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Waren die "68er ein Stück verspäteter Jugendbewegung"? |
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Für die Älteren und historisch Interessierten unter uns:
In seinen jüngst erschienen Lebenserinnerungen "Böse Jahre, Gute Jahre" schreibt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Hans Maier (geb. 1931), 1962 an die Ludwigs-Maximilians-Universität München berufen, von 1970 bis 1986 bayerischer Staatsminister für Unterricht, Kultus Wissenschaft und Kunst:
"...Die (68er-) Revolution lief mit überwiegend männlichen Kadern in männerbündischen Formen ab - ein Stück verspäteter Jugendbewegung..." (Erg. von mir in Klammern!)
Ich denke nicht, dass Prof. Dr. Maier damit Recht hat, selbst wenn man dies positiv für die 68er oder für die eigentliche Jugendbewegung sehen möchte!
Die Revolution, oder nach m. M. besser die Rebellion der Studenten von 1968 war viel zu sehr eine von "linker Politik" geprägte, als dass man sie mit der Jugendbewegung identifizieren könnte, die, und das wurde ihr ja oft genug vorgeworfen, zu sehr naiv "unpolitisch" gewesen war (etwa beim fast 100%-igen "Gleichschritt in die Nazi-Diktatur", mal von den wenigen, die "dagegenstanden" abgesehen!)
Wie seht Ihr das?
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 12.04.2011 - 19:12 |
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Geschichte wiederholt sich – aber eben anders ....
Jugendbewegung definiert sich jedes Mal neu – und steht jedes Mal in Opposition zum alten System. Das heißt – ob ‚links’ ob ‚politisch’ oder ‚unpolitisch’ hängt jedes Mal von den hineingeborenen Umständen ab. So gesehen ist die 68er Revolte auch eine Jugendbewegung – aber halt anders als um 1900. Und dass der SDS zu einem hohem Prozentsatz (30 %??) aus Mitgliedern bündischer Gruppen sich zusammen gesetzt haben soll, könnte für sich sprechen (%-Angabe mündlich überliefert). Dutschke wird gar nachgesagt, er sei in Wirklichkeit Nationalrevolutionär – da ist man von den 20er Jahren nicht mehr weit!
Von ‚verspätet’ würde ich nicht reden wollen – es war halt die damals aktuelle Jugendbewegung. Und in den „alten Bünden“ kam es damit zu tiefen Einschnitten.
Es gibt sogar Thesen, dass männerbündische Gruppen das Zeugs für staatstragende Ideen haben. Hier schließt sich der Kreis: http://www.die-autonomen.de/Vorbilder.htm
Aber nicht immer gelingt der Durchbruch. Und manchmal ist’s auch besser so ....
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www.alt-rover.de
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Beitrag vom 12.04.2011 - 22:34 |
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Zitat Original geschrieben von Rover_1
Geschichte wiederholt sich – aber eben anders ....
Jugendbewegung definiert sich jedes Mal neu – und steht jedes Mal in Opposition zum alten System. Das heißt – ob ‚links’ ob ‚politisch’ oder ‚unpolitisch’ hängt jedes Mal von den hineingeborenen Umständen ab. So gesehen ist die 68er Revolte auch eine Jugendbewegung – aber halt anders als um 1900. Und dass der SDS zu einem hohem Prozentsatz (30 %??) aus Mitgliedern bündischer Gruppen sich zusammen gesetzt haben soll, könnte für sich sprechen (%-Angabe mündlich überliefert). Dutschke wird gar nachgesagt, er sei in Wirklichkeit Nationalrevolutionär – da ist man von den 20er Jahren nicht mehr weit!
Von ‚verspätet’ würde ich nicht reden wollen – es war halt die damals aktuelle Jugendbewegung. Und in den „alten Bünden“ kam es damit zu tiefen Einschnitten.
Es gibt sogar Thesen, dass männerbündische Gruppen das Zeugs für staatstragende Ideen haben. Hier schließt sich der Kreis: http://www.die-autonomen.de/Vorbilder.htm
Aber nicht immer gelingt der Durchbruch. Und manchmal ist’s auch besser so ....
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ich kannte eine ähnliche aussage bislang nur auf die jungenschaftliche herkunft bezogen. daß '"68" das ende gerade für fast alle jungenschaften bedeutete ist ebenso eine tatsache wie die nähe von einigen aspekten (!) gerade jungenschaftlichen gedankenguts (und nicht nur das das revolutionäre) zur aufkommenden 68er-ideologie.
die zahl 30% habe ich noch nie gehört, wohl aber die aussage, daß man schon aus der jungenschaft hat kommen müssen, um im sds erfolg zu haben. ob's stimmt, vermag ich als nachgeborener nicht sagen.
welche bedeutung hatten denn andere bünde im sds? weiß da jamand etwas?
die beobachtung männerbündischer tendenzen bei den 68ern ist schon spannend! - die idee, die herkunft hierfür in der jugendbündischen vergangenheit vieler aktivisten zu suchen, halte ich für sehr nachdenkenswert..
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Beitrag vom 12.04.2011 - 22:53 |
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Fröschel |
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RE: Waren die "68er ein Stück verspäteter Jugendbewegung"? |
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Zitat Original geschrieben von roterwolf
"...Die (68er-) Revolution lief mit überwiegend männlichen Kadern in männerbündischen Formen ab -
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Mal ganz nebenbei: der 68er- Spruch: "Wer zweimal mit Derselben pennt, gehört schon zum Establishment." ist männlich geprägt sexistisch und würdigt die Frau/ das Mädchen zum Lustobjekt herab. Durchaus männlich geprägt, finde ich.
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Beitrag vom 13.04.2011 - 06:45 |
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Moderator 1559 Beiträge
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Ich denke mal, dass 68 viele Anzeichen einer Jugendbewegung hatte, sich aber in der revolutionären Phase voll auf die und in den Universitäten konzentrierte - da laufen eher junge Erwachsene als Jugendliche rum. Von daher kann man da durchaus von einer "verspäteten Jugend"bewegung reden.
Edit: @Fröschel: Dir ist aber bekannt, dass es diesen Satz auch mit "demselben" gab? Nicht, dass ich sage, dass da nicht auch einiges sehr sexistisch geprägt war in der 68er Revolte. Aber rein semantisch lässt sich da meist keine Butter vom Brot nehmen.
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www.myspace.com/bruncken
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Malte_B am 13.04.2011 - 07:48.
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Beitrag vom 13.04.2011 - 07:46 |
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Naja..., den Spruch gab's in beiden Richtungen: "..... mit DEMselben...." Aids war auch noch unbekannt. Irritierender heute ist eher der Spruch " Minderjährige verführen? Wenn denn sonst?" Der implizierte damals allerdings keinen "Kindersex", sondern "behauptete", dass unter "Volljährigen" halt angeblich keine "Unerfahrenen" zu finden wären.
Hier muss man sich aber auch in Erinnerung rufen, dass die Volljährigkeit damals erst mit 21 Jahren erreicht wurde!
Viele dieser "Sprüche" wurden aber auch von den "politischen" 68er aus der Love&Peace-Szene der Woodstock-Hippies übernommen.
Edit: der am Samstag tragisch um's Leben gekommene Günter Amendt kam damals u.a. auf Jugendgruppenleiter-Lehrgängen von Kreisjugendringen zu Vortrags- und Diskussionsrunden.
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"Jüngere sind schneller,...... Ältere kennen die Abkürzung..." |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Teppich am 13.04.2011 - 08:18.
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Beitrag vom 13.04.2011 - 08:05 |
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Fröschel |
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Zitat Original geschrieben von Malte_B
Edit: @Fröschel: Dir ist aber bekannt, dass es diesen Satz auch mit "demselben" gab? |
Nein, war mir nicht bekannt. Danke, man lernt nie aus.
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Beitrag vom 13.04.2011 - 10:03 |
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Zitat Original geschrieben von schwarzkönig
welche bedeutung hatten denn andere bünde im sds? weiß da jamand etwas?
die beobachtung männerbündischer tendenzen bei den 68ern ist schon spannend! - die idee, die herkunft hierfür in der jugendbündischen vergangenheit vieler aktivisten zu suchen, halte ich für sehr nachdenkenswert..
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Also zumindest weiß ich, dass viele BDPler aus den sogenannten "Dornberg"-Lehrgängen von Moritz von Engelhardt sich selbst später zur Avantgarde der Studentenbewegung zählten. Allerdings war denke ich für die meisten (wie auch für mich) das "Aus" gekommen, als die Diskussion um "Gewalt gegen Sachen oder gegen Menschen" begann. Schon damit schienen mir und vielen anderen nicht zuletzt die hohen Ideale des Pfafinderseins verletzt (siehe u. a. hier meine Signatur!), erst recht, als dann die RAF "unsere Sache" verriet und zu bestialischen Mördern wurden.
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bipi und ali lehrten uns:
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Beitrag vom 13.04.2011 - 15:22 |
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Zitat Original geschrieben von schwarzkönig
die zahl 30% habe ich noch nie gehört, wohl aber die aussage, daß man schon aus der jungenschaft hat kommen müssen, um im sds erfolg zu haben. ob's stimmt, vermag ich als nachgeborener nicht sagen.
welche bedeutung hatten denn andere bünde im sds? weiß da jamand etwas? |
ich denke die 30% ist eher eine regionale Größe. Womöglich auf Tübingen beschränkt.
Auch die Pfadfinderschaft Grauer Reiter ist nach 68 schwer eingeknickt. Vielen Bünden werden wohl die leistungsfähigen Führungskräfte abhanden gekommen sein ....
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www.alt-rover.de
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Beitrag vom 13.04.2011 - 18:45 |
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Zitat Original geschrieben von Rover_1
Vielen Bünden werden wohl die leistungsfähigen Führungskräfte abhanden gekommen sein .... |
Da hast Du wohl recht! Der "alte" BDP verlor wohl fast alle "bündischen" Führungskräfte (auch mich), was übrig blieb, waren (wohl bis heute) die "Sozialisten" (wie wir sagten)!
Gottseidank hat ja fast alles "Pfadfinderische" dann ja seine "Heimat" wieder im neuen BdP gefunden!
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Beitrag vom 13.04.2011 - 18:54 |
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Zitat Original geschrieben von Rover_1
Zitat Original geschrieben von schwarzkönig
die zahl 30% habe ich noch nie gehört, wohl aber die aussage, daß man schon aus der jungenschaft hat kommen müssen, um im sds erfolg zu haben. ob's stimmt, vermag ich als nachgeborener nicht sagen.
welche bedeutung hatten denn andere bünde im sds? weiß da jamand etwas? |
ich denke die 30% ist eher eine regionale Größe. Womöglich auf Tübingen beschränkt.
Auch die Pfadfinderschaft Grauer Reiter ist nach 68 schwer eingeknickt. Vielen Bünden werden wohl die leistungsfähigen Führungskräfte abhanden gekommen sein .... |
das stimmt sicherlich.
meine frage war aber deutlich spezieller, sie bezog sich nicht auf "die 68er" per se, sondern auf die bündische bzw. jungenschftliche bzw. pfadfinderschaftliche herkunft der führungskader des sds. oder waren das in tübingen etwa zumeist ehemalige der pfadfinderschaft grauer reiter?
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Beitrag vom 14.04.2011 - 15:48 |
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Zitat Original geschrieben von schwarzkönig
das stimmt sicherlich.
meine frage war aber deutlich spezieller, sie bezog sich nicht auf "die 68er" per se, sondern auf die bündische bzw. jungenschftliche bzw. pfadfinderschaftliche herkunft der führungskader des sds. oder waren das in tübingen etwa zumeist ehemalige der pfadfinderschaft grauer reiter? |
das ist mir schon klar, dass Du das spezieller meintest. Doch diese Frage kann ich Dir nicht umfassend beantworten. Und ich kann mir nicht vorstellen dass die 30% nur GR waren ....
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Beitrag vom 14.04.2011 - 18:40 |
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