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Vielleicht kann man wieder wegkommen, von der ziemlich albernen Frage, wer für was eine Entschuldigung einfordert. Ich finde die Feststellung, daß da halt ein Teil der Gesellschaft "moralisch verkommen" ist, wie es auch der englische Premier formuliert und die Brandstiftungen, Plünderungen etc. nichts mit sozialen Problemen zu tun hätten, ziemlich schwach. Als wäre assoziales Verhalten eine Krankheit, die man mit harten Gefängnisstrafen und mehr Polizeistaat dauerhaft in den Griff bekommt. Und wenn man nach den Hintergründen fragt, also nach den Ursachen dieser Gewaltbereitschaft sucht, wird man der Rechtfertigung bezichtigt.
"Wenn der konservative Premierminister David Cameron die jugendlichen Brandstifter und Plünderer als Kriminelle bezeichnet, die es lediglich auf Flachbildfernseher, iPhones und Markenklamotten abgesehen haben, so enthält dieses Urteil sowohl eine gefährliche Verharmlosung und Verdrängung als auch viel Wahrheit. Das Erklärungsmuster der Konsumkrawalle kommt dabei immer wieder auf und sorgt für einige Relativierung. Camerons Verweis auf den Flachbildfernseher soll dabei einen Reflex auslösen: Die Plünderer sind habgierig und haben es lediglich auf schnöde Konsumgüter abgesehen, „leistungsloser Wohlstand“, wie es Guido Westerwelle nennen würde, für den der Flachbildfernseher ebenfalls das Sinnbild der Hetze gegen Hartz-IV-Betroffene in Deutschland herhalten muss. Tatsächlich gewinnt der Flachbildfernseher eine neue Dimension, wenn man nur bedenkt, wie es sich anfühlt, wenn ein erwerbsloser Jugendlicher, der von den geringen Sozialleistungen in Großbritannien leben muss, täglich die Konsumwelt der nicht Ausgestoßenen sieht. Ein Flachbildfernseher oder ein iPhone wird so zum Objekt, das Teilhabe symbolisiert und die Ausgestoßenen auf einen Ebene mit dem Rest der Gesellschaft hebt. Mögen die Ausschreitungen von 2011 auch noch so unpolitisch, ungesteuert und unbedacht sein, sie haben ihre Ursache."
aus einem Artikel in "Der Freitag"
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"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens |
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Beitrag vom 16.08.2011 - 12:11 |
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oder wir haben es in 5 englischen Städten mit 10-tausenden Einzelfällen zu tun, die eines morgens aufwachten und es für eine gute Idee hielten alles kaputt zu schlagen... 
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Beitrag vom 16.08.2011 - 16:56 |
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In der „Kulturzeit“ auf 3sat kam ein bemerkenswertes Interview mit Albrecht von Lucke zu dem Thema
http://www.3sat.de/mediathek/mediathek.php?obj=26342
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Beitrag vom 17.08.2011 - 09:57 |
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Dieses fast schon angestaubte Thema habe ich wieder ausgegraben, weil es da eine neue, recht interessante Studie gibt, über die Motive der Randalierer.
Again and again, rioters from different parts of the country described the police as a "gang", claiming its officers enforced a law they themselves played fast and loose with. Complaints included claims of being beaten up in police vans and "stitched up" over offences people were innocent of, but more often related to stop and search and the basic incivility police were accused of displaying in everyday interactions with communities.
Hier der vollständige Artikel
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"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens |
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Beitrag vom 07.12.2011 - 00:42 |
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