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Moderator 3536 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von bert_DPB
Hier in Berlin trifft man (vielleicht im Gegensatz zu einer Stadt, die es eigentlich gar nicht gibt) regelmäßig auf Personen, die in der DDR aufwuchsen. |
Solche Menschen - wer hätte es gedacht - gibt es sogar in Bielefeld.
Zitat
Ich höre recht häufig, wie sich jemand über "Seid bereit - immer bereit" lustig macht. In der Regel völlig weg von pfadfinderlichen Kontext, zB im Kollegenkreis. Der erste Teil des Pioniergrußes wird dabei in der Regel unterschlagen. |
Ja, hin und wieder wird sich auch hier über etwas Pfadfinderisches lustig gemacht (aber eher über Disney's Tick-Trick-Track). Dies ist aber - hinterfragt - noch nie böse gemeint gewesen, sondern eher aus eigener staunender Naivität und Unwissenheit des Witze-Machers heraus. Und auch die ehemaligen Jungpioniere die mir bisher untergekommen sind haben durchaus eine differenzierte Wahrnehmung ihrer erlebten Geschichte und der Gegenwart gehabt, die zwar Witze zuließ, aber diese nicht zu einer Stigmatisierung gebrauchte.
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" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."
(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)
- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau. |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Andir am 07.07.2014 - 19:06.
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Beitrag vom 07.07.2014 - 19:05 |
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Zitat Original geschrieben von Andir
Und auch die ehemaligen Jungpioniere die mir bisher untergekommen sind haben durchaus eine differenzierte Wahrnehmung ihrer erlebten Geschichte und der Gegenwart gehabt, die zwar Witze zuließ, aber diese nicht zu einer Stigmatisierung gebrauchte. |
Da magst Du Recht haben. Ich meinte auch lediglich, dass eben dieser dem unseren sehr ähnliche Teil des Grußes allgemein nicht mit Pfadfindern, sondern mit der FDJ (bzw. den Jungen Pionieren) in Verbindung gebracht wird und uns diese Tatsache bewusst ist, wir aber trotzdem die Losung nicht ändern...
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Beitrag vom 07.07.2014 - 19:17 |
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Also zunächst mal historisch (weit vor den Nazis und deshalb bei Historikern auch heute "unverdächtig"):
Gaue waren im MA ursprüngliche Herrschaftsbereiche, die etwa von Gaugrafen beherrscht wurden, oft nach Flüßen o. ä. benannt: so zum Beispiel der Inn-Isengau im östlichen Bayern.
Unter den Nazis kam es dann zu der total(itär)en großräumigeren Verwendung des Begriffs "Gau" (etwa unter den Nazis: Ober-, Unter-Donaugau), auch zu regelrechten Umbenennungen, etwa für den heute wieder benannten Rupertiwinkel (unter den Nazis: Rupertigau im Südosten Oberbayerns; benannt nach dem Heiligen Rupert, Salzburger Bischof im 8. Jahrhundert)
Allerdings wird der Begriff "Gau" auch heute noch etwa bei Schützen- und Trachtenverbänden verwendet.
(Zum Thema Gau einfach mal Wikipedia bemühen!)
EDIT: Ergänzung
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
Dieser Beitrag wurde 5 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 09.07.2014 - 18:01.
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Beitrag vom 09.07.2014 - 12:50 |
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Zitat Original geschrieben von roterwolf
Also zunächst mal historisch (weit vor den Nazis und deshalb bei Historikern auch heute "unverdächtig"):
Gaue waren im MA ursprüngliche Herrschaftsbereiche, die etwa von Gaugrafen beherrscht wurden, oft nach Flüßen o. ä. benannt: so zum Beispiel der Inn-Isengau im östlichen Bayern.
Unter den Nazis kam es dann zu der total(itär)en großräumigeren Verwendung des Begriffs "Gau" (etwa unter den Nazis: Donaugau), auch zu regelrechten Umbenennungen, etwa für den heute wieder benannten Rupertiwinkel (unter den Nazis: Rupertigau im Südosten Oberbayerns; benannt nach dem Heiligen Rupert, Salzburger Bischof im 8. Jahrhundert)
Allerdings wird der Begriff "Gau" auch heute noch etwa bei Schützen- und Trachtenverbänden verwendet.
EDIT: Ergänzung |
Dass der Begriff "Gau" heute noch verwendet wird und vor den Nazis bereits existierte, ist unstrittig. Die Frage ist, ob man Begrifflichkeiten aufgrund ihrer historischen Belastung heute noch weiter verwenden soll, oder ob man sich von ihnen trennt, weil man einerseits vielleicht ohne sie leben kann und andererseits von Außenstehenden nicht verwechselt wird. Und wie wirkt eine Haltung von "wir lassen uns doch unsere Terminologie nicht verbieten, nur weil Unrechtssysteme sie missbraucht haben" auf die Opfer oder ihre Angehörigen?
Beispiel: In der Kombination "Gau" und "Führer" kann ich das Befremden von Menschen, die sich mit Pfadfindern nicht auskennen, durchaus nachvollziehen.
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"Guten Freunden gibt man ein Küsschen." (Judas) |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Löffel am 09.07.2014 - 15:52.
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Beitrag vom 09.07.2014 - 15:51 |
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Zitat Original geschrieben von frank Diener
Fakt ist,daß der Nationalsozialismus uns vieles genommen hat, worauf wir stolz hätten seien können.
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Was ist denn das, worauf müssen wir heute verzichten?
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"Guten Freunden gibt man ein Küsschen." (Judas) |
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Beitrag vom 09.07.2014 - 15:54 |
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Jedenfalls verwenden die Historiker den Begriff "Gau" auch h e u t e (so wie schon vor den Nazis!)!
Dass die Nazi-Deppen vieles verdrehten / vermurksten ist auch klar, hat aber scheinbar nicht alle vernünftigen historischen Begriffe "zerstört"!
Ob wir Pfadfinder diesen Begriff sozusagen "unkommentiert weiterverwenden" (noch dazu mit dem Zusatz "Führer"!), ist wieder eine ganz andere Frage!!!
Da gabs ja früher anstelle des "Führers" den unverdächtigen(?) "Feldmeister" und der Gau könnte ja auch Landesgau oder Bayerngau / Hessengau / Pfalzgau / Sachsengau (ähnlich dem Friesengau) heißen?! Na ja, was Besseres fällt mir gerade nicht ein!
EDIT: RS und Ergänzung
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 09.07.2014 - 18:48.
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Beitrag vom 09.07.2014 - 17:51 |
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Na dann grüße ich Euch alle mal als ehemaliger Gauführer eines Pfadfinder Gaues und wißt ihr was? Ich hab kein blödes Gefühl dabei das zu benützen.....genauso wenig wie meine Vorgänger und meine Nachfolger auch....wir haben uns nichts ruinieren lassen und wir haben nichts uns klauen lassen....wir wissen was ein Gau ist und die Bezeichnung Führer ist für uns auch nicht fremd und mit DEM FÜHER hat das schon gar nichts zu tun. Ich seh' das mit viel Selbstbewußtsein!
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Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed! |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von HathiCP am 09.07.2014 - 19:44.
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Beitrag vom 09.07.2014 - 19:44 |
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Super Hathi, da hast Du vollkommen recht!
Wir sollten uns hier wirklich entsprechend selbstbewußt zeigen!
Nicht mal Schützen-, Trachten-, und andere Vereine haben damit ein Problem, weshalb dann wir Pfadfinder, wo es ja eigentlich unser "Urheberrecht" ist (bzw. das der gesamten Jugendbewegung!)
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 10.07.2014 - 16:51 |
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Hier noch ein wissenschaftlicher Beitrag eines Historikers:
http://www.salzburgervolkskultur.at/uploads/hype/s...2013-1. pdf
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 13.07.2014 - 15:31.
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Beitrag vom 13.07.2014 - 15:29 |
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Der Threadtitel ist ja durchaus Zeichen setzend.
Wenn ein Anzug erstmal ruiniert ist, dann kann ich ihn nicht mehr mit Anstand tragen.
Das gilt für manche Dinge, derer sich seinerzeit die Nazis bemächtigt haben, genauso.
Das mag der eine oder andere bedauern. Aber manchmal muss man sich dann eben von liebgewordenen Dingen trennen.
Gut Pfad
mike
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Beitrag vom 15.07.2014 - 22:02 |
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Zitat Original geschrieben von M. Hammer-Kruse
Das mag der eine oder andere bedauern. Aber manchmal muss man sich dann eben von liebgewordenen Dingen trennen.
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Oder die Deutungshoheit zurückholen, das mag für den Einen oder Anderen anstrengend oder gar unmöglich oder nicht erstrebenswert sein....bei uns hat es geklappt, da kommen im regionalen Bereich keine blöden Bemerkungen mehr, wie es sie noch in den 70/80ern gab....aber bei uns haben auch noch der Schwäbische Albverein, der Würtembergische Sängerbund usw. eigene Gaue....aber zugegeben, einfacher ist es dem Zeitgeist hinterher zu jagen...also los, fass!
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Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed! |
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Beitrag vom 15.07.2014 - 23:31 |
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Ach weißt du Hathi, ich habe da gar nicht das Bedürfnis, "die Deutungshoheit zurückzuholen".
Im Gegenteil: Wenn ich Positionen besetze, die von den Nazis missbraucht wurden, um zu zeigen, dass man sie umwidmen kann, dann relativiere ich damit, was damals geschehen ist:
"Seht her, ich bin einer von den Guten und gehe damit so unbekümmert um, als wäre nichts gewesen."
Da ist dann doch die implizite Botschaft: So schlimm wars doch in jenen 12 Jahren gar nicht.
Nein, das ist kein Bestandteil meines pfadfinderischen Sendungsbewusstseins.
Gut Pfad
mike
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Beitrag vom 16.07.2014 - 00:37 |
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Zitat Original geschrieben von M. Hammer-Kruse
Im Gegenteil: Wenn ich Positionen besetze, die von den Nazis missbraucht wurden, um zu zeigen, dass man sie umwidmen kann, dann relativiere ich damit, was damals geschehen ist:
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Mit diesem Satz fühle ich mich persönlich angemacht und bösartig beleidigt. ...
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Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed! |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von HathiCP am 16.07.2014 - 09:24.
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Beitrag vom 16.07.2014 - 09:16 |
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Zitat Original geschrieben von M. Hammer-Kruse
Ach weißt du Hathi, ich habe da gar nicht das Bedürfnis, "die Deutungshoheit zurückzuholen".
Im Gegenteil: Wenn ich Positionen besetze, die von den Nazis missbraucht wurden, um zu zeigen, dass man sie umwidmen kann, dann relativiere ich damit, was damals geschehen ist:
"Seht her, ich bin einer von den Guten und gehe damit so unbekümmert um, als wäre nichts gewesen."
Da ist dann doch die implizite Botschaft: So schlimm wars doch in jenen 12 Jahren gar nicht.
Nein, das ist kein Bestandteil meines pfadfinderischen Sendungsbewusstseins.
Gut Pfad
mike |
Mike, ich finde, du gehst mit dieser Aussage eindeutig zu weit.
Du unterstellst Hathi, er würde Positionen (Begrifflichkeiten) benutzen, die von den Nazis missbraucht wurden und diese damit relativieren.
Erstens stelle ich fest, dass das nicht stimmt. Bitte nenne Belege.
Zweitens sagst Du, man könne sie "umwidmen". Das stimmt nicht. Der Begriff "Gau" ist wesentlich älter als der Nationalsozialismus; die CPD (gegr. 1921) ist auch älter als der NS.
Ich finde es immer wichtig, über seine Geschichte bescheid zu wissen und es erklären zu können, damit nichts vergessen wird.
Wenn man alles Vergangene rausstreicht, was irgendwie missverstanden werden könnte, dann hätten wir bald gar keine Kultur und Tradition mehr. Jüngstes Beispiel: Umbenennung des Hindenburgufers in Kiellinie.
Ein Stück Geschichte wird einfach ausgelöscht, anstatt sie zu erklären (man hätte z.B. Hinweistafeln anbringen können!)
Wenn wir anfangen, Dinge auszulöschen, die von den Nazis gebraucht/missbraucht wurden, wüsste ich nicht, wo das endet.
Die Hitlerjugend war übrigens in Stämme gegliedert. vgl.
Der VCP kennt, wie eigentlich alle (?) Bünde, den Stamm als lokale Einheit.
Gaue waren in Kreise gegliedert. vgl.
Auch heute gibt es noch Landkreise.
Auch der Begriff des "Leiters" taucht im NS auf. vgl.
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Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-) |
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Beitrag vom 16.07.2014 - 10:28 |
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Administrator 433 Beiträge
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Also,
ich war Stammes- und Sippenführer und hatte nie ein schlechtes Gefühl dabei.
Und ich finde es total übertrieben, wenn man WORTE nicht mehr benutzt nur weil irgendein Verrückter sie Zweckentfremdet hat.
Dann könnte man auch gleich die ganze Sprache abschaffen, denn die wurde von den Nazis ja auch gesprochen.
Einige Leute hier sehen alles NUR noch durch die politische Brille und damit sieht man eben nicht mehr alles, sondern nur noch das, was man sehen will und mit dem man sich öffentlich "besser" als andere darstellen bzw. wie unser M. Hammer-Kruse es ja vorbildlich zeigt, andere diskreditieren kann.
Geht ja einfach, denn jeder der diese Ausdrücke benutzt ist ja ein Vergangenheitsrelativierer .....
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Beitrag vom 16.07.2014 - 13:43 |
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