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Keine neuen Beiträge, seit Ihrem letzten Besuch am 20.10.2025 - 00:57.
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Autor |
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80 Beiträge
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Na, dann haben wir ja jetzt wieder 20 Jahre Ruhe und können weitermachen wie gehabt. ;-)
Zitat wie eine träge herde kühe
schaun wir kurz auf
und grasen dann gemütlich weiter
Jetzt oder nie!
Jetzt oder nie mehr!
Jetzt oder nie! Wascht ihr nur eure Autos!
Herbert Grönemeyer - "Jetzt oder nie" |
Zitat Original geschrieben von Löffel: Aber wenn der Atomstrom aus dem Ausland günstiger ist, rate mal wo die gewerblichen Verbraucher ihn beziehen werden? |
Angeblich haben wir doch nicht mal genügend Netze, um den Strom von ein paar Windrädchen durchzuleiten, wie soll da Atomstrom aus dem Ausland durchkommen? ;-) (ironie!)
Ganz im Ernst: Da muss dann genauso gegen protestiert werden wie gegen deutsche Atomkraftwerke. Aber erst mal müssen wir HIER Fakten schaffen!
Bis jetzt ist es doch so, dass wir einen großen Teil unseres Atomstroms (2010: 18 Mrd KWh) ins Ausland verkaufen. Die Erlöse wandern in private Taschen, wir bleiben aber auf dem Atommüll und atomaren Risiken sitzen. Auf europäischer Ebene gibt es doch Gesetze gegen Wettbewerbsverzerrung - Produkte dürfen nicht durch staatliche Subventionen künstlich verbilligt werden. Das muss dann eben auch für französische AKW gelten - an diesem Punkt könnte Deutschland mal völlig zu Recht seine starke Stimme ins Spiel bringen, auch wenn die anderen europäischen Länder jammern. Gegenüber Russland oder anderen potentiellen Billigzulieferern müssten notfalls EU-weit Strafzölle erhoben werden - aber das wird wahrscheinlich garnicht nötig sein.
Vielmehr wird sich echter Wettbewerb und Eindämmung des Energiemonopols einiger großer Stromkonzerne positiv auf die Vielfalt und den Unternehmergeist kleinerer und innovativer Unternehmen auswirken, so dass neue, bessere Techniken vorangebracht werden: Mehr dezentrale und flexible Stromversorgung (kommunale Kraftwerke, Schwarmkraftwerke), intelligente Verbrauchssteuerung (Einschalten von Haushaltsgeräten, wenn gerade viel Strom verfügbar ist), neue Möglichkeiten der Energiezwischenspeicherung (Wasserstofftechnologie - m.E. falsche Wirkungsgradangabe in Wikipedia) und vor allem energiesparendere Geräte und Verfahren.
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Beitrag vom 29.03.2011 - 12:01 |
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RE: RE: Wahlausgang in Baden-Württember und Rheinland-Pfalz bestätigt Volkswillen nach AKW-Abschaltung |
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80 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Karsten L.
Ich sehe es so, dass der Wahlsieg der Grünen nicht in erster Linie durch die Forderung nach Abschaltung aller KKW zu erklären ist. So hast Du es ja auch nicht geschrieben, es könnte aber leicht so verstanden werden.
Der Aufschwung der Grünen begann ja schon deutlich früher, hat aber sicherlich nach der plakativen Forderung nach Abschaltung (wann eigentlich - sofort oder doch erst in fünf oder zehn Jahren?) noch einmal ordentlichen Rückenwind erfahren. |
Richtig, das Atom-Thema ist nur EIN Faktor. Insgesamt profitieren die "kleinen" Parteien (wobei die Grünen offensichtlich bisher noch als solche wahrgenommen wurden) davon, dass sich die Bürger von den "etablierten" verraten fühlen oder zumindest das Gefühl haben, dass ihnen nicht zugehört und Politik über ihre Köpfe hinweg zugunsten einzelner Interessensgruppen gemacht wird. Bestes Beispiel dafür ist Mappus, aber auch die Abfuhr für die FDP. Hinzu kommt, dass die "Seilschaft" von Politik, Wirtschaft und Medien, ihr Interessenskonflikt gegenüber dem Wohl der Bürger und die Hinterlist mancher Politiker in letzter Zeit sehr deutlich zutage treten. Man hofft, mit den kleineren Parteien Politiker an die Macht zu bringen, die "noch nicht korrumpiert" sind, dem Bürger zuhören und die Belange des Gemeinwohls über die einzelner Interessengruppen stellen.
Zitat Bleibt abzuwarten, wie die Grünen mit der Macht umgehen und ob und wie lange sich die Begeisterung für die Grünen hält. Ich bin sehr gespannt! |
Ich bin da nicht sehr optimistisch, die Grünen sind schon viel "etablierter" in ihren Strukturen und dem Personal als es einigen "Volksparteiwählern" vorzukommen scheint. Will heißen, es wird sich nicht viel ändern und die Wähler werden sich wieder enttäuscht abwenden - in my huble opinion. Aber hoffentlich werden ja doch ein paar Entscheidungen getroffen und Weichen gestellt - "besser als bisher" ist ja zur Zeit keine allzu hohe Messlatte!
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Beitrag vom 29.03.2011 - 12:30 |
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Wahlausgang in Baden-Württember und Rheinland-Pfalz bestätigt Volkswillen nach AKW-Abschaltung |
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Administrator 4028 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Karsten L.
Bleibt abzuwarten, wie die Grünen mit der Macht umgehen und ob und wie lange sich die Begeisterung für die Grünen hält. Ich bin sehr gespannt! |
Zumindest was den Südwesten angeht sind die Grünen eine sehr bürgerliche Partei, die auf kommunaler Ebene schon in mehreren Städten den Bürgermeister stellt. Die verbohrten Fundis und radikalen Weltverbesserer aus den Gründerzeiten der Grünen gab es hier nie und nach solchen wird man hier auch lange suchen müssen. Das würde auch der süddeutschen Mentalität widersprechen die eher auf Konsens und Leben und Leben lassen ausgerichtet ist. Häufig sind auch die Eltern der Grünen-Mitglieder auch Mitglied in der CDU bzw. CSU. Für mich war es daher unverständlich, warum auf Landesebene nicht schon früher versucht wurde Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit auszuloten und sich die Union so auf die FDP festgelegt hat.
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Beitrag vom 29.03.2011 - 13:24 |
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Tepco sagt: Is gar kein Gau! |
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Da haben wir es, Tepco hat die Sache nämlich so gut wie im Griff:
Block 1
Nur 70% der Brennstäbe beschädigt
INES 5
Block 2
Lächerliche 33% der Brennstäbe beschädigt
INES 5
Block 3
Gut, die Hütte ist explodiert, aber sonst fast alles in Butter
INES 5
Block 4
Hier muß eigentlich nur mal kurz durchgefegt werden
deshalb gab es dafür auch nur INES 4
Die höchste ODL betrug kurzzeitig 400.000 mySV
17 Arbeiter mit einer Dosis von mehr als 100 mSV ausgesetzt, 3 davon mit mehr als 170mSV.
Selber Schuld sagt Tepco, wenn sie sich nicht richtig in ihre Kontaminationsschutzkleidung einmummeln.
In Rohmilch wurde z.B. 1510 Bq/Kg gemessen, das ist noch nicht schädlich, ist ja nur das 5-fache der Höchsdosis.
Gut, das mit dem Plutonium finden sie jetzt auch nicht richtig witzig, aber immerhin wäre es nur in einer nicht schädlichen Konzentration gemessen worden.
Nachdem selbst die japanische Regierung einräumt, dass Tepco nicht nur Messfehler fabriziert sondern auch bei den Ergebnissen schummelt, kann man also nicht sicher sein, ob diese offiziellen Daten stimmen.
Und irgendwie nimmt bei mir jeden Tag das Bewußtsein für die Dramatik der Situation ab, so abgestumpft wird man von all diesen widersprüchlichen und immer neue Schreckenszenrarien hervorbringenden Nachrichten.
Die armen Schweine, die dort arbeiten müssen!
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"Guten Freunden gibt man ein Küsschen." (Judas) |
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Beitrag vom 29.03.2011 - 21:30 |
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RE: Tepco sagt: Is gar kein Gau! |
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640 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Löffel
Da haben wir es, Tepco hat die Sache nämlich so gut wie im Griff:
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na dann
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Beitrag vom 29.03.2011 - 23:12 |
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80 Beiträge
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Wow, Lindner von der FDP will jetzt Fakten schaffen und die CDU kriegt Fracksausen:
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/un...02634.h tml
Eins muss man der FDP ja lassen - auch wenn sich ihr Fähnchen mit dem Wind dreht, ist es doch nicht zu übersehen 
Die üblichen Argumente von der CDU: Vor allem werde der Ausstieg teuer, der Wirtschaftsstandort Deutschland sei gefährdet, Kohle- und Gaskraftwerke müssten gebaut und Atomstrom aus dem Ausland importiert werden. Jetzt müsse man erst mal prüfen und einen ergebnisoffenen Moratoriumsprozess beginnen. (Bis dahin ist hoffenlich Gras über Fukushima gewachsen).
Merkels Meinung ist wieder Satirebühnenreif: Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden! Komisch, dass bei ihr immer nur "alternativlos" ist, dass Kosten und Risiken vergesellschaftet werden. Ansonsten ist Aussitzen angesagt - wer keine Entscheidungen trifft, kann nichts falsch machen. Da wird doch der Frosch in der Pfanne verrückt!
In Texas, an der US-Gofküste, soll übrigens der japanische Kraftwerksbetreiber "tepco" jetzt zusammen mit dem US-Bauunternehmen Shaw (ehem. Stone & Webster, die mehrere Stresstests in Atomkraftwerken gefälscht haben - in John Perkins Buch "Confessions of an Economic Hit Man" nachzulesen) zwei neue AKW bauen. Die Notstrom-Dieselaggregate sind übrigens von Toshiba und haben schon in anderen Tests in US-Atomkraftwerken kläglich versagt. Die Obama-Administration hat vor einem Monat 4 Mrd Zuschüsse dafür beantragt. - Quelle: http://www.gregpalast.com/no-bs-info-on-japan-nucl...yer-fun ds/
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von lueden am 30.03.2011 - 09:11.
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Beitrag vom 30.03.2011 - 08:52 |
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Stromkosten bei Atomausstieg |
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700 Beiträge
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In diesem Zusammenhang finde ich es interessant, dass die angebliche Verteuerung des Stroms bei einem Atomausstieg von vielen Fachleuten in Zweifel gezogen wird.
Hierzu sind auch im Internet zahlreiche Artikel zu finden, etwa bei der ARD auch ein Video vom Dienstag:
http://www.daserste.de/plusminus
EDIT: Internetadresse des Videos
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 31.03.2011 - 12:00.
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Beitrag vom 31.03.2011 - 11:49 |
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"Plutonium in nicht gesundheitsschädlichen Mengen" - hab ich bei "Spiegel online" auch gelesen. Das ist einer der schlechtesten Witze, die ich je gehört habe - Plutonium ist so extrem giftig, daß es eigentlich KEINE Dosis gibt, in der es nicht mindestens hochgradig gesundheitsschädlich wäre.
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Beitrag vom 31.03.2011 - 13:51 |
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Die neun Gemeinplätze des Atomfreunds |
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684 Beiträge
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Ich zitiere mal einen kompletten Zeitungsartikel, ich hoffe das ist in Ordnung:
Zitat Original geschrieben von Frank Schirrmacher in der F.A.Z. am 28..03.2011
1. Deutsche Atomkraftwerke sind die sichersten der Welt
Scheint eine technische Aussage zu sein, ist aber in Wahrheit nur ein moralischer Vergleich. Sie sagt nur: Im Vergleich zu dem, was andere Menschen tun, tun wir das Beste. Er vergleicht nichts Technisches. Denn dann müsste die Botschaft lauten: Auch im schlimmsten Fall strahlt unser Uran nur wenige Stunden und nicht Hunderte Jahre. Das ist natürlich absurd. Der Vergleich ist Augenwischerei: er hat nichts mit dem zu tun, was nach dem Eintritt des schlimmsten Falles passieren kann, sondern nur damit, wie Menschen im besten Fall vorsorgen können.
Der Super-GAU ist nämlich per definitionem dadurch gekennzeichnet, dass er nur mit sich selbst verglichen werden kann. Da man das Restrisiko nicht ausschließen kann, heißt die einfache Formel für ein Moratorium: Selbst die sichersten Atomkraftwerke der Welt sind nicht sicher; oder: auch die sichersten Atomkraftwerke sind nur so lange sicher, wie sie sicher sind.
„Vermeide Situationen, in denen viele Menschen zu einem Zeitpunkt ums Leben kommen.” (Gerd Gigerenzer)
2. Absolute Sicherheit gibt es nicht
Eine klassische Inversion, eine Irreführung. Denn der Punkt ist ja, dass es diese absolute Sicherheit durchaus gibt: Wir wissen nämlich genau, was geschieht, wenn es zur Kernschmelze kommt, wie lange Radioaktivität strahlt, was Cäsium und Jod mit dem Menschen und der Umwelt tun und wie viele Generationen im schlimmsten Fall zu leiden haben. Es ist diese absolute Sicherheit eines naturwissenschaftlichen Vorgangs, die sich zu der selbst von den Betreibern eingestandenen, relativen Unsicherheit der Kraftwerke verhält.
3. Risiko gehört zum Leben
Der Satz ist eine Tautologie. Das Leben ist immer ein Risiko. Gerade weil Risiken zum Leben gehören, besteht das Leben aus Risikoabwägungen. Die Perfidie des Satzes liegt in seiner Unterstellung, die Menschen müssten daran erinnert werden, dass es Risiken gibt. In Wahrheit ist mittlerweile das ganze Leben ein einziges Managen von Risiken, das beginnt, wenn man am Morgen die Haustür öffnet, und nicht endet, wenn man am Abend die Nachrichten schaut. Die Menschen des 21. Jahrhunderts leben in permanenter Risikoabwägung, nicht weil sie Sicherheitsfanatiker sind, sondern weil Risiken normativ geworden sind. Deshalb geht beispielsweise kaum noch jemand, ohne nach rechts und links zu sehen, über eine befahrene Straße. Dennoch gehen die Menschen über Straßen, wenn auch in der Regel nicht über Autobahnen. Ein Risiko eingehen heißt eben immer, sich Chancen auszurechnen. Die Heuristik, die Menschen anwenden, um derartige Risiken zu bewerten, hat Gerd Gigerenzer in anderem Zusammenhang definiert: „Vermeide Situationen, in denen viele Menschen zu einem Zeitpunkt ums Leben kommen.“ Der Satz „Risiko gehört zum Leben“ meint aber im Fall des Super-GAU: Du musst damit rechnen, dass du, deine Familie und womöglich deine Nachkommen eines Tages alle auf einmal überfahren werden. Das hat nichts mehr mit Risiken zu tun, sondern mit Schicksal, dem man sich nur noch ergeben kann. Die Chance der Atomkraft besteht so besehen nicht in billiger Energie, sondern in der Chance, dass der Super-GAU vorläufig nicht eintritt. Das ist sehr wenig Chance für das Risiko. Der leider heute vergessene Hartmut Gründler hat bereits vor Jahrzehnten im Literaturmagazin des Rowohlt Verlags „Die Sprache des großen Bruders“ auf die Manipulation durch Sprache im atomaren Zeitalter hingewiesen. Er schlug schon damals vor, die euphemistische Wendung „Chancen und Risiken der Kernergie“ durch die zutreffende Wendung zu ersetzen: „Chancen und Schaden durch die Kernenergie“.
4. Ein Fall wie Fukushima könnte in Deutschland nicht passieren
Der Trick besteht hierbei darin, Dinge zu vergleichen, die niemand miteinander vergleicht, und die Dinge, die vergleichbar sind, außen vor zu lassen. Natürlich könnte der gleiche Fall wie in Fukushima in Deutschland nicht passieren. Aber das gilt nur für die Auslöser. Es gehört zum Wesen des Super-GAU, dass er unwahrscheinlich ist. Er kann nur mit sich selbst verglichen werden. In anderen Ländern addieren sich andere Risikopotentiale, weshalb ja auch niemand für Tsunami-Dämme plädiert. Aber darum geht es gar nicht. Denn natürlich könnte ein Fall wie Fukushima passieren, wie jeder spürt. Man muss unterscheiden zwischen dem Eintritt des GAU, der überall anders sein kann, und zwischen der Fähigkeit der Menschen, ihn danach in den Griff zu bekommen. Das eine ist die Ausnahme, das andere aber – wie wir jetzt zum dritten Mal sehen – die Regel. Fukushima zeigt, dass Menschen im GAU atomare Prozesse, die sie eingeschaltet haben, nicht abschalten können. Das aber ist eine Erkenntnis von normativer Qualität: Was wir in Fukushima sehen, kann überall auf der Welt passieren.
5. Auch wenn wir aussteigen, sind wir von Atomkraftwerken umgeben
Das ist vielleicht das erbärmlichste aller Argumente, denn es bezeichnet die Selbstaufgabe von Politik. Man kann die Argumentation versuchsweise auf die Atomwaffenproliferation oder den Atomwaffensperrvertrag übertragen. Selbst wenn wir keine Atomwaffen haben, werden die anderen welche haben. Das war in der Vergangenheit kein Grund, sich selbst welche zuzulegen, sondern andere davon abzuhalten, sie zu bauen.
6. Der Strom kommt nicht aus der Steckdose
Gehört wie 2.) zu den Infantilitätsargumenten, mit denen Kritiker als naiv, weltfremd oder wohlstandsverwöhnt dargestellt werden. Abwandlung des Satzes „Das Gemüse wächst nicht im Aldi, sondern auf dem Acker“. Die Gegner der Atomenergie reden von der Aussaat, Düngung und den Entstehungsbedingungen des Gemüses. Sie wollen über den Anbau entscheiden.
7. Die Chance/das Risiko, dass es zu einem Super-Gau kommt, ist extrem unwahrscheinlich
Die Chance, im Lotto einen Sechser mit Superzahl zu bekommen, steht bei 1:139 Millionen. Trotzdem wird er in regelmäßigen Abständen gewonnen. Das hat natürlich mit der Vielzahl der Spieler zu tun. Genauso wird die Chance eines Super-Gaus immer wahrscheinlicher, je mehr Atomkraftwerke entstehen. Die Chance, dass man sich beim Lotto den Jackpot noch mit anderen teilen muss, ist trotz der mikroskopischen Wahrscheinlichkeit immer noch gegeben. Die Chance, dass der Super-Gau von allen und ihren Nachkommen getragen werden muss, ist absolut sicher. Wir wetten nicht darüber, dass es nicht passiert, sondern nur, dass es nicht jetzt passiert. Bei einer genügend hohen Anzahl an Mitspielern wird es passieren.
8. Fukushima hat für uns überhaupt nichts verändert
Eine ganze technische Zivilisation weiß Wochen nach dem Ereignis weder, was wirklich geschehen ist, noch was sie tun kann. Das ist eine Veränderung für die Geschichtsbücher. Dass uns körperlich nichts widerfahren ist, ändert nichts an der Übertragung auf die gesamte technisch-wissenschaftliche Kultur. Jochen Hörisch hat das vor Jahren am Beispiel Tschernobyl erläutert: die Explosion verwundert den Experten, aber nicht den Studenten, der vor der Mensa Flugblätter verteilt. Er hat damit gerechnet. Fukushima hat für uns etwas verändert, weil eingetreten ist, womit kein Experte kalkuliert, aber jeder Mensch gerechnet hat.
9. Apokalyptiker! Die Menschheit hat ganz andere Sachen überlebt, sie wird auch das überleben
Die amerikanische Regierung hat vor Jahren eine Kommission einberufen, die sich überlegen sollte, wie man atomare Endlagerstätten mit Warnungen versehen können. Das Problem war, dass die tödliche Gefahr Millionen Jahre anhält. Können die Menschen dann überhaupt noch lesen? Verstehen sie unsere Zeichen? Was bedeutet dann ein Totenkopf? Soll man Pyramiden bauen? Die Kommission, bestehend aus Anthropologen, Ethnologen und Schriftstellern, scheiterte faktisch. Daraus folgt: dass wir es überleben, heißt nicht, dass es unsere Kinder überleben. Es gibt keine andere Technologie, außer der atomaren, mit der wir so weit in Zukunft zielen können. Die Endlagerstätten aus der Zeit um Christi Geburt, wenn es sie schon gegeben hätte, hätten heute einen Bruchteil ihrer Gefährlichkeit erst eingebüßt. Vielleicht hätte es das neunzehnte Jahrhundert getroffen, das das Erdreich aufwühlte wie kein anderes. Der Bergwergsdirektor Goethe war emsig dabei. Wir müssten uns dann die Frage des Überlebens nicht mehr stellen, weil es uns, zumindest undeformiert, gar nicht gäbe.
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Quelle
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"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Zille am 12.04.2011 - 01:22.
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Beitrag vom 31.03.2011 - 14:28 |
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700 Beiträge
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Zille, guter Artikel!
Schirrmacher ist, m. M. nach, als eher "konservativer Geist" in dieser Hinsicht doppelt ernst zu nehmen!
Wenn ich so zurückdenke, hatte so ähnliche Gedanken schon, ich glaub' in den 1970er Jahren der damals als "Zukunftsforscher" bezeichnete und inzw. leider bereits verstorbene und ebenso leider fast vergessene Robert Jungk, mit dem ich noch "Arm in Arm" (also nicht ganz wörtlich, aber dort waren wir beide zusammen!) "abrüstungs-demonstrierend" vor dem US-Standort in Mutlangen stand; nämlich in seinem, ich glaub 1977, erschienen Buch "Der Atomstaat"! Man google mal nach ihm!
Also, dass er jetzt mit seinen Aussagen wieder richtig liegt, hab ich nach Tschernobyl, wo es auch so war, eigentlich nicht mehr für möglich gehalten!
Müssen wir befürchten, dies noch öfters erleben zu müssen? Lernen denn die Menschen wirklich nicht?
Ich bin ja nun doch ein "alter Sack", so hoffe ich diese "Szenarien" nicht mehr (oft) mitzumachen, aber Ihr Jungen? Ich glaube, ich muß meine alten Knochen doch immer wieder nochmal auf die Schienen der Castortransporte legen, auch wenn meine "Freunde" von der Polizei das nur kopfschüttelnd kommentieren können!
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 31.03.2011 - 16:35 |
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Letzter Beitrag hier zu diesem Thema am 31.03.
Es ist schon interressant, wie weit diese Katastrophe, mit bisher unabsehbaren Folgen, mittlerweile aus der öffentlichen Wahrnehmung schon wieder verdrängt ist. Oder liegt es daran, das eine >Überinformation< mit ständig neuen Schreckensmeldungen stattgefunden hat?
Bei Google News steht Fukushima seit ein paar Tagen schon nicht mehr auf Platz Eins und wenn man aktuelle Informationen sucht, muß man schon die Suchmaske bemühen.
Woran liegt das, stumpfen wir zu sehr ab oder sind alle anderen Themen wirklich wichtiger?
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"Guten Freunden gibt man ein Küsschen." (Judas) |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Löffel am 11.04.2011 - 03:51.
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Beitrag vom 11.04.2011 - 03:48 |
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Moderator 3537 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Löffel
Woran liegt das, stumpfen wir zu sehr ab oder sind alle anderen Themen wirklich wichtiger? |
In gewissem Maße leben wir doch tatsächlich in einer Art "Hysterie-Gesellschaft": der Fukushima-Hype dauert(e) einfach schon zu lange um in der Übersättigung noch Panik verkaufen zu können, bzw. diese blind fühlen zu können. So ziehen "wir" weiter und "erfreuen" uns an neuen Katastrophen, wie z.B. dem Sandsturm-Massenunfall auf der A19 bei Rostock....
Wirkliche Betroffenheit, die zur ernsthaften inneren Neuausrichtung eines Menschen führt, ist selten und kostbar. Das kennt ehrlicher Weise jeder von uns - schon im Kleinen (gute Vorsätze,...) - bei sich selbst.
EDIT: Tippfehler
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" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."
(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)
- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau. |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Andir am 11.04.2011 - 15:18.
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Beitrag vom 11.04.2011 - 13:55 |
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700 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Andir
Zitat Original geschrieben von Löffel
Woran liegt das, stumpfen wir zu sehr ab oder sind alle anderen Themen wirklich wichtiger? |
In gewissem Maße leben wir doch tatsächlich in einer Art "Hysterie-Gesellschaft": der Fukushima-Hype dauert(e) einfach schon zu lange um in der Übersättigung noch Panik verkaufen zu können bzw. diese blind fühlen zu fühlen. So ziehen "wir" weiter und "erfreuen" uns an neuen Katastrophen, wie z.B. dem Sandsturm-Massenunfall auf der A19 bei Rostock....
Wirkliche Betroffenheit, die zur ernsthaften inneren Neuausrichtung eines Menschen führen, ist selten und kostbar. Das kennt ehrlicher Weise jeder von uns - schon im Kleinen (gute Vorsätze,...) - bei sich selbst. |
Wie wahr! Wie wahr!
Aber: Immerhin scheint die Katastrophe in Fukushima, die ja noch lange nicht vorbei ist und deren Ende auch keineswegs absehbar ist (heute gab's neue Beben, die zum erneuten Ausfall der Notkühlung führten), bei uns in Deutschland nun endlich auch bei der Regierung immerhin zum Beginn eines Umdenkprozesses geführt zu haben. Und dies keineswegs "einfach so", sondern wohl auch als Folge der Ergebnisse der Wahlen in den Ländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und der massiven Proteste aus der Bevölkerung.
Dass das angedachte "Moratorium" aber mit keinen vernünftigen Gesetzen, sondern einfach im "Hauruckverfahren" hingemurkst wurde und damit der Atom-Lobby beste Chancen auf Rechtsmittel gegen ein "Abschalten" ermöglicht, scheint im Gegenzug der Bundesregierung nun sogar die Entschuldigung zu ermöglichen, das Ganze mit "großen Krokodilstränen" als "unmöglich" einzustufen!
Alles nach dem Motto: "Wir hätten ja gerne, aber es geht halt nicht, weil bla bla bla ..."
Ein leicht zu durchschauendes "Spielchen"! Ich kann nur hoffen, dass sich das der Wähler nicht gefallen lassen wird!
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 11.04.2011 - 14:20 |
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Wie geahnt - mmer noch: Fukushima |
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700 Beiträge
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Heute nun dies: Erhebliche Ausweitung der Evakuierungszone und Einstufung auf die höchste "Störfallstufe"!
Und das nach einem Monat! Wie damals in Tschernobyl!
Wie es scheint, ist sowohl TEPCO, wie die Regional-Verwaltung und die japanische Regierung nach wie vor diesem "Super-Gau" einfach nicht gewachsen; wobei ich denke, dass auch eine deutsche Regierung sich kaum anders, bzw. genau so dämlich verhalten würde.
Daran ist einfach erkennbar, dass überhaupt keine Pläne existieren, die solche Störfälle wie auch immer "beherrschbar" machen würden! Einfach, weil sie nicht zu beherrschen sind!
Es gilt nach wie vor: ABSCHALTEN! Und zwar so schnell wie möglich ! Machbar wäre es, wie mehrere ernsthafte Studien schon lange zeigen und zwar , wie ebenfalls etwa die Studie der TH München, Zwgst. Straubing zeigt, ohne die nun zunehmend beschworenen "erhöhten Kosten"!
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 12.04.2011 - 18:46 |
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Erstmals Kernschmelze zugegeben! |
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700 Beiträge
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Heute nun die dpa-Meldung, dass nach Angaben von Tepco bei den Reaktoren schon wenige Stunden nach dem Erdbeben die Kernschmelze eingetreten ist und die Schutzbehälter "teilweise"(?) durchschmolzen wurden. Seit der Katastrophe bis noch vor wenigen Tagen wurde dies immer geleugnet!
Das lernt man aus dem Unfall in Fukushima (und aus den Unfällen in Tschernobyl, in Harrisburg, in Sellafield, in in Biblis, in..., in..., ...):
AKW- BETREIBER LÜGEN !!!
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 16.05.2011 - 18:17 |
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