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https://flensburg.stujo.net/stellenangebote/9861
In dieser spannenden Stellenanzeige der Jomsburger habe ich folgenden Begriff gefunden: "unpolitische Vereinigung junger Menschen".
Das ist meiner Meinung nach nicht der richtige Begriff, aus u. a. diesen Gründen:
- Wer aktive Jugendarbeit betreibt, ist nie unpolitisch, da dadurch die Gesellschaft in irgendeiner Weise verändert wird.
- Wer in Gremien sitzt, die Beschlüsse und Forderungen formulieren, ist ganz sicher nicht unpolitisch. Das fängt schon beim örtlichen Jugendring an, ist aber bei den Jomsburgern noch sehr viel mehr, da diese über ihren Dachverband DPV im Bundesjugendring sitzen und damit sogar bundespolitische Meinungen, Forderungen und Atkionen entweder mittragen oder ablehnen - was auch eine politische Äußerung ist.
Gemeint ist meiner Meinung nach nicht eine unpolitische Arbeit, sondern eine nicht parteipolitische Arbeit. Mich würde interessieren, warum dieser Begriff "unpolitisch" dennoch explizit verwendet wird.
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www.buendische-termine.de |
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Beitrag vom 03.06.2021 - 10:27 |
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415 Beiträge
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Es gibt mindestens zwei Möglichkeiten - und bei den Urhebern selbst nachzufragen könnte als einziges helfen, die Wahrheit rauszufinden. Ich bin ein großer Freund davon, das einfach zu machen. Mich persönlich interessiert die Frage aber nicht genug, um es zu tun ;-)
a) die verwenden den Begriff falsch. Sie schreiben "unpolitisch" und meinen "parteipolitisch neutral".
(Ähnliche Fehlinterpretationen gibt es oft auch bei "interkonfessionell" wenn eigentlich un-konfessionell o.ä. gemeint ist).
(Parteipolitische Neutralität ist in meinen Augen allerdings punktuell oft auch schwer, weil z.B. das Bekenntnis zu konsequentem Umweltschutz einhergehen kann mit klaren Positionen konkreter politischer Parteien - ein Einsatz für Forderungen von Fridays for Future könnte, weil bei deren Demos auch die Grünen mitmarschieren (auch wenn man nicht in Kluft mitlaufen würde!), die parteipoltische Neutralität es erforderlich machen, dass man da Zurückhaltung übt. Oder eben auch nicht - eine Frage des Blickwinkels.)
b) die meinen das tatsächlich ernst, d.h. das könnte bedeuten, dass diejenigen, die da aktiv sind, keine Parteizugehörigkeit haben dürfen. Nicht lachen: Das war z.B. nach meiner Kenntnis im BDP annotuff (vor den '68ern) tatsächlich so, dass da keiner (zumindest nicht die Führer) einer politischen Vereinigung angehören dürften.
Grundsätzlich ist das aber ganz grundsätzlich eher danebengegriffen: Die Jomsburger gehören zum DPV. Der DPV übt für seine Mitglieder seit einigen (kurzen) Jahren auch ein politisches Mandat aus. Spätestens seit seiner Aufnahme in den Deutschen Bundesjugendring - der ist nämlich eine politische Interessensvertretung. Heißt:
c) die haben das einfach mit reingenommen, weil es sich gut anhört, vielleicht auch in der Satzung steht (und noch nie hinterfragt wurde) und damit wegen der Klufthemden bloß keiner auf die Idee kommt, dass das ein Jugendverband ist, der seine Mitglieder im (konservativen) Sinne einer geistigen Gehirnwäsche unterzieht. Vielleicht geht es auch in die andere Richtung: Sie sind umzingelt von Pfadfinderorganisationen, die durch politische Statements in Erscheinung getreten sind (PB Nord hat z.B. klare Statements in mancher Hinsicht) und wollen einfach nur klarstellen, dass sie das nicht sind.
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Beitrag vom 03.06.2021 - 11:09 |
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2767 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Almi
"interkonfessionell" wenn eigentlich un-konfessionell o.ä. gemeint ist). |
....was auch immer "unkonfessionell" meint... Das trifft es m.E. eben auch nicht mehr bei einer Pfadfindergruppe, die einfach nicht religiös gebunden, sozialisiert oder orientiert ist. Spätestens seit dem BMPPD hat sich das "gute alte" deutsche 3-Säulen-Modell überlebt.
Heino: Ich würde dort einfach nachfragen.
Davon abgesehen, finde ich das ne richtig coole Idee, nach Corona wieder in Fahrt zu kommen. Ich glaube, dass viele Kinder und Jugendliche darauf warten, wieder in Gruppen in die Natur zu kommen. Das meine ich zumindest bei meinem Stamm beobachtet zu haben, der auch während der Lockdowns im Rahmen der Möglichkeiten Angebote gemacht hat, die immer sehr schnell "ausgebucht" waren.
Gleichzeitg glaube ich aber auch, dass viele Gruppen (bei denen es zuvor vielleicht eh nicht mehr gut lief?) jetzt sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden werden. 
Von daher: Super Initiative!
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Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-) |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von moggeCP am 03.06.2021 - 11:42.
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Beitrag vom 03.06.2021 - 11:38 |
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Die Fehlverwendung ist doch offensichtlich, wenn man den nächsten Satz liest, in dem sich die Jomsburger zur FDGO bekennen.
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Beitrag vom 04.06.2021 - 08:42 |
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Moderator 961 Beiträge
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Ich würde gar nicht von Fehlverwendung sprechen.
Die Jomsburger in ihrem Selbstverständnis sind unpolitisch. Wie viele Bünde im DPV aus ihrer Geschichte heraus eine Politisierung von Pfadfinden stark ablehnen.
Dies ändert auch nichts daran, dass der DPV als Dachverband mittlerweile zunehmen politischer agiert und auch im DBJR Mitglied ist.
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Gut Pfad!
steini
Sapere aude!, Wage zu Wissen! |
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Beitrag vom 05.06.2021 - 18:09 |
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Zitat Original geschrieben von Steini
...Die Jomsburger in ihrem Selbstverständnis sind unpolitisch. Wie viele Bünde im DPV aus ihrer Geschichte heraus eine Politisierung von Pfadfinden stark ablehnen.
Dies ändert auch nichts daran, dass der DPV als Dachverband mittlerweile zunehmen politischer agiert und auch im DBJR Mitglied ist. |
Das ist ja dann ein weiterer Aspekt, den ich mit den mir vorhandenen Infos nicht nachvollziehen kann. Und ich weiß auch nicht, wer im DPV die treibenden Kräfte waren, die eine Mitgliedschaft im DBJR forciert haben. Soweit mir bekannt ist, bekommt man KJP-Mittel unabhängig von der Mitgliedschaft im DBJR, daher kann das nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen sein.
Ich könnte jetzt öffentlich spekulieren, wem es im DPV möglicherweise besonders wichtig ist, im DBJR vertreten zu sein und welche Gründe man da unterstellen könnte, das tue ich nicht. Aber um beim Ausgangsbeispiel zu bleiben: Wenn mir als Mitglied eines Dachverbandes meine möglichst (partei-)unpolitische Arbeit so wichtig ist und auch aus der Geschichte heraus nachvollziehbar erscheint, muss ich doch in letzter Konsequenz spätestens dann aus (m)einem Dachverband aussteigen, wenn sich dieser aufgrund einer Mehrheits- oder einstimmigen Entscheidung dafür entschließt, aktiv den Beitritt zu einem rein politischen Gremium anzustreben und mit einer Quasi-Mitgliedschaft ("Anschlussverband") auch erreicht. Wenn ich dann aber Mitglied bleibe, darf ich mir selbst doch nicht auf die Fahnen schreiben, völlig unpolitisch zu sein.
Einen Überblick, welche Positionen der DBJR vertritt und quasi wöchentlich neu aufstellt, findet sich hier: https://www.dbjr.de/positionen/
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www.buendische-termine.de |
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Beitrag vom 06.06.2021 - 11:47 |
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Ja Pfadfinder sind politisch |
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597 Beiträge
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Wie soll denn das sonst funktionieren ?
Ich will dem Frieden dienen und mich für die Gemeinschaft, in der ich lebe, einsetzen.
wie soll das denn sonst funktionieren ?
HgP Holzwurm - Petterweil
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Beitrag vom 06.06.2021 - 19:15 |
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Zitat Original geschrieben von Steini
Ich würde gar nicht von Fehlverwendung sprechen.
Die Jomsburger in ihrem Selbstverständnis sind unpolitisch. Wie viele Bünde im DPV aus ihrer Geschichte heraus eine Politisierung von Pfadfinden stark ablehnen.
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Da muss ich dir widersprechen. Die Jomsburger nennen in ihrem pädagogischen Konzept klare gesellschaftspolitische Ziele ihrer Arbeit: "Förderung der Völkerverständigung, des Naturschutzes und des sozialen Engagements". Wer das erreichen will, ist politisch aktiv.
Ich vermute, dass der Bund sich von der Parteipolitik abgrenzen will, möglicherweise auch davon, sich tagespolitisch zu äußern. Das ist ein traditionelles, enges Verständnis von Politik, wie es in den Pfadfinderbünden noch vor 20 oder 30 Jahren weit verbreitet war.
Ich glaube aber mich zu erinnern, auch schon Fotos von Jomsburger:innen in Kluft auf Demos gesehen zu haben.
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Beitrag vom 07.06.2021 - 10:00 |
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415 Beiträge
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Heino, da im DPV eine demokratische Abstimmung darüber erfolgte, ob man in den DBJR möchte (zudem zog sich das hin und gelang nicht im ersten Anlauf) ist davon auszugehen, dass diejenigen, die das wollten, klar in der Mehrheit waren. Zudem "tickt" der DPV ja grundsätzlich so, dass nie Grundsatzentscheidungen getroffen werden, indem eine Mehrheit eine Minderheit "überstimmt" - das ist vielmehr _sehr_ konsensorientiert. Ich gehe also davon aus, dass keiner der Delegierten aufsprang, auf den Tisch haute und sagte "mit uns nicht!".
Es lief m.E. so (haha, da schreibe ich gerade ein Buch drüber): Die Gründergeneration des DPV, die "gebrannte Kinder" der Linkspolitisierung des BDP '68 gewesen waren, traten altersbedingt peu a peu ab und die nachwachsende Generation befürchtet nicht gleich in jedem politischen Statement eine geistige Indoktrination ihrer Mitglieder.
Allerdings lief es von der Reihenfolge her nicht so, dass man erst die Sache mit der parteipolitischen Neutralität aufgeweicht und schließlich gekillt hätte; vielmehr war zuerst der Beschluss da, in den DBJR gehen zu wollen, um (zusammengefasst) überhaupt "ernst und wahr- genommen zu werden" (und ja, das hat in meinen Augen funktioniert) und dann stellte man schrittweise fest, dass sich das mit der aktuellen Satzung nicht verträgt und passte sie entsprechend an. Mit dem Ergebnis, dass der DPV jetzt ein politisches Mandat seiner Mitglieder wahrnimmt. Und ein jugendpolitisches Konzept hat. Wenn man da aber inhaltlicher Ebene reinguckt, kriegt man allerdings vermutlich selbst als gebranntes Kind der '68 _kein_ Krawattensausen.
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Beitrag vom 17.06.2021 - 09:36 |
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Danke Almi für die ausführliche Antwort. Da war auch für mich einiges an neuen Informationen dabei.
Hinter diesem Hintergrund (Satzungsänderung, politisches Mandat) wird es mir aber immer unerklärlicher, warum Mitgliedsverbände im DPV sich explizit als unpolitisch bezeichnen. Beides geht nun mal nicht: jugendpolitischer Player auf Bundesebene und völlige Neutralität.
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www.buendische-termine.de |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von HEINO am 17.06.2021 - 10:49.
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Beitrag vom 17.06.2021 - 10:14 |
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Moderator 961 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von HEINO
Beides geht nun mal nicht: jugendpolitischer Player auf Bundesebene und völlige Neutralität. |
Als ehem. Bundesführer eines DPV Bundes und stellv Vorsitzender im DPV kann ich den Ausführungen von Almi nur zustimmen. Die Beschreibung des Prozesses trifft es ganz gut.
Und Heino, für manche Bünde im DPV ist der Verband und was er macht unheimlich weit weg. Da wird das politische Mandat des Verbandes und das unpolitische Selbstverständnis des eigenen Bundes auch nicht als Widerspruch wahrgenommen.
Das mag für die Bünde/Verbände im rdp ganz anders aussehen - da ist es durchaus ein Selbstverständnis im DBJR aktiv zu sein und ein politisches Mandat wahrzunehmen.
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Gut Pfad!
steini
Sapere aude!, Wage zu Wissen! |
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Beitrag vom 17.06.2021 - 17:40 |
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