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Forenübersicht » Pfadfinder - Forum » Jugendbewegung » Vorschlag zu einer Reflexion über Wandervogel-Zielsetzungen geschlossen

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154 Beiträge in diesem Thema (geschlossen) Seiten (11): < zurück 2 3 (4) 5 6 weiter >
Autor
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lueden ist offline lueden  
80 Beiträge
lueden`s alternatives Ego
Ich finde es etwas unfair, puschkin als "Troll" zu bezeichnen. Er konsumiert nicht nur, sondern hat doch auch seine Ideen eingebracht und von der Diskussion können ja durchaus auch andere Bünde profitieren - als Pfadfinder besonders, indem man seine Vorteile mal wieder vor Augen geführt bekommt und das dann um so überzeugter weiterführt.

Allerdings kann ich nur zustimmen, dass mir seine Ideen sehr verschroben und elitär vorkommen. Besonders vor dem Hintergrund, dass er selbst Heliand-Pfadfinder war, in einer offensichtlich preußisch-autoritär geprägten Zeit, die er einerseits aufgrund der fehlenden Selbstgestaltung und inneren Freiheit kritisiert, sich andererseits aber "enttäuscht" über den heutigen Stil zeigt. In einem interessanten Artikel (Word) über das überbündische Singen der Heliand-Pfadfinder (Wiesbaden, September 2010) findet man seine Haltung gegenüber der Pfadfinderschaft gut charakterisiert.

Puschkins "Vorschläge" an die Pfadfinderschaft zeigen mir ganz deutlich, dass da jemand im Gestern hängen geblieben ist und damit offensichtlich auch in einem Wandervogelbund besser aufgehoben ist. Aber wieder verwundert mich, dass solche autoritären Gedanken gerade von einem Wandervogel kommen, wo doch die Wandervogelidee so stark die Freiheit betont und Bevormundung ablehnt. Irgendwie passt die Wandervogel-Ideologie für mich nicht mit dem, was ich an Wandervögeln in der realen Welt erlebe, zusammen. Vielleicht auch deshalb diese Suche nach Identität.

Stark verkürzt ausgedrückt, scheinen dem von Puschkin beschriebenen Wandervogel klare Inhalte und Ziele zu fehlen, was man mit einer starken Betonung der Gruppen- und "bündischen" Kultur und aufgesetztem Elitebewusstsein zu kompensieren versucht. Ideologisch wird Freiheit und Unabhängigkeit (von Institutionen) propagiert (siehe auch http://www.loewenritter-wv.de/index.php?option=com...;Itemid =58 ), aber vorherrschende Stilrichtungen und Personenkulte sprechen m.E. eine andere Sprache. Ich will das keinesfalls für alle Wandervogelbünde verallgemeinern, so gut kenne ich diese Bünde auch garnicht, das ist nur der Eindruck, den ich aus solchen Beschreibungen und den meist oberflächlichen Kontakten gewinne.

Pfadfinder haben viele Elemente der Wandervogel- / Jungenschaftskultur adaptiert, z.B. Liedgut, Fahrt, Zelte, Stilelemente, und haben davon sehr profitiert. Alte Zöpfe wurden, wo es nötig war, abgeschnitten und autoritäre Strukturen überarbeitet. Die heutigen Pfadfinderschaften sind nicht mehr die Scoutisten der alten Zeit, aber - zumindest in unserem Bund - werden viele der guten alten Traditionen werden weiterhin gelebt. Ich finde gerade diese Mischung sehr gut. Durch ein gemeinsam erarbeitetes Ausbildungskonzept sowie pädagogische und theologische Grundlagen haben gerade junge Gruppenführer sehr gute Hilfsmittel an der Hand, um eine Gruppe gut zu führen und dennoch haben sie Einfluss auf die vorgegebenen Konzepte, viel Spielraum zum Ausprobieren neuer Dinge oder für ihren ganz eigenen Gruppenstil. Es gibt bei uns Lager und Fahrten gleichermaßen, unsere alten Lieder und bündisches Liedgut, alte traditionelle Spiele wie Speersport aber auch immer wieder neue, "ordentliche" Tracht und Stilelemente wie Losungsausgaben und Lagereröffnungen im Carrée aber kein militärischer Drill und kein unbedingtes Festhalten an unpraktischen Stilelementen wie rückenschädigenden Affen. Jeder Bund wird da andere Schwerpunkte setzen, aber genau das macht die Vielfalt der Pfadfinder aus, die mir jedenfalls größer scheint als die Vielfalt der Wandervogelbünde - nicht nur wegen der Masse.



<|8-D >0== lueden.
Heliand-Pfadfinderschaft, Stamm III (Frankfurt am Main)
Beitrag vom 14.02.2011 - 13:22
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Gast Fröschel  
RE:
Gast
Zitat
Original geschrieben von lueden

kein unbedingtes Festhalten an unpraktischen Stilelementen wie rückenschädigenden Affen.



Drei Sympathiepunkte von mir. cool
Beitrag vom 14.02.2011 - 13:42
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moggeCP ist offline moggeCP  
RE:
2775 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von lueden

Pfadfinder haben viele Elemente der Wandervogel- / Jungenschaftskultur adaptiert, z.B. Liedgut, Fahrt, Zelte, Stilelemente, und haben davon sehr profitiert.



profitiert: ja, sehr: eher nicht.

Wie schon in dem Faden genannt wurde, sind das alles Äußerlichkeiten.
Platt gesagt: Das, was ich unseren Sipplingen an Werten und Erziehung mitgeben möchte, kann ich auch ohne die von Dir genannten adaptierten Dinge/Gegenstände. (Nichts desto trotz nutze ich dies).



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 14.02.2011 - 13:43
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Gast Fröschel  
RE:
Gast
Zitat
Original geschrieben von lueden

Ich finde es etwas unfair, puschkin als "Troll" zu bezeichnen.




Naaaaja. Er hat in seinem Profil nix stehen, schmeißt ab und zu einen Brocken in die Runde und lehnt sich zurück, ohne jemals wieder zu irgendeiner Antwort einen Kommentar abzugeben. Klingt alles nach Troll, find ich.
Beitrag vom 14.02.2011 - 14:09
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lueden ist offline lueden  
RE: RE:
80 Beiträge
lueden`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von moggeCPD
Wie schon in dem Faden genannt wurde, sind das alles Äußerlichkeiten.
Platt gesagt: Das, was ich unseren Sipplingen an Werten und Erziehung mitgeben möchte, kann ich auch ohne die von Dir genannten adaptierten Dinge/Gegenstände. (Nichts desto trotz nutze ich dies).


Mag schon möglich sein, aber ich denke, es wäre schwer. Für mich ist das bündische Liedgut keine "Äußerlichkeit", sondern Ausdruck eines Lebensgefühls. Durch gemeinsames Singen schwingen sich die Gruppenmitglieder aufeinander ein, es wird Fernweh und Lebensfreude geweckt. Statt des bündischen Liedguts könnten es vielleicht auch nur Lobpreislieder oder allgemeine Schlager sein, aber mir wäre das zu einseitig.

Durch die Fahrt wird einfaches Leben geübt und der Wert alltäglicher Annehmlichkeiten ganz neu entdeckt. Es wird ein Gegenpol zu dem "immer mehr" der Massengesellschaft gesetzt, der Einzelne erkennt auf Fahrt seine Wichtigkeit für die Gruppe, entdeckt seine Stärken. Man lernt körperliche und vielleicht auch psychische Grenzen kennen, bekommt dafür ein neues Gefühl für sich selbst und die Zuversicht, auch schwierige Situationen im Leben meistern zu können. Vieles davon kann man sicher auch auf Lagern erleben, aber die Fahrt ist schon etwas ganz besonderes, wo die Kleingruppe und persönliche Freundschaft noch viel mehr im Mittelpunkt steht.

In einer Stadt wie Frankfurt gibt es sehr viele Angebote, da braucht man als Pfadfinder schon ein "Alleinstellungsmerkmal", um attraktiv zu sein. Sicher ist ein Zeltlager attraktiv, aber so etwas bietet auch schon die Kirchengemeinde oder die Jugendfeuerwehr an. Aber ein richtiges Abenteuer, auch für die Älteren, verspricht nur die Fahrt! Das ist mehr als Kinderbespaßung, das ist DIE Herausforderung. Unsere Pfadfinderschaft in ihrer heutigen Form wäre ohne Fahrten nicht denkbar. Ich bin schon auf großen Widerstand bei den jungen Führern gestoßen, als ich meinte, dass Fahrten nicht ins Wölflingskonzept (8-9 Jahre) gehören weil es noch Steigerungsmöglichkeiten geben muss. Ich selbst wäre ohne dieses Stilelement vielleicht auch eher bei einem Wandervogelbund gelandet als bei einem Plastikzelt-Catering-Kinderbespaßungsverband.

Werte und Erziehung sind eben nicht alles, was ich den Sipplingen mitgeben will. Ich will ihnen auch ein Lebensgefühl mitgeben, ich will ihnen Werte nicht nur predigen, sondern sie praktizieren. Erziehung sehe ich nicht vorwiegend als Prozess von außen, sondern mehr als die Begünstigung inneren Wachstums in die richtige Richtung, durch das richtige Umfeld, die richtigen Angebote, die richtigen Erfahrungen. Und Gefühle wie "Gotteserfahrung" oder "Demut" erfahre ich nicht durch eine tolle Bibelarbeit, sondern im Überwältigtsein von der Weite, im Staunen über die Natur, in der Erfahrung des Geborgenseins in der Wildnis, in dem Moment wo ich nicht mehr "alles im Griff" habe, sondern nur noch durchhalten und auf Gott vertrauen kann. - Auf Fahrt!



<|8-D >0== lueden.
Heliand-Pfadfinderschaft, Stamm III (Frankfurt am Main)
Beitrag vom 14.02.2011 - 14:48
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lueden ist offline lueden  
RE: RE:
80 Beiträge
lueden`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von FröschelEr hat in seinem Profil nix stehen, schmeißt ab und zu einen Brocken in die Runde und lehnt sich zurück, ohne jemals wieder zu irgendeiner Antwort einen Kommentar abzugeben.

Er hat seinen Beitrag mit "Helmut Wurm" unterschrieben und in seinem Profil ist seine Homepage http://www.buendische-blaue-blume.de verlinkt, eine überbündische Wandervogel-Plattform. Siehe auch http://www.buendische-blaue-blume.de/index-Dateien...age674. htm .
In dem von mir verlinkten Artikel zur Wiesbadener Singerunde beschreibt er, dass er in den 60er Jahren in der Heliand-Pfadfinderschaft war.
Auf der Seite http://www.buendische-blaue-blume.de/index-Dateien...age400. htm ist unter "Eigene Publikationen" das Buch "Die Wandervögel, Sokrates, Mephisto und der alte bündische Führer" als PDF zu finden.
Er platziert zwar "sein" Thema, den Wandervogel, hier im PFADFINDER-Treffpunkt, während auf seiner Seite Pfadfinder-Themen nur bedingt Platz haben. Aber "trollen" bedeutet, dass man mutwillig Flamewars auslösen oder Leute dissen will, was ich hier nicht gegeben sehe. - Keiner ist gezwungen, auf seine Fragestellungen einzugehen und es wird auch nicht direkt behauptet, dass Pfadfinder "minderwertig" gegenüber Wandervögeln seien.

Ich würde mich aber auch freuen, wenn im Gegenzug Puschkin und andere Wandervögel etwas mehr zur Diskussion beitragen.



<|8-D >0== lueden.
Heliand-Pfadfinderschaft, Stamm III (Frankfurt am Main)


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von lueden am 14.02.2011 - 15:27.
Beitrag vom 14.02.2011 - 15:08
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Gast Fröschel  
RE: RE: RE:
Gast
Zitat
Original geschrieben von lueden



Ich würde mich aber auch freuen, wenn im Gegenzug Puschkin und andere Wandervögel etwas mehr zur Diskussion beitragen.




Alles klar, seine Webseite kannte ich aber schon. Und so wie ich die meisten Wandervögel einschätze, ist ihnen diese Diskussion nicht genug wert, um sich deswegen die Köpfe heiß zu reden. Die setzen sich eher abends ans Feuer und babbeln über dies oder das. Vielleicht auch mal über sowas, aber nicht in einem Onlineforum.
Beitrag vom 14.02.2011 - 15:35
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Gast timobl  
Gast
stimmt
Beitrag vom 14.02.2011 - 17:04
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zille ist offline zille  
684 Beiträge
zille`s alternatives Ego
Zu welcher Fragestellung eigentlich genau? Ob Puschkin ein Troll ist? Nach Konrad Duden eindeutig nicht. Zu der Differenz zwischen Wandervogel und Pfadfinder? Ich dachte, wir wären da schon an anderer Stelle zu der Einsicht gelangt, dass es da weniger eine klare Grenze gibt, als mehr eine Skala mit den Polen scoutisch und bündisch. "Mischformen" für den falschen Weg zu halten, kommt mir hochmütig vor. Die Orientierung zum Bündischen hat meines Erachtens in den letzten Jahren deutlich zugenommen und es existiert offensichtlich ein Bedürfnis danach. Was alte Männer davon halten, kann einem ziemlich schnuppe sein. Ein Großteil der heute aktiven Wandervögel stammen (individuell oder als ganze Gruppe) aus Pfadfinderbünden, vielleicht kommt auch daher diese Mauer in den Köpfen. Man sollte an anderer Stelle mal die Frage aufwerfen, warum Abspaltungen immer nur von den Pfadfindern weg zum Wandervogel hin verlaufen, nie andersrum.

Über den Ausgangsbeitrag scheint mir noch ziemlich wenig diskutiert worden zu sein, aber das liegt vermutlich nicht nur an der verschwinden kleinen Menge der Wandervögel, sondern auch an Puschkins Ausgangsthesen, die ich für falsch halte.

Zitat
Original geschrieben von puschkin
es fällt auf, dass sich immer mehr Wandervogel-Gruppen/bündische Gruppen darüber beklagen, wie zunehmend schwer es ihnen wird, jugendlichen Nachwuchs anzuwerben/neue Jugendgruppen aufzubauen. Im Gegensatz dazu hört man von den Pfadfindern, dass sie wenig oder weniger Schwierigkeiten haben, Jugendliche zu gewinnen. [...] Der Grund liegt nach meinen Beobachtungen darin, dass Eltern und Jugendlichen von heute unsicher fragen, was Wandervögel/Bündische eigentlich wollen und weshalb es sich lohnt, zumindest eine Zeitlang zu ihnen zu kommen.

Auf einen Wandervogel kommen mindestens hundert Pfadfinder. Die Frage, wer da die "erfolgreichere" Jugendarbeit leistet, stellt sich einfach nicht, weil es völlig offensichtlich ist. Wenn 100 Pfadfindergruppen neue Kinder werben, kommt da zwangsläufig mehr bei rum, als wenn kleine Wandervogelbünde Gruppen aufbauen, selbst wenn die "Erfolgsquote" bei letzteren höher wäre. Ob diese Werbung im Einzelnen erfolgreich ist, hängt aber meines Erachtens kaum davon ab, welches übergeordnete Ziel der Bund im Einzelnen verfolgt. Den Pimpfen und Eltern dürfte es meistens völlig wurscht sein, ob den Buchstaben der Vereinssatzung nach eher nach einem romantischen Ideal, einem kritischen Geist oder sportlicher Ertüchtigung gestrebt wird.




"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens
Beitrag vom 14.02.2011 - 18:23
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moggeCP ist offline moggeCP  
2775 Beiträge
moggeCP`s alternatives Ego
lueden, ja, auch wir Pfadfinder wollen den Sipplingen ein Lebensgefühl mitgeben.

Dass BP sich zu Fahrt und musischer Erziehung geäußert hat, wurde schon von Andir und mir aufgeführt.



Erkenntnis nach einigen Jahren im PT: "Schuld haben grundsätzlich die anderen!" ;-)
Beitrag vom 14.02.2011 - 18:49
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puschkin ist offline puschkin  
33 Beiträge
Wenn ich so dringlich gebeten werde, mich an der Diskussion zu beteiligen, so tute ich das hiermit, obwohl ich eigentlich schon in der längeren Einleitung meinen Beitrag zu dem mir wichtigen Thema geliefert habe - so meine ich. Natürlich habe ich interessiert die Beiträge gelesen. Manche enthalten wirklich gute Gedanken, andere kreisen mehr oder minder weit um das Kernthema. Weshalb ich mich zurück halte, liegt an meiner Einstellung, dass es tatsächlich im Sinne des Sokrates nützlich ist, wenn im Verlaufe eines Rundgespräches viele verschiedene Gedanken und Meinungen zusammen getragen werden. Daraus ergeben sich dann erst die interessanten Einsichten.

Dass ich mich an der Diskussion ergötze, geht an meiner Intension völlig vorbei und ist auch etwas unter der Gürtellinie einer sachlichen Diskussion anzusiedeln. Woran soll ich mich denn ergötzen?

Und dass ich nur konservativ und statisch bin, geht ebenso an meinen Einstellungen vorbei. Ich meine allerdings, dass wir bewährte, gute Traditionen in die Zukunft übernehmen müssen. Was wäre denn, wenn z. B. die christlichen Kernwerte einfach als altmodisch über Bord geworfen würden, wenn die Pfadfinder-Kernwerte einfach als zu statisch zurückgelassen würden? Alle Kulturen haben davon gelebt, Traditionen über viele Generationen hinweg zu bewahren.

Und nun zum Wandervogel: Ich finde den Wandervogel als Gesamtbewegung ein so einzigartiges, originäres deutsches soziologisches Produkt, dass ich ein kleinwenig mithelfen möchte, dass er auch in der Zukunft weiter existiert. Und da habe ich eben die Sorge, dass der heutige Wandervogel sich mit seiner Sorglosigkeit und seinem Genießen des romantischen Augenblicks selber nicht bewusst ist, dass er auf einer roten Liste gefährdeter soziologischer Produkte stehen könnte. Einen wichtigen Zustrom scheint er derzeit tatsächlich durch erwachsene Pfadfinder zu erhalten. So ähnlich sieht es jedenfalls auch ein Trierer emerit. bündischen Professor, mit dem ich darüber einen kurzen Gedankenaustausch hatte. Er hat im vergangenen Jahr zu diesem Thema auf dem Werother Gesprächskreis ein Referat gehalten.

Der Hinweis auf mein kleines satirisch-humorvolles Büchlein über „Die Wandervögel, Sokrates, Mephisto und …“ ist nützlich. Das Büchlein enthält meine Sorgen und ist ein Versuch, auf Schwächen so mancher Wandervögel und Wandervogelgruppen hinzuweisen. Ich würde mich freuen, wenn möglich viele darin lesen oder es am besten herunterladen würden. Es ist auf der Webseite der buendischen-blauen-blume zu finden. Man kann es auch bei mir erwerben.

Was ebenfalls stimmt ist, dass natürlich weniger die Pfadfinder als die Wandervögel und die Bündischen angesprochen sind. Aber von bündischer Seite habe ich leider mehrmals die Äußerung gehört, dass die Zukunft völlig gleichgültig wäre, es zähle nur das schöne, romantische Jetzt. Das hat mich nachdenklich gemacht.

Die Pfadfinderbewegung ist eine solide, gut konzipierte und internationale Bewegung, die in der Zukunft zurecht kommen wird. Gefahren von außen wird sie bewältigen. Die einmalige, bunte, faszinierende Wandervogelbewegung trägt in ihrer Sorglosigkeit und Unbeschwertheit die Gefahren in sich selbst. FM hat sein Buch über den Nerother Wandervogel nicht umsonst „Vielleicht die letzten Wandervögel“ genannt. Und wenn man eine mögliche Gefährdung erkennt, dann ist das erste, dass man darüber spricht. Dazu möchte ich einen kleinen Beitrag beisteuern. Dass ich dabei, eigentlich unverdient, einige Püffe mitbekommen – sei es drum.

Puschkin

Beitrag vom 14.02.2011 - 20:09
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Toranaga ist offline Toranaga  
RE: RE: RE:
225 Beiträge
Zitat
Original geschrieben von lueden
Durch die Fahrt wird einfaches Leben geübt und der Wert alltäglicher Annehmlichkeiten ganz neu entdeckt. Es wird ein Gegenpol zu dem "immer mehr" der Massengesellschaft gesetzt, der Einzelne erkennt auf Fahrt seine Wichtigkeit für die Gruppe, entdeckt seine Stärken. Man lernt körperliche und vielleicht auch psychische Grenzen kennen, bekommt dafür ein neues Gefühl für sich selbst und die Zuversicht, auch schwierige Situationen im Leben meistern zu können. Vieles davon kann man sicher auch auf Lagern erleben, aber die Fahrt ist schon etwas ganz besonderes, wo die Kleingruppe und persönliche Freundschaft noch viel mehr im Mittelpunkt steht.



Zitat
Original geschrieben von lueden
Werte und Erziehung sind eben nicht alles, was ich den Sipplingen mitgeben will. Ich will ihnen auch ein Lebensgefühl mitgeben, ich will ihnen Werte nicht nur predigen, sondern sie praktizieren. Erziehung sehe ich nicht vorwiegend als Prozess von außen, sondern mehr als die Begünstigung inneren Wachstums in die richtige Richtung, durch das richtige Umfeld, die richtigen Angebote, die richtigen Erfahrungen. Und Gefühle wie "Gotteserfahrung" oder "Demut" erfahre ich nicht durch eine tolle Bibelarbeit, sondern im Überwältigtsein von der Weite, im Staunen über die Natur, in der Erfahrung des Geborgenseins in der Wildnis, in dem Moment wo ich nicht mehr "alles im Griff" habe, sondern nur noch durchhalten und auf Gott vertrauen kann. - Auf Fahrt!



Auch für den Fall dass es wiedergekaut klingt: all diese Dinge kann man auch bei Baden-Powell nachlesen.
Beitrag vom 14.02.2011 - 20:21
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Die Tiger ist offline Die Tiger  
denn was neu war wird alt und was gestern noch galt, gilt schon...
527 Beiträge
Die Tiger`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von puschkin
...Ich meine allerdings, dass wir bewährte, gute Traditionen in die Zukunft übernehmen müssen. Was wäre denn, wenn z. B. die christlichen Kernwerte einfach als altmodisch über Bord geworfen würden, wenn die Pfadfinder-Kernwerte einfach als zu statisch zurückgelassen würden? Alle Kulturen haben davon gelebt, Traditionen über viele Generationen hinweg zu bewahren. ...


Die Christianisierung an sich war ja ein heiteres Gemische aus neuen Inhalten in alten Gewanden und Keulen-Praxis. Manchmal sogar ein klein wenig mimikry. Und bissi Graswurzelrevolution. Das heitre Spiel von Angebot und Nachfrage.
Im Zeitalter der selbstgesrickten Glaubenshaltungen (die beliebte Verquickung von allem, was zu haben ist und gefällt) steht doch gar nicht fest, dass und ob und wie Christentum im klerikalen Sinne auf Dauer in seiner tradierten Form erhalten bleibt (qualitativ, quantitativ wie lokal). Und wäre das wirklich der Weltuntergang, wenn sich alles änderte?
Und wer ist heute noch betrübt über die Ablösung der Gottes-Ideen der Antike, der Germanen, etc?! Kurz und gut: Änderungen und Paradigmenwechsel sind das Kontinuum der Kultur.

Zitat
Und nun zum Wandervogel: Ich finde den Wandervogel als Gesamtbewegung ein so einzigartiges, originäres deutsches soziologisches Produkt, dass ich ein kleinwenig mithelfen möchte, dass er auch in der Zukunft weiter existiert. Und da habe ich eben die Sorge, dass der heutige Wandervogel sich mit seiner Sorglosigkeit und seinem Genießen des romantischen Augenblicks selber nicht bewusst ist, dass er auf einer roten Liste gefährdeter soziologischer Produkte stehen könnte.



Dem Wandervogel an sich ist es, glaube ich, herzlich egal, ob er als Gattung ausstirbt. Der Bund lebt, solange es Mitglieder gibt (die sich nach bestem Wissen und Gewissen periodisch spalten), die Freunde sind. Soziologisch-statistische-Betrachtungen spielen keine Rolle. Und wenn er weg ist, kommt bestimmt eine Generation später eine Nostalgie oder Retro-Welle und dann entstehen vielleicht neue Wandervogel Gruppen, die erst nicht später auf 'nachahmende' Aspekte des wilden freien Wanderns, fahrens und singens kommen.

Authentisch und wahrhaftig soll es doch bleiben, nicht künstlich - massig. Oder wie stellst du dir das vor?



Music is a release from the tyranny of conscious thought (Kevin Burke)
Gute Laune - immer: http://www.fiddlers.de/
Beitrag vom 14.02.2011 - 21:07
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Andir ist offline Andir  
RE:
Moderator
3537 Beiträge
Andir`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von Zille

Die Orientierung zum Bündischen hat meines Erachtens in den letzten Jahren deutlich zugenommen und es existiert offensichtlich ein Bedürfnis danach.

Woran machst du das fest? fragend Die Zahlen bei nichtbündischen Verbänden sind entweder recht stabil (Beispiel: DPSG) oder steigen rasant (Beispiel: RR). Übersehe ich da etwas wesentliches?



" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."

(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)

- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau.
Beitrag vom 14.02.2011 - 21:12
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Andir ist offline Andir  
RE:
Moderator
3537 Beiträge
Andir`s alternatives Ego
Zitat
Original geschrieben von puschkin

Weshalb ich mich zurück halte, liegt an meiner Einstellung, dass es tatsächlich im Sinne des Sokrates nützlich ist, wenn im Verlaufe eines Rundgespräches viele verschiedene Gedanken und Meinungen zusammen getragen werden.

Sokrates ist tot und du eindeutig nicht sein Verweser. Und sich selbst in der Rolle eines Sokrates darzustellen ist doch deutlich peinlich.

Zitat
Original geschrieben von puschkin

Dass ich mich an der Diskussion ergötze, geht an meiner Intension völlig vorbei und ist auch etwas unter der Gürtellinie einer sachlichen Diskussion anzusiedeln.

Unter der Gürtellinie einer sachlichen Diskussion? Wohl kaum: ergötzen - Wiktionary Außerdem gehört zu einer Diskussion mehr als ein Start-Monolog (aber das hatten wir schon...). Insofern ist es positiv, dass du dich aus deiner anfänglichen Monolog-Ecke herausgewagt hast.



" 'Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?'
'Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest', sagte die Katze."

(Lewis Carroll: Alice im Wunderland)

- Ich diskutiere in Schwarz und moderiere in Blau.
Beitrag vom 14.02.2011 - 21:35
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