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Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Fahrt, Lager und sonstige Treffen » Sinn und Unsinn eines World Scout Jamboree

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12 Beiträge in diesem Thema (offen) Seiten (1): (1)
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Ocho ist online Ocho  
Themenicon    Sinn und Unsinn eines World Scout Jamboree
40 Beiträge
Moinsen,

ich frage mal ganz provokativ, wie steht Ihr zum World-Jamboree im allgemeinen, von den Problemen in Korea völlig losgelöst.

Mal ganz abgesehen von den Kosten eines jeden TN (aus Deutschland), halte ich die Veranstaltung für aus der Zeit gefallen.

Ich denke, der einzelne Jugendliche ist gar nicht in der Lage einen Nutzen für sich oder sein eben aus einer solchen Veranstaltung zu ziehen. Natürlich ist die Begegnung auch international ein wichtiger Teil des Pfadfinderseins. Aber 45.000 Leute auf einem Platz, da würde ich mich mit etwa gleich vielen Leuten unterhalten, als wenn es da 4.500 oder 450 Teilchen hätte.

der Pfadfinder an sich hat doch auch nur 24 h am Tag Zeit, ich habe keine Ahnung, 3 Programmzeiten, vor- und nach dem Mittag, sowie den Abend. Welchen Mehrwert bringt es mir, wenn es neben meinem Programmpunkt / Workshop nicht 3, 9 oder 12, sondern 600 andere Angebote gibt?

Ich bin bestrebt, gerade weil wir ein verhältnismäßig kleiner Stamm sind, möglichst viele Veranstaltungen unserer übergeordneten Ebenen mitzunehmen und blicke gerne auch mal über den DPSG-Horizont hinaus, aber beim finde ich, dass der Ressourcenverbrauch dem Nutzen in keinem guten Verhältnis gegenüber steht.

Ich freue mich auf das Bezirkslager 2024, auf das Diözesanlager 2027 und all die Stufenveranstaltungen bis dahin, wo man neue Leute trifft und solche, die man nur auf diesen Veranstaltungen wiedersieht.

Zum Intercamp wollten wir auch immer schon mal, vielleicht wird das ja mal was, das ist dann jedes Jahr und man wird vielleicht mit einigen Leuten "gemeinsam groß"...

Ich hoffe, das ist nicht zu wirr, wie sehr Ihr das?


Ocho

Beitrag vom 08.08.2023 - 21:39
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Almi ist offline Almi  
423 Beiträge
Almi`s alternatives Ego
Als Nicht-WOSM-Mitglied ist das eine für mich rein theoretische Diskussion. Jamborees sind der absolute Hammer. Wie sonst sollte man als Heranwachsender des Zielalters jemals eine solche Möglichkeit haben, die Internationalität des Pfadfinderseins in geballter Form zu erleben? Als mein Sohn (der ist WOSM-Mitglied) "seine" Einladung erhielt, war hier ne Stimmung, als hätte er seine Einschulungsaufforderung zu Hogwarts erhalten. Welch eine Gelegenheit! Man kommt ja auch nicht alle Tage in die (in seinem Falle) USA. Also als Familie sind wir da jedenfalls nicht unterwegs - und selbst wenn, wäre das ja was ganz anderes. Er fand das Lager unglaublich beeindruckend. Angesprochen auf die Korea-Kritiken sagte er gestern: "Das Essen beim Jamboree in USA war auch Scheiße. Aber nicht, weil es schlechte Qualität gehabt hätte, sondern weil es halt amerikanisches Essen war. Spielte aber keine Rolle."

Klar fällt mir an Kritik alles mögliche ein. Umweltaspekte. Oder dass zwar vorher X Vordrucke ausgefüllt werden mussten, was das Risiko bei evtl. Rafting-Touren angeht, aber nicht die für Amerikaner irrelevante Frage gestellt wurde, ob man damit einverstanden ist, dass der Sohnemann lernt, mit einem Scharfschützengewehr zu schießen. grosses Lachen
Die Kosten waren horrend. Und da mein Sohn der einzige Teilnehmer seines Stammes war, gab es zwar das theoretische Angebot, dass der Stamm unterstützen *könnte*, aber die zu Kuchenverkaufsaktionen nur für meinen Sohn zu nötigen, fand ich dann etwas daneben und Opa war bereit, diese Bildungsmaßnahme großzügig zu finanzieren. Ich finde es aber grundsätzlich gut, dass die Teilnehmerbeiträge sich am BIP des jeweiligen Herkunftslandes orientieren.

Allenfalls *könnte* man über das hohe und kostenintensive Niveau diskutieren, aber ich denke, dass man anders 50.000 Teilnehmer:innen überhaupt nicht "gemanagt" bekommen würde und es soll ja nicht "irgendein" Lager sein, sondern ein lebenslang in Erinnerung bleibendes Erlebnis. Dazu kann auch ein medienwirksamer Bear Grylls beitragen, der sich aus dem Helikopter abseilt. Das ist nix, was ich bei meinem nächsten Pfingstlager bräuchte, logisch. Mein Sohn fands zwar völlig verrückt, aber auf eine beeindruckende Art. Wenn man nun sagen würde, klar, Jamborees kann man "mal" machen, aber doch nicht alle x Jahre, so darf man nicht vergessen, dass jede heranwachsende Generation nur einmal in ihrem Leben ins Zielalter fällt und eingeladen wird.

450 Teilnehmer vs. 50.000 Teilnehmern machen auch für den Teilnehmer einen erheblichen Unterschied zum Gesamteindruck und der möglichen Programmvielfalt. Mein Sohn hat jedenfalls erheblichen Nutzen aus seiner damaligen Teilnahme gezogen. Das war definitiv im positivsten Sinne persönlichkeitsbildend und kam in genau dem richtigen Alter.
Beitrag vom 09.08.2023 - 08:16
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moggeCP ist offline moggeCP  
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Was Almi sagt.

Sicher ist es eine ultimative Möglichkeit, so geballt so viel Internationalität erleben zu können.
Und am Ende des Tages muss jeder Teilnehmer selber schauen, wieviele und in welcher Intenstiät er internationale Kontakte und vielleicht sogar Freundschaften knüpft. Pfadfinder ist für mich immer das, was man selber draus macht.

(Gerne schaue ich auf meine beiden Auslandszeiten in England und Litauen zurück; da pflege ich bis heute einige sehr enge Freundschaften ins europäische Ausland und wir sehen uns, so oft es geht.)

Tolle Erfahrungen wünsche ich jedem und gerade beim deutschen Kontingent und bei der KL und allen anderen Verantwortlichen, habe ich das Gefühl, dass die sich wirklich mit Leidenschaft einbringen, um das den Teilnehmern zu ermöglichen.

Interessiert verfolge ich auch die Berichterstattung des US- und des UK-Kontingent; das wirkt jetzt alles ein wenig wie "Brot und Spiele" auf mich:
Fun und Entertainment (Citybus-Tour, Kart-Fahren, Legoland besuchen...) und gutes Essen - das US-Militär hat gut gekocht, es gab sogar Steaks zum Frühstück und Snacks, Snacks, Snacks 24/7. Man, so muss das Schlaraffenland sein. Dazu vorab die große Freude, dass Koreaner mit Bussen angereist sind, um die Klos auf dem Jamboree zu putzen..
US-Kontingent auf einem US-Militärstützpunkt untergebracht, die Briten in Hotels.

Das zeigt, wie katatstrophal die Situation zuvor eingeschätzt bzw. erlebt wurde (Die Amis und Briten sind ja vorzeitig abgereist) - da muss die Öffentlichkeits-Abteilung nonstop betonen, wie gut doch das Essen sei! Und die koreanische Regierung verteilt fleißig kostenlose Stadion-Tickets, damit wenigstens ein paar schöne Bilder bleiben.

Aber da bin ich vielleicht auch einfach Kind der deutschen Pfadfinderbewegung - ich weiß sehr wohl, dass es international durchaus anders aussieht mit "Bespaßung" und verstehe auch, dass man bei 50 k Teilnehmern bei der Lagereröffnung (opening ceremony) nicht ein Pagodenfeuer in der Jurte entzündet und alle "Von überall sind wir gekommen.." singt. Da braucht es eben die Bühnenshow inkl. Abschlussfeuerwerk.... Ironiemodus: Das ganze wirkte auf mich wie eine gute Mischung aus Wacken und Grand Prix de la Chanson... ;-)

Ein bitte nicht ganz ernstzunehmenes Abschlusswort zum Thema "Bear Grills seilt sich vom Heli" ab: Ich kenne mind. eine deutsche Gruppe (sogar WFIS-Mitglied!), die auch schon mal mit Helikoptern gesehen wurden. cool




Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von moggeCP am 09.08.2023 - 10:53.
Beitrag vom 09.08.2023 - 08:36
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HathiCP ist offline HathiCP  
RE:
Moderator
3846 Beiträge
Zitat
Original geschrieben von Almi
Klar fällt mir an Kritik alles mögliche ein. Umweltaspekte. Oder dass zwar vorher X Vordrucke ausgefüllt werden mussten, was das Risiko bei evtl. Rafting-Touren angeht, aber nicht die für Amerikaner irrelevante Frage gestellt wurde, ob man damit einverstanden ist, dass der Sohnemann lernt, mit einem Scharfschützengewehr zu schießen. grosses Lachen



Die Schießen maximal Kleinkaliber, von Scharfschützengewehren ist man da meilenweit entfernt. Für uns ungewohnt, für die Amies "state of art". BTW, ich hab da ein Foto von einem Mitschreiber in diesem Faden mit Luftgewehr im Gilwellpark lachend

Der Umweltaspekt halte ich in diesem Falle für besonders tragisch. Für den Lagerplatz wurde anscheinend ein asiatisches Wattenmeer mit Sand zugeschüttet, darauf soll dann ein neues Industriegebiet entstehen und um etwas greenwashing zu betreiben, lässt man auf dem zukünftigen Industriekampus mal kurz 50000 Pfadfinder zelten. Auf einem Platz der nicht regenresistent ist und auf dem es kein Baum und kein Strauch gibt, das finde ich sträflich.
Hierzu ein Artikel aus der SZ, der das ziemlich gut darstellt: Süddeutsche Zeitung

Meiner Meinung nach aber werden solche Event irgendwann auslaufen, also wenn ihr Kinder habt, schickt sie 2027 nach Polen, WOSM hat sonst keine oder nur noch sehr wenig Bewerber mehr für solche Megaevents.
Wenn man keine Megazeltplätze wie die Amerikaner mit Ihrem West-Virginia Platz haben, dann wird das auch immer unkalkulierbarer.

Edit: Wenn ich als Jugendlicher gekonnt hätte, wäre ich bestimmt auch gefahren. Ganz sicher ein tolles Erlebnis, den noch habe ich auch ohne Jamboree viele Kontakte und gute Freundschaften zu Pfadfindern in verschieden Teilen der Welt, einige davon auch besucht.....(jetzt oute ich mich!) mit dem Flugzeug. cool



Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed!


Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von HathiCP am 09.08.2023 - 10:06.
Beitrag vom 09.08.2023 - 09:38
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moggeCP ist offline moggeCP  
RE: RE:
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von HathiCP

Die Schießen maximal Kleinkaliber, von Scharfschützengewehren ist man da meilenweit entfernt. Für uns ungewohnt, für die Amies "state of art". BTW, ich hab da ein Foto von einem Mitschreiber in diesem Faden mit Luftgewehr im Gilwellpark lachend



Selbst die Lagerverpflegung (Frühstück mit Getränken) war dort ungewöhnlich bis kreativ, zumindest für einen deutschen Feinschmeckergaumen - wie mir berichtet wurde!



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von moggeCP am 09.08.2023 - 10:37.
Beitrag vom 09.08.2023 - 10:06
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Pitt ist offline Pitt  
300 Beiträge
Die Frage nach dem Sinn oder Unsinn eines Jamboree läßt sich wohl kaum vereinfacht beantworten.
Im Laufe der vergangenen hundert Jahre hat sich die Pfadfinderbewegung gravierend verändert und daraus ergeben sich auch ganz unterschiedliche Blickwinkel. Je nach dem, wo der Betrachter gerade steht.
In meinem Stamm hat es da im Laufe der Zeit eine starke Veränderung in der Betrachtung solcher Treffen gegeben. In den ersten 15 Jahren nach der Stammesgründung war die Teilnahme nie ein Thema gewesen. Wir haben eine dreiwöchige Lapplandfahrt für wertvoller gehalten. Persönlich sehe ich das auch immer noch so, zumal ich hier die ganze Gruppe ansprechen und mitnehmen kann ( zumindest theoretisch).
In den 80er und 90er Jahren ging die Einladung zur Jamboreeteilnahme immer über den Stammesführer (also zumindest im BdP). Somit gab es natürlich auch eine Entscheidungshoheit auf dieser Ebene, ob man dem Kontingent Stammesmitglieder zukommen lässt. Und natürlich gab es eine Auswahl, wer für eine Teilnahme in Frage kommen könnte.

Die Anzahl der Jamboreeteilnehmer aus dem BdP in dieser Zeit war deutlich geringer, obwohl der Bund damals größer war.
Durch die gezielte Einladung aller Pfadfinderinnen und Pfadfinder in den Ringverbänden durch den Ring, spielt die Stammesebene keine Rolle mehr. Dieses Prozedere hat den Teilnehmerkreis gewaltig erweitert. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Ich bin aber auch kein Stammesführer mehr...und deshalb ist meine Meinung auch eher unerheblich.

Seit den 2000er Jahren fahren Mitglieder meines Stammes regelmäßig zum Jamboree und zum Teil auch in beachtlicher Anzahl. Waren es 2002/2003 in Thailand noch drei Sipplinge, waren es 2019 in den USA bereits fünf Sipplinge. Das hat aber natürlich auch mit der zunehmenden Normalität von Fernreisen in unserer Gesellschaft und der steigenden Bereitschaft und Möglichkeit, dafür einen entsprechend hohen Geldbetrag auf den Tisch zu legen, zu tun.
Dabei habe ich jedoch das Gefühl, daß die Quantität der Qualität den Rang abgelaufen hat. Die Jugendlichen verstehen das Jamboree als "krasses Event" mit Traditionshintergrund, der aber keine nennenswerte Rolle mehr spielt.
Das dabei jedoch wertvolle Begegnungen stattfinden, steht außer Frage. Die Nachhaltigkeit im Bezug auf die völkerverständigende Wirkung für den einzelnen Pfadfinder, hat jedoch in meiner Beobachtung im Laufe der vergangenen hundert Jahre abgenommen. Ich beziehe mich da auf viele Gespräche mit Jamboreefahrern aus dem BDP und BdP in dem Zeitraum von 1951 bis heute.

Klammere ich die Problematik des ökologischen Füßabdruckes solcher Großveranstaltungen mal aus (das wäre ein wirklich weites Feld, mit immensem Diskussionsbedarf ) und stelle mein ganz persönliches Befremden des gegenwärtigen internationalen und nationalen Scoutismus in den Hintergrund (bin halt ein alter Sack mit Traditionshintergrund...), dann würde ich trotzdem jeder Pfadfinderin und jedem Pfadfinder eine Teilnahme wünschen. Irgendeinen Erkenntnisgewinn wird es für das spätere Leben wohl geben.
Alle die nicht mitfahren können oder dürfen, wünsche ich ereignisreiche Großfahrten mit spontanen internationalen Begegnungen.


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Pitt am 09.08.2023 - 18:20.
Beitrag vom 09.08.2023 - 18:17
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moggeCP ist offline moggeCP  
RE:
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Pitt


Das dabei jedoch wertvolle Begegnungen stattfinden, steht außer Frage. Die Nachhaltigkeit im Bezug auf die völkerverständigende Wirkung für den einzelnen Pfadfinder, hat jedoch in meiner Beobachtung im Laufe der vergangenen hundert Jahre abgenommen. Ich beziehe mich da auf viele Gespräche mit Jamboreefahrern aus dem BDP und BdP in dem Zeitraum von 1951 bis heute.




Dazu würde ich gerne mehr erfahren, wenn Du magst, weil ich bisher noch keinen Kontakt zu jugendlichen Jamboreefahrern hatte.



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 09.08.2023 - 19:50
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Pitt ist offline Pitt  
300 Beiträge
Ich mag !
Um den Unterschied zu verdeutlichen würde ich in eigenen Worten wiedergeben, was mir ein (mittlerweile verstorbener) Teilnehmer des Jamborees 1951 in Bad Ischl erzählt hat.
Besonders hervorgehoben wurde die Erkenntnis, zu einer weltumspannenden Bewegung zu gehören, die sich in einem kameradschaftlichen Bruderschaftsgedanken ausdrückte. Nun war es das erste Jamboree an dem deutsche Pfadfinder offiziell teilnehmen durften und somit sichtbar in diese weltweite Bruderschaft aufgenommen wurden.
Das ist deshalb erwähnenswert, weil die Väter der teilnehmenden Jungen sich sechs Jahre zuvor noch in unterschiedlichen Fronten gegenseitig mit Waffengewalt nach dem Leben trachteten und die Deutschen bekannterweise hier eine Hauptschuld an diesem Orlog trugen.
Einige Jungen waren Halbweisen geworden, hatten ihre Väter in sowjetischer Kriegsgefangenschaft oder mussten ihre Geburtsorte auf der Flucht verlassen.
Da war die vollzogene Handreichung, vor allem der Pfadfinder aus ehemals gegnerischen Nationen, ein Schritt mit prägendem Symbolcharakter.
Das hat nicht unbedingt zu einer Weltbürgerbewegung geführt, aber dem westlich orientierten Europagedanken durchaus geholfen.

Durch die Kriegsereignisse war die Welt und vor allem Europa in zwei Blöcke gespalten. Einige osteuropäische Pfadfinderverbände, die in den 20er und 30er Jahren auf dem internationalen "Pfadfinderparkett" eine Rolle spielten, waren nur noch als kleine Exilpfadfinderkontingente vertreten. Man solidarisierte sich und verstand sich als legitime jugendliche Vertreter der "freien Welt" - geeint durch eine sehr ablehnende Haltung zum Kommunismus.
Das mag heute sehr staubig und nach kapitalistischer Propaganda klingen, ist aber im Kontext der Zeit durchaus ein ernstzunehmender internationaler Kitt gewesen.

Viele deutsche Pfadfinder kannten die weite Welt nur aus der Wochenschau, Abenteuerromanen und Hagenbecks Völkerschauen. Fernreisen in exotische Länder waren die Ausnahme. Das war jetzt nicht gerade ein sehr breitgefächerter Blick auf die Welt. Die direkte Begegnung auf dem Lager, in kameradschaftlicher Atmosphäre, schaffte da schon ein deutlich greifbareres Bild.
Die traditionellen folkloristischen Vorführungen der einzelnen nationalen Kontingente verstärkten diese Wirkung.

Die folgenden Jamborees der 50er und auch noch der frühen 60er Jahre scheinen ähnlichen Einfluss gehabt zu haben, wenngleich sich das Lagerbild von Jamboree zu Jamboree technisch immer mehr aufrüstete. Das hat im BDP bei einigen Puristen, damals schon, für Unbehagen gesorgt.

Unsere ( also die Jamboreeteilnehmer der vergangenen 20 Jahre aus meinem Stamm) kommen zwar ebenfalls euphorisiert wieder nach Hause, haben aber weniger den Völkerverständigungsgedanken im Gepäck, sondern berichten von einer "geilen Zeit" mit vielen Begegnungen. Manches sorgt zwar für Irritationen (Berge von Müll, Festivalcharakter, aufwendige Technik im Lager, Showeinlagen...), wird aber schnell als gegeben hingenommen und dann durchaus mit viel Freude konsumiert.
Insofern ist Dein Vergleich mit Wacken und ESC wahrscheinlich gar nicht so falsch.

Vor 30 Jahren versuchten BdPer noch mit dem Verpflegungsorganisator der koreanischen Pfadfinder über Müllvermeidung zu diskutieren. Der arme Mann hatte keine Ahnung was die umweltschutzaffinen Pfadfinder aus Deutschland überhaupt von ihm wollten. überrascht
Heute werden solche Dinge zwar bemerkt aber in der Regel nicht mehr großartig diskutiert und scheinbar dann auch nicht kritisiert.

Bei unseren Sipplingen ist die Nachwirkzeit also scheinbar schneller vorbei als in früheren Jahrzehnten.
Das mag aber auch daran liegen, das viele in der Folgezeit noch Auslandssemester, Work and travel und ähnliche Möglichkeiten der internationalen Begegnung nutzen. Da wird so ein Jamboree halt zu einem Baustein von diversen Begegnungsformen.


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Pitt am 10.08.2023 - 00:18.
Beitrag vom 10.08.2023 - 00:10
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Pitt ist offline Pitt  
300 Beiträge
Unterhaltsame Nachbemerkung:
Als ich die Jamboreefahrer vor vier Jahren fragte: "Na - wie war`s ?"
Erhielt ich zur Antwort: " Also Dir hätte es bestimmt nicht gefallen. Dir sind ja schon Landespfingstlager zu groß !"

Wahrscheinlich haben sie recht.


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Pitt am 10.08.2023 - 00:33.
Beitrag vom 10.08.2023 - 00:32
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Ocho ist online Ocho  
RE:
40 Beiträge
Moinsen,

Zitat
Original geschrieben von Pitt

Ich mag !
...
Da wird so ein Jamboree halt zu einem Baustein von diversen Begegnungsformen.



Ja, so in etwa sehe ich das auch, muss dem Pitt nur zugestehen, sich besser ausdrücken zu können.
(Und das ich niemanden kennen lernen durfte, der "früher" auf einem Jamboree war.)

Die Technisierung auf Lagern geht mir auch vollkommen gegen den Strich. Dass es eine Bühne mit Mikrophon und Lautsprechern braucht, wenn einige 100 oder 1.000 Menschen zusammen sind, das will ich ja noch einsehen, das es dann eine gewisse Beleuchtung dieser Person geben sollte, da gehe ich auch noch mit. Aber das die Bühnentechnik auf einem Pfadfinderlager mit einem mittelgroßen Festival mithalten kann, das halte ich für völlig am Thema vorbei. Das kann aber ein DPSG-Problem sein...

Der letzte Satz erinnert mich an eines der guten Gespräche, die ich während meiner Bundeswehrzeit mit meinem Kommandeur führen durfte.
Er bemerkte, das in der Anfangszeit alleine die Ausbildung in u.a. den USA viele junge Menschen, die gar keine "Militaria" waren, zu den Fliegern oder der bodengebundenen Luftverteidigung gezogen hat, was heute nicht mehr zieht, da man sich mit leicht überdurchschnittlichen Einkommen wesentlich exotische Ziele leisten kann.

Sorry für das OT in den letzten beiden Absätzen.

Ocho
Beitrag vom 10.08.2023 - 08:31
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HathiCP ist offline HathiCP  
Moderator
3846 Beiträge
Jurtenland hat hierzu einen guten Text aus der Elternsicht geschrieben. Er hat ihn auf seinem privaten Facebook account und in Jurtenland - Zelte mit Feuer im Herzen veröffentlich.
Bei Pfadfinder-Info ist er auch auf FB geteilt.



Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed!
Beitrag vom 10.08.2023 - 14:40
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moggeCP ist offline moggeCP  
RE:
2773 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Pitt


Bei unseren Sipplingen ist die Nachwirkzeit also scheinbar schneller vorbei als in früheren Jahrzehnten.
Das mag aber auch daran liegen, das viele in der Folgezeit noch Auslandssemester, Work and travel und ähnliche Möglichkeiten der internationalen Begegnung nutzen. Da wird so ein Jamboree halt zu einem Baustein von diversen Begegnungsformen.



Danke für deine Ausführungen und gerade der letzte Satz leuchtet total ein.
Ich bin gespannt, wie sich das WSJ (und andere Großevents) weiterentwickeln wird.

Jedem Menschen wünsche ich eine (geistige) Heimat zu haben und gleichzeitig die Möglichkeit, auch mal über den Tellerrand schauen zu können und vielleicht sogar Freundschaften für's Leben schließen zu können. (Ob jetzt auf einem Jamboree oder wo sonst).
Ich bin aber überzeugt, dass beides einem gelingenden Leben zuträglich ist.

Ein kleines OT: Als ich via Erasmus in England studieren durfte, hätte es mannigfalte Möglichkeiten gegeben, in kürzester Zeit seine Adressbücher/Facebook-Freundeslisten zu füllen.
Ich hab mich auf wenige Dinge beschränkt, dort aber umso intensivere Begegnungen gehabt, aus denen, wie ich oben schrieb, auch Freundschaften für's Leben wurden.

Ein zweites OT: Nach dem Examen hatte ich das Privileg, ein halbes Jahr in einer litauischen Gemeinde und in der Diakonie mitarbeite zu dürfen. Obwohl Litauen geographisch zu Mitteleuropa gehört (und dort auch der geographische Mittelpunkt Europas liegt!) war es doch zeitweise eine ganz andere Welt (für mich). Heimgekehrt bin ich mit vielen Eindrücken, aber auch Demut, wie mit einfachsten (finanziellen) Mitteln zum Wohle der Menschen gearbeitet werden kann.




Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 10.08.2023 - 14:45
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