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Gestern vor 67 Jahren: Widerstands-Attentat auf Hitler
Mit der Tat des 20. Juli 1944 wollten die Männer um Beck, Goerdeler und Stauffenberg nicht nur Gewaltherrschaft und Krieg beenden, sondern auch ein Nachkriegsdeutschland und -europa mit auf den Weg bringen helfen, über dessen Gestalt sie sich jahrelang Gedanken gemacht hatten. 1)
Dabei flossen auch Gedanken der ehemaligen Bündischen Jugend mit ein, da nicht nur etwa Claus Graf Schenk von Stauffenberg ehemaliger Neupfadfinder war, sondern bis zuletzt dem sogenannten
"(Stefan) George-Kreis" angehörte, in dem auch die Gedanken der Bündischen Jugend weiterlebten. 2)
Viel zu wenig bekannt ist, dass diese Widerstandskämpfer meist aus Bamberg stammten. Viele von Ihnen waren wie Claus Graf Schenk von Stauffenberg und auch Carl Freiherr von Thüngen Offiziere des ehem. Bayerischen 17. Reiterregiments in Bamberg. Zum 60. Jahrestag des Attentats hat 2004 der damalige bayerische Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel eine Sonderausstellung im Bay. Armeemuseum in Ingolstadt eröffnet, die diesen Zusammenhang darstellte. 3)
Da auch der Mitbegründer der deutschen Pfadfinderbewegung Dr. Alexander Lion (ali) bis weit in die Weimarer Republik in Bamberg und später in Nürnbwerg als Generaloberarzt tätig war, er auch in die Auseinandersetzungen zw. Deutschen Pfadfinder Bund und Jung- bzw. Neupfadfinder involviert war, dürfte ein,- wie auch immer gearteter,- ideeller Einfluß auf die Gedanken der Attentäter nicht auszuschließen sein. 4)
Leider harren diese Zusammenhänge noch immer einer grundsätzlichen und wissenschaftlichen Untersuchung! Trotzdem sollten sie hier auch in dieser unvollständigen Form für uns im PT einmal eingestellt sein!
Anm.:
1) Ekkehard Klausa, Nachkriegsvorstellungen im Widerstand des 20. Juli 1944, in: Schlüsseljahr 1944, hrsg. von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Zur Diskussion gestellt, Nr. D 68, München, 2007, hier: S. 45
2) s. a. u.a. "Wikipedia"
3) Pressemeldung des Bay. Statsministeriums Nr. 149 / 2004 vom 19. Juli 2004
4) vtgl. zur Biografie Lions: Stephan Schrölkamp, Gründerväter der Pfadfinderbewegung, Bd. I, Baunach,2004
Edit: Ergänzung und RS
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 21.07.2011 - 16:01.
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Beitrag vom 21.07.2011 - 15:04 |
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Moderator 1559 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von roterwolf
sondern auch ein Nachkriegsdeutschland und -europa mit auf den Weg bringen helfen, über dessen Gestalt sie sich jahrelang Gedanken gemacht hatten. 1)
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Naja - jahrelang haben die meisten Teilnehmer dieses Attentats-Versuchs vor allem eines: mitgemacht bei Angriffskriegen, Völkermord etc.pp..
Und ihre Ziele darf man als eher heterogen ansehen. Da wurden im Grunde nur die ersten Schritte nach dem Attentat verbindlich abgesprochen.
Wirklich einig war man sich eigentlich nur darüber, dass nach geglücktem Militärputsch ein Separatfrieden mit den Westmächten geschlossen werden sollte, um den Krieg mit der Sowjetunion weiterführen zu können - was für einen mangelnden politischen Instinkt in großen Tüten spricht in Anbetracht der damaligen Lage. Das war einfach dilletantisch. Und politisch war da alles denkbar nach dem Attentat: von Militärdiktatur, Wiederbelebung der Monarchie uswusf.. Eine Demokratie heutiger Prägung wäre da nicht rausgesprungen.
Und so ehrenwert die Motive sicherlich waren: sie kamen den Betroffenen reichlich spät zu Bewusstsein und ins Gewissen.
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Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von Malte_B am 21.07.2011 - 20:48.
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Beitrag vom 21.07.2011 - 20:46 |
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2775 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Malte_B
Und so ehrenwert die Motive sicherlich waren: sie kamen den Betroffenen reichlich spät zu Bewusstsein und ins Gewissen. |
...nichts desto trotz haben sie etwas getan.
Ich weiß nicht, auf wessen Seite ich gestanden hätte, hätte ich damals gelebt. Und stünde ich auf der Seite der Widerständler, ich weiß nicht wie weit ich (mit)gegangen wäre.
Aber Du hast natürlich absolut recht, dass man alles sehr kritisch prüfen muss.
Ein Kapitel aus der jüngsten Geschichte Schleswig-Holsteins:
Lübecker Märtyrer
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Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-) |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von moggeCPD am 21.07.2011 - 21:30.
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Beitrag vom 21.07.2011 - 21:25 |
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RE: RE: RE: 20. Juli 1944 |
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Moderator 1559 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von moggeCPD
...nichts desto trotz haben sie etwas getan.
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Absolut richtig.
Wenn da bei Roter Wolf nichts von "jahrelanger Planung" gestanden hätte, hätte ich das in dieser Weise auch nicht kommentiert.
Diese Aktion war im unmittelbaren Angesicht der drohenden Niederlage übers Knie gebrochen.
Selbst wenn das von Roter Wolf nicht so gemeint war, war es so unklar ausgedrückt, dass es imho einer Klarstellung bedurfte.
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www.myspace.com/bruncken
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Beitrag vom 21.07.2011 - 22:12 |
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RE: RE: RE: RE: 20. Juli 1944 |
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2775 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Malte_B
Zitat Original geschrieben von moggeCPD
...nichts desto trotz haben sie etwas getan.
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Absolut richtig.
Wenn da bei Roter Wolf nichts von "jahrelanger Planung" gestanden hätte, hätte ich das in dieser Weise auch nicht kommentiert.
Diese Aktion war im unmittelbaren Angesicht der drohenden Niederlage übers Knie gebrochen.
Selbst wenn das von Roter Wolf nicht so gemeint war, war es so unklar ausgedrückt, dass es imho einer Klarstellung bedurfte. |
abolut richtig, habe nichts einzuwenden.
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Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-) |
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Beitrag vom 21.07.2011 - 22:20 |
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Administrator 4028 Beiträge
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Es war auch das einzige Attentat, dass einen Plan B nach der Ausschaltung Hitlers hatte. Man kann ihnen sicher vorwerfen, zu lange gezögert zu haben, dazu hat sicher auch Standesdünkel und die damals in Offiziersfamilien vorherrschenden Wertvorstellungen beigetragen. Aber sie haben erkannt, dass es nicht so weitergehen kann und haben unter hohem persönlichen Risiko gehandelt. Ich finde es bemerkenswert, dass zu dem Kreis der Attentäter Menschen aus allen relevanten gesellschaftilchen Schichten gehört haben von Militärs, Theologen, Juristen bis Sozialdemokraten und es gab vielfältige Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen wie dem Kreisauer Kreis, dem ebenfalls viele Mitglieder der Jugendbewegung angehörten.
Ob sich nach einem geglückten Attentat eine Demokratie nach heutigem Verständnis entwickelt hätte oder nicht, ist reine Spekulation. Fakt ist, dass mindestens die amerikanische Bevölkerung nicht gerade versessen darauf waren an dem Krieg teilzunehmen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die Möglichkeit eines Separatfriedens bestanden hat - denn auch die Verbündeten der Aliierten, die Exilregierungen von Polen oder Tschechien waren nicht erpicht darauf von Stalin besetzt zu werden. Millionen Menschenleben hätten gerettet werden können, denn gerade in den letzen Kriegsjahr sind mehr Menschen ums Leben gekommen, wie in den ersten Jahren zusammen.
Man sollte ihr Opfer nicht kleinreden und ihr Gedenken in Ehren halten.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von sadarji am 22.07.2011 - 15:47.
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Beitrag vom 21.07.2011 - 22:49 |
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Moderator 1559 Beiträge
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Dass es zu einem schnelleren Kriegsende und weniger Toten geführt hätte, wenn das Attentat geglückt wäre und der Volkssturm, die Zerstörung Dresdens und Würzburgs Deutschland erspart geblieben wäre kann man so sicher festhalten. Und selbst wenn man spät zur Einsicht kommt, gebietet es die christlich geprägte abendländische Sichtweise, dies zu honorieren. Sich gegen den Staat zu stellen hat diesen Männern innerlich ganz klar sehr viel abverlangt und ihr langes Zögern ist aus ihren jeweiligen Biographien heraus mehr als begreiflich.
Dass Stalin ebenfalls ein menschenverachtender Massenmörder war steht ganz sicher auch außer Frage. Osteuropa hätte in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts sehr viel weniger Leid erfahren, wenn es nicht von der Roten Armee überrollt und besetzt worden wäre.
Aber anderthalb Monate nach der Stalin so lange versprochenen und nun endlich geglückten Landung in der Normandie hätten die Westmächte das Bündnis mit Stalin nicht von jetzt auf gleich einseitig aufgekündigt. Dafür war über den durchorganisierten Mord von Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, Dissidenten etc. schon zuviel durchgesickert. Das bloße Versprechen: "Ja klar. War ein Fehler. Das lassen wir ab jetzt und konzentrieren uns voll auf euren bisherigen Verbündeten" hätte da ganz sicher nicht ausgereicht, um zu einem Umdenken zu führen.
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Beitrag vom 22.07.2011 - 08:35 |
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Administrator 4028 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Malte_B
Aber anderthalb Monate nach der Stalin so lange versprochenen und nun endlich geglückten Landung in der Normandie hätten die Westmächte das Bündnis mit Stalin nicht von jetzt auf gleich einseitig aufgekündigt. Dafür war über den durchorganisierten Mord von Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, Dissidenten etc. schon zuviel durchgesickert. Das bloße Versprechen: "Ja klar. War ein Fehler. Das lassen wir ab jetzt und konzentrieren uns voll auf euren bisherigen Verbündeten" hätte da ganz sicher nicht ausgereicht, um zu einem Umdenken zu führen. |
Die Greueltaten in den Konzentrationslagern waren unvorstellbar und schrecklich, aber sicher nicht der Hauptgrund für den Kriegseintritt der Amerikaner. Es wäre sicher auch naiv zu glauben, dass die Westaliierten auf ein bloßes Versprechen ohne Vorbedingungen hin sich auf irgendetwas eingelassen hätten. An der Kapitulation hätte sicher kein Weg vorbeigeführt, aber bei einem Waffenstillstand und Rückzug der deutschen Truppen aus allen besetzten Ländern auf das Reichsgebiet wären die Verhandlungsbedingungen sicher besser gewesen als nach der totalen Niederlage.
Auch Stalins Vormarsch war ohne Unterstützung durch die Westaliierten nicht so einfach möglich gewesen und sicher hätte die Konferenz von Jalta, sieben Monate später und die Potsdamer Konferenz ein Jahr später anders verlaufen können, wenn Hitler nicht mehr gelebt hätte. Auf der Konferenz wurde die Teilung Europas zementiert. Im Grunde haben die Westaliierten damit auch ihre östlichen Verbündeten verraten und Stalin ans Messer geliefert. Auf der Potsdamer Konferenz wurde der „geordnete und humane Transfer“ deutscher „Bevölkerungsteile“ Polens, der Tschechoslowakei und Ungarns sowie Polens Verwaltungshoheit über die deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie legitimiert.
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Beitrag vom 22.07.2011 - 09:33 |
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Zitat Original geschrieben von sadarji
Die Greueltaten in den Konzentrationslagern waren unvorstellbar und schrecklich, aber sicher nicht der Hauptgrund für den Kriegseintritt der Amerikaner. |
genau, dabei frage ich mich auch immer: Warum haben die Angloamerikaner nicht die Infrastrukur, sprich die Bahngleise, die zu den KZs führten bombadiert und somit zerstört? Es hätte den Holocaust zwar nicht vollendes ad hoc stoppen können, aber zumindest schwächen und wenigstens in Teilen zum Stillstand bringen können.
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Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-) |
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Beitrag vom 22.07.2011 - 10:42 |
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Vielleicht weil Menschen allen Regierungen schon immer völlig egal waren?
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Beitrag vom 22.07.2011 - 11:03 |
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Zitat Original geschrieben von fefu
Vielleicht weil Menschen allen Regierungen schon immer völlig egal waren? |
Dummes Stammtisch gelabere, sorry, aber mehr ist diese Aussage nicht!
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Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed! |
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Beitrag vom 22.07.2011 - 11:29 |
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2775 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von fefu
Vielleicht weil Menschen allen Regierungen schon immer völlig egal waren? |
Genau, deswegen geht es uns in Deutschland auch so gut.
Funktionierendes Sozialsystem, Wohlstand, boomende Konjunktur.
Der gemeine Deutsche meckert zwar viel, aber ein Großteil der Weltbevölkerung würde gerne so leben wie die Ärmsten in unserem Land.
Insofern verstehe ich Deinen Beitrag nicht.
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Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-) |
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Beitrag vom 22.07.2011 - 11:35 |
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Zitat Original geschrieben von fefu
Vielleicht weil Menschen allen Regierungen schon immer völlig egal waren? |
Danke Hathi und mogge für Euere Stellungnahme zu o. a. Aussage!
Eine Bewertung dieser Aussage möchte ich mir ersparen.
Der Faden sollte ausserdem die Zusammenhänge zw. den Akteuren des 20. Juli 1944 und der Jugendbewegung, hier besonders die mögliche ideengeschichtliche Verbindung zu ali, darstellen!
DAS finde ich als die FÜR UNS interessantere Thematik!
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 22.07.2011 - 12:22 |
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Zitat Original geschrieben von HathiCPD
Zitat Original geschrieben von fefu
Vielleicht weil Menschen allen Regierungen schon immer völlig egal waren? |
Dummes Stammtisch gelabere, sorry, aber mehr ist diese Aussage nicht! |

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A Scout smiles and whistles under all circumstances. |
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Beitrag vom 22.07.2011 - 12:27 |
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Zitat Original geschrieben von moggeCPD
genau, dabei frage ich mich auch immer: Warum haben die Angloamerikaner nicht die Infrastrukur, sprich die Bahngleise, die zu den KZs führten bombadiert und somit zerstört? Es hätte den Holocaust zwar nicht vollendes ad hoc stoppen können, aber zumindest schwächen und wenigstens in Teilen zum Stillstand bringen können. |
Das ist eher eine profane logistische Entscheidung. Nicht zerstoerte Infrastruktur kann man nach einer Invasion selber nutzen.
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A Scout smiles and whistles under all circumstances. |
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Beitrag vom 22.07.2011 - 12:32 |
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