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Gestern lief in der ARD der erste von drei Teilen von "Deutschland unter Druck". Der erste Teil beschäftigt sich mit dem veränderten Schulalltag von Kindern und Jugendlichen. 40-Stunden-Wochen in der Unterstufe, Einzelkind-Dasein und ein enormer Selektionsdruck bereits in der Grundschule sind wohl die prägensten Erlebnisse der minderjährigen Schreibtischopfer.
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/351...Id=6481 802
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"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens |
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Beitrag vom 15.02.2011 - 11:41 |
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RE: Deutschland unter Druck |
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Wie passen denn in diese Darstellung der immer weiter ausgebaute jahrgangsübergreifende Unterricht, die verlängerte Eingangsphase (bis zu 3 Schuljahre für Klasse 1 und 2), die Diskussion um die Verlängerung der Grundschulzeit bis zur Klasse 6 und die immer stärker in den Fokus rückende Förderung schwacher Schüler. Kinder können kaum noch sitzen bleiben usw.?
Neben allem Druck, der ohne jeden Zweifel sehr stark ist, wird nach meiner Wahrnehmung immer mehr unternommen, um auch dem schwächsten Schüler noch einen Abschluss zu ermöglichen.
Es passiert eine Menge Positives!
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Beitrag vom 15.02.2011 - 15:32 |
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^Wenn man sich den Beitrag so ansieht und den Kommentar dazu hört, denkt man unweigerlich:
"Hätte etwa die hier gezeigte, 'unter Druck' stehende Chiara überhaupt noch Zeit und Lust zu den Pfadfindern zu gehen?
Wann könnte sie denn etwa auf Fahrt oder in ein Lager gehen bei diesem 'Druck'?
Muß man bei unseren Kindern generell von diesem 'Druck' ausgehen?
Was ist dann aber mit den auf diese Art zweifellos 'erzeugten' Versagern?
Was ist mit all jenen, die garnicht so weit kommen, weil sie etwa behindert sind?"
und schließlich:
"Was ist zu tun?
Müssen wir diesen 'Druck' und damit dies alles mitmachen?"
zweifellos leiden die Kinder unter diesem "Druck"!
Ich halte dies alles für sehr, sehr bedenklich!
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 15.02.2011 - 16:20 |
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RE: Deutschland unter Druck |
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Zitat Original geschrieben von Zille
Gestern lief in der ARD der erste von drei Teilen von "Deutschland unter Druck". Der erste Teil beschäftigt sich mit dem veränderten Schulalltag von Kindern und Jugendlichen. 40-Stunden-Wochen in der Unterstufe, Einzelkind-Dasein und ein enormer Selektionsdruck bereits in der Grundschule sind wohl die prägensten Erlebnisse der minderjährigen Schreibtischopfer.
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/conte nt/3517136?documentId=6481802 |
Welche Kinder haben denn eine 40 Stunden-Woche in der Unterstufe???
An unserem insgesamt sehr durchschnittlichen Gymnasium haben Fünft-Klässler 31 und Sechstklässler 32 Schulstunden á 45 Min. Macht summa summarum 23,25 h Schulunterricht in der 5. Pro Tag braucht ein schwacher Schüler vielleicht noch eine bis anderthalb Stunden für die Hausaufgaben, also im Maximalfall 7,5 h obendrauf. Insgesamt also ca. 31 volle Stunden...
Nicht dass ich falsch verstanden werde: Ich bin absolut gegen Turbo-Abi und unnötigen Stress in der Kindheit, aber es ist auch nicht immer hilfreich, zuviel Schwarz zu malen. Der größte Stress für Kinder wird meines Erachtens durch überambitionierte Eltern herbeigeführt, die es für ihr Kind unbedingt erforderlich halten, dass es Geigenvirtouse, Fußballstar und Hollywood-Nachwuchs wird, dabei aber selbstverständlich noch den höchsten Schulabschluss erlangt. Wenn das Kind diesen Anforderungen nicht genügt oder genügen will, wird halt so lange noch Nachhilfe dazugesellt, dass zumindest die Versetzung erreicht wird. Dass Kinder auch mal Kind sein sollten, haben die meisten Lehrer hingegen im Blick... Wir reduzieren bei uns schon ganz massiv die Hausaufgaben, damit mehr Freizeit bleibt.
Ich fände es gut, wenn man zwar einserseits zum alten G9 zurückkehrte und damit den Druck auf Schüler (und Lehrer) etwas reduzierte (sowie die Lernerfolge deutlich steigerte, denn wie bspw. ein Siebtklässler die Aufklärung und die Franz. Revolution geistig erfassen soll, habe ich leider noch keiner Rede eines Bildungspolitikers entnehmen können...), andererseits aber auch die Gesamtgesellschaft (auch die Eltern!) ein wenig mehr Realismus walten ließen. Es ist doch abstrus, dass sich dieselben Leute über den Druck aufregen, der auf den Kindern laste, gleichzeitig aber Zeter und Mordio schreien, wenn eine siebte Stunde Kunst ausfällt, weil der Lehrer eine Fortbildung macht...
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Beitrag vom 15.02.2011 - 16:52 |
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@ storch: Ich würde Deiner Stundenauflistung schon noch die 5 x täglich ca. 50 Minuten Schulpausen, die wahrlich von echter Freizeit weit entfernt sind, sowie Busfahrzeiten von auch gerne mal täglich 1,5 Stunden und mehr hinzurechnen und schon haben wir voll verplante Stundenkontingente Jugendlicher von deutlich über 40! Diese sind wohlgemerkt nur Schule und unmittelbar angrenzenden Bereichen zuzuordnen. Die Tage beginnen für Grundschul-Fahrschüler nicht selten vor dem Erwachsenenalltag. Dass da manches Kind oder Jugendlicher zusammenklappt, ist schon nachvollziehbar.
Ansonsten teile ich deine Ausführungen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Karsten L. am 15.02.2011 - 17:13.
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Beitrag vom 15.02.2011 - 17:13 |
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RE: RE: Deutschland unter Druck |
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Zitat Original geschrieben von Storch
Welche Kinder haben denn eine 40 Stunden-Woche in der Unterstufe???
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kinder die die ogts besuchen kommen locker auf 40h/woche.
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Beitrag vom 15.02.2011 - 17:30 |
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.Tilia. |
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Irgendwie muß Schule ja auch auf die 60/70-Stunden-Woche später im Beruf vorbereiten. Wenn man das nicht rechtzeitig genug lernt, kriegt man später ein Problem...
Wer den Sarkasmus findet, darf ihn behalten.
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Beitrag vom 15.02.2011 - 18:02 |
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Ich fand den Bericht etwas zu schwarzmalerisch und die Stimme sehr anstrengend, aber dass eine Tendenz gibt, dass es mehr wird, finde ich ziemlich eindeutig, wenn ich mir meine Sipplinge anschaue, aber auch nach dem, was so in der Fachdiskussion ist.
Auf jeden Fall geht ein Teil von einigen Eltern aus, aber ein großer Teil auch von den gestiegenen Anforderungen bzw. dem vielen Lernen in weniger Zeit. Aber das bereitet dann ja ganz toll auf das Bulimie-Lernen im Bachelor-Studium vor, was für ein Glück!
Das Qualifikationsmodell, dass sich die Jugend auf später vorbereitet und dann wird das schon, stammt aus dem 19. Jh. und ist definitiv nicht mehr aktuell. Trotzdem wird man so aber erzogen (was natürlich auch nicht heißen soll, dass man sich 'nen Lenz machen soll)
Dazu passt dann auch das hier: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-02/krankenstand-2010
Zu dem Krankenstand würde mich interessieren, ob wirklich die psychischen Erkrankungen angestiegen sind, oder ob es auch mehr gemeldet wird, weil ich heute normaler geworden ist. In meiner Generation habe ich das Gefühl, dass ein Psychologe oder Psychiater wie ein Zahnarzt/Augenarzt oder was auch immer angesehen wird, wogegen das in der Generation meiner Eltern noch ganz anders ist und es denen schwerer fällt, sich dort Hilfe zu suchen.
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"Wenn ich auch nur eine einzige düstere Kindheit erhellen konnte, bin ich zufrieden."
Astrid Lindgren |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von upsala am 15.02.2011 - 18:17.
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Beitrag vom 15.02.2011 - 18:16 |
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RE: RE: RE: Deutschland unter Druck |
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Moderator 962 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von meister lampe79
Zitat Original geschrieben von Storch
Welche Kinder haben denn eine 40 Stunden-Woche in der Unterstufe???
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kinder die die ogts besuchen kommen locker auf 40h/woche.
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Für mich bitte in einem ganzen Wort - was bitte ist ein/eine ogts??
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Gut Pfad!
steini
Sapere aude!, Wage zu Wissen! |
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Beitrag vom 15.02.2011 - 21:07 |
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RE: RE: RE: RE: Deutschland unter Druck |
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Moderator 1538 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von Steini
Für mich bitte in einem ganzen Wort - was bitte ist ein/eine ogts?? |
Musste selber googlen: Offene Ganztagsschule.
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A Scout smiles and whistles under all circumstances. |
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Beitrag vom 15.02.2011 - 21:10 |
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Hallo zusammen!
Ich nehme mir mal die Freiheit als "lebendiges" Beispiel kurz den Donnerstag meines ältesten Sohnes darzustellen:
Er ist 7 Jahre alt und besucht derzeit die 3.Klasse. Meine Frau und ich sind beide berufstätig.
Nach sechs Schulstunden verlässt er gegen 13.20 Uhr den Klassenraum, geht in die offene Ganztagsschule und bekommt dort zunächst MIttagessen. So weit, so gut....
Nun haben alle Kinder der OGS ein gewisses vorgegebenes Zeitkontingent zur Verfügung, in dem sie ihre Hausaufgaben erledigen können.
Da die Kinder der 3. Klasse nicht selten 1-1,5 Stunden an ihnen verbringen, schaffen es die meisten nicht in der recht kurzen Vorgabe der OGS ihre Hausaufgaben zu erledigen.
Sicherlich ist dies nicht nationaler Standard, wird aber zum Unmut vieler Eltern bei uns so praktiziert.
Nachdem er also seine Hausaufgabe zur Hälfte fertig gestellt hat, besucht er im Rahmen der OGS noch schnell eine der wöchtentlich angebotenen drei AG's und kommt dann gegen 16.30 Uhr nach Haus.
"Leider" steht nun um 17.00 Uhr wieder die Meutenstunde an, sodass er nach Abschluss dieser, gegen 19.00 Uhr sich endlich mit dem zweiten Teil seiner Hausaufgaben befassen kann....
Sicherlich mag es unglückliche Fügung sein, dass an ausgerechnet so einem Tag auch noch die Meutenstunde ansteht, andererseit kommt er an den anderen Tagen gegen 15.30 Uhr aus der OGS, muss sich abermals an den zweiten Teil seiner Hausaufgaben setzen und hat dann ab 16.30 Uhr endlich Freizeit...
Was für ein Leben für einen 7-jährigen.... und er wird bestimmt mal kein Popstar!
Im Übrigen hatte ich zu meiner Grundschulzeit auch bis 13.20 Uhr Unterricht, habe dann zu Haus Mittaggegessen und war bis aller spätestens um drei mit allen Schulaufgaben fertig. Zeit genug um mich mit meinen Freunden zu verabreden, im Garten zu spielen oder sonstwas zu machen.... bevor um 17.00 Uhr dann die Gruppenstunde begann!
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von foeti am 16.02.2011 - 22:48.
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Beitrag vom 16.02.2011 - 22:43 |
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@foeti
ich arbeite in einer ogts und bei uns haben die kinder ca. 60 min. zeit die hausaufgaben zu erledigen. falls das pensunm nicht geschafft wird, bekommt der lehrer eine rückmeldung. dann weiß der lehrer das er dem kind zuviel aufgegeben hat. einige lehrer bei uns arbeiten mit sogen. wochenplänen. das kind bekommt für eine woche hausaufgaben auf, dann kann es für sich entscheiden wann es was erledigt.
hausaufgaben sind bei elternabenden das thema. häufig liegt es auch an den eltern die von der sorge getrieben werden das kind mache zu wenig hausaufgaben. im schlimmsten szenario sehen sie die zukunft des kindes zerstört wenn einmal keine hausaufgaben gemacht wurden.
das einzige was durch den druck den bach runtergeht, ist die gesundheit der kinder und deren kindheit. es ist für eltern durchaus möglich dem lehrer eine notiz zukommen zu lassen und das fehlen der hausaufgaben zu erklären. weil was bringt es den eltern wenn das kind auf biegen und brechen durch die grundschule aufs gymnasium gedrillt wird? das ergebnis ist ein psychich krankes und labiles kind.
wenn es dem kind mal zuviel wird, eine auszeit gönnen und spielen lassen. das ist wesentlich hilfreicher als am ende dann eine teure therapie die zwar die symptome aber nicht die ursache bekämpft.
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Beitrag vom 16.02.2011 - 23:55 |
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Und genau das Gegenteil ist bei uns der Fall. Viele Eltern sorgen sich, dass die Kinder zu viele Hausaufgaben machen!
Unser "Kleiner" hat bereits in der zweiten Klasse mit ziemlicher Regelmäßigkeit mindestens 1,5 h (Pausen nicht eingerechnet) für seine Hausaufgaben gebraucht - und er war einer der Klassenbesten.
Mit dem vorgegebenen Zeitpensum in der OGS kommen bei uns die Kinder einfach nicht hin - natürlich darf es auch nicht Aufgabe der Erzieher der OGS' sein, sich verantwortlich für die Hausaufgaben der Kinder fühlen - das ist und bleibt natürlich oberste Pflicht der Eltern. Eine Rückmeldung seitens der OGS an die Lehrer gibt es m.E. bei uns nicht - sicherlich mal eine Anregung!
Jedoch bei diesen Mengen an Aufgaben bleibt nach der OGS den Kindern einfach nicht die Zeit, um in Ruhe regelmäßig spielen zu können, denn das hieße, dass sie auch >>regelmäßig<< Hausaufgaben bewußt ausfallen lassen müssten.
Meine Ansicht ist, dass man entweder in der Schule ein moderates Lerntempo anstrebt, dafür die Kinder zu Hause mehr tun müssen - oder aber man behandelt viel Unterrichtsstoff in kurzer Zeit, lässt aber gleichwohl den Kindern dafür mehr Freizeit zu Hause.
Jedoch beides - umfangreicher, schnelllebiger Unterricht UND hohe Arbeitsbelastung daheim, sorgen m.E. genauso für eine angeknackste Psyche, wie zu hohe Erwartungen seitens der Eltern...
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Beitrag vom 17.02.2011 - 08:11 |
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...lies mal hier ,besonders unter Punkt 2.3, die dortige Regelung den Hausaufgaben-Zeitaufwand betreffend nach. Sofern das Kind nicht die vorgegebene Hausaufgabenzeit in der Schule nachweislich "vertrödelt", könnte dieses Papier mal an einem Elternabend zur Diskussion, mit Ziel einer eventuellen Übernahme, gestellt werden....
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"Jüngere sind schneller,...... Ältere kennen die Abkürzung..." |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Teppich am 17.02.2011 - 11:21.
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Beitrag vom 17.02.2011 - 11:20 |
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Eine Studie der Uni Dresden kam 2007 übrigens zu dem Ergebnis, dass Hausaufgaben relativ sinnlos sind. Spiegel-Artikel
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"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Zille am 17.02.2011 - 11:43.
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Beitrag vom 17.02.2011 - 11:43 |
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