradition des meißners steht. aber - um es noch einmal deutlich zu sagen - es gibt wichtigeres in dieser welt als in der tradition eines hohen meißners zu stehen. es gibt schließlich auch andere traditionen, auf die man sich berufen kann.



Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von schwarzk&ouml;nig am 19.04.2008 - 04:17.
Beitrag vom 19.04.2008 - 04:09
Diesen Beitrag melden   zum Anfang der Seite
Gast schwarzkönig  
RE:
Gast
Zitat
Original geschrieben von sadarji
Bei den Verhandlungen bis 1934 über eine eventuelle Aufnahme der Reichsschaft deutscher Pfadfinder vom damaligen Internationalen Büro (heute WOSM), ging es auch um die Frage der Loyalität gegenüber ihrem Staat. Die Vertreter der deutschen Pfadfinder hatten ein Problem mit der unbedingten Treue gegenüber ihrem damaligen Staat, die ihnen der Weltverband abverlangt hatte, bereits damals saßen viele ihrer Kameraden wegen bündischer Umtriebe im Gefängnis oder Jugend-KZ. Die HJ hätte dieses Kriterium dagegen ohne weiteres erfüllt.


das wäre eine mögliche interpretation.
wenn dies zutreffen würde,
- weshalb wurde die nicht bislang sonderlich bedeutende winzig kleine reichsschaft als einzige konfessionell unabhängige pfadfindergruppe nicht verboten, sondern von der reichsjugendführung gefördert?
- warum empfand das internationale büro dann die herren plewe und consorten (reichsschaft) als verhandlungsführer hitlers, denen deshalb im gegensatz zu vielen anderen deutschen pfadfindern und bündischen nicht zu trauen waren?
was hältst du stattdessen von der interpretation, daß diese pfadfinderführer ihrem reichsschafts-lilienbanner untreu wurden, es gegen eine hakenkreuzfahne umtauschten und versuchten, die reichsschaft als kleine HJ-elitegruppe zu internationaler anerkennung zu führen, wodurch auch das "neue deutschland" international etwas hoffähiger gewesen wäre? und als diese herren dann keinen erfolg hatten, sie dann von der reichsjugendführung wie eine heiße kartoffel fallengelassen wurden?
Beitrag vom 19.04.2008 - 04:32
Diesen Beitrag melden   zum Anfang der Seite
Gast schwarzkönig  
RE: Richtig: Hoher Meißner
Gast
Zitat
Original geschrieben von Arnold (Arno)
Wichtig wäre vorerst eine intensive Auseinandersetzung mit der Meißnerformel. In welchem innenpolitischen Klima der damaligen Zeit konnte sie so entstehen? Bedenken wir bitte, dass der Textverfasser Gustav Wyneken später als Sprecher auf dem Hohen Meißner abgelehnt wurde, stattdessen sprach der evangelische Theologieprofessor Gollwitzer (Und führen, wohin Du nicht willst) Man beachte nur , wie der Name Wyneken heutzutage von "jugendbewegter" Seite weiterhin diskreditiert wird.


wobei es wynecken auch nicht zu dieser veranstaltung zog, er wurde an diesen tagen im heimischen göttingen gesichtet und machte dort gegenüber jungenschaftern, die ihn gerade an diesen tagen besuchten, abfällige bemerkungungen über die teilnehmerkreise des 63er lagers...
weißt du übrigens, ob wynecken zuvor überhaupt interesse geäußert hatte, 1963 auf dem hohen meißner zu sprechen? mich würde das sehr wundern, denn diese kreise paßten nicht zu ihm!
Beitrag vom 19.04.2008 - 04:47
Diesen Beitrag melden   zum Anfang der Seite
Baumstruktur - Signaturen verstecken
Seiten (6): < zurück 1 2 (3) 4 5 weiter > vorheriges Thema   nächstes Thema

Gehe zu:  
Es ist / sind gerade 0 registrierte(r) Benutzer und 653 Gäste online. Neuester Benutzer: Katharina
Mit 5460 Besuchern waren am 01.02.2023 - 02:39 die meisten Besucher gleichzeitig online.
Alles gute zum Geburtstag    Wir gratulieren ganz herzlich zum Geburtstag:
büffel (56), Dom (33), Ernie (20), fabs (40), KlausiPB (51), tui-2001 (56), Uwe (58)
Aktive Themen der letzten 24 Stunden | Foren-Topuser
 
Seite in 0.10087 Sekunden generiert


Diese Website wurde mit PHPKIT WCMS erstellt
PHPKIT ist eine eingetragene Marke der mxbyte GbR © 2002-2012