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Autor |
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109 Beiträge
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Ich finde die Heimat ist da wo man geboren ist und wo man sich wohlfühlt. Vaterland ist für mich Ursprung meiner Familie, d.h. das ist der Ort wo meine Vorfahren herkommen. Und Nation, naja ich weiß nicht so recht womit ich dieses Wort vergleichen kann.
Aber im Allgemeinen ist überall wo unser Gott ist auch unsere Heimat.
Und im gegensatz zu anderen Ländern haben wir es in Deutschland gut. Was wollen wir mehr?
GP
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Gut Pfad und Gottessegen mit euch |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Witti am 09.04.2008 - 12:37.
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Beitrag vom 09.04.2008 - 12:35 |
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Zitat Original geschrieben von Rover_1
Nation: das Gebilde, von welchem ich mich verwalten lasse.
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LOL
ich hab da grad gelesen, "Das Gebilde, von dem ich mich vergewaltigen lasse."
... paßt ja auch irgendwie
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Wenn du gelernt hast, daß man mit Ochsen nicht kommunizieren kann, läßt du es bleiben und lebst viel entspannter (Zitat Namargon Tree) |
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Beitrag vom 09.04.2008 - 12:54 |
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545 Beiträge
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@Tilia: Mir gefällt Deine Beschreibung von Heimat gut, ich empfinde das sehr ähnlich. Gerade auch, weil ich als Biologe viel draußen unterwegs bin. Meine "Heimatgebiete", wo ich Berge, Täler, alte Baumriesen, Rehfährten, Dachsbauten und kleinste Pfade kenne, sind zur Zeit Taunus und Vogelsberg.....
Was heute anders ist als früher: Menschen wechseln ihren Arbeits- und damit Wohnort häufiger, wir sollen ja immer schön flexibel sein. Das heißt dann aber auch, immer eine neue Heimat aufzubauen, so dass man am Ende des Lebens viele "Heimaten" hat. Dann ist Heimat eigentlich immer da, wo ich (gerade) lebe und mich wohl fühle.
Oder hat der Geburtsort oder die Landschaft, in der man aufwächst, eine ganz besondere Heimat-Bedeutung?
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Beitrag vom 09.04.2008 - 13:50 |
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299 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von sadarji
Der Staat Israel definiert sich aber heute als Heimat aller Juden (wobei die jüdische Religion keinesfalls homogen ist), unabhängig von ihrer Sprache (Häbräisch, Aramäisch, Jiddisch, Russisch ...) oder Herkunft (Orientalische- , Europäische Juden, Juden aus USA, Juden aus Äthiopien...). Der Post von mir war nur als Beispiel genannt, dass sich Nationen nicht nur über Sprache und Gebräuche, sondern auch über die Religionszugehörigkeit definieren können, |
Um das Beispiel mal weiterzuführen: Was Judentum ist, ist ja durchaus umstritten, und zwar auch bei den Juden selbst. Man kann darunter eine Religion verstehen, ein Volk oder noch manches andere.
In der Sovjetunion hat man zwischen Staatsangehörigkeit und Nationalität unterschieden. Staatsangehörigkeit brauche ich nicht zu erklären. Nationalität war v.a. durch die Sprache bestimmt. Dabei wurde recht konsequent darauf geachtet, daß es innerhalb der Sovjetunion keine Nationalitäten und Sprachen gab, die es außerhalb auch gab. So wurden Finnen zu Kareliern erklärt, Rumänen zu Moldaviern usw. Die Juden hießen Hebräer. Viele von ihnen haben eher säkular gelebt, sich also in religiöser Hinsicht nicht sonderlich von ihrem nichtjüdischen Umfeld unterschieden. Trotzdem sind sie v.a. seit der Jelzinzeit wieder verstärkt Anfeindungen ausgesetzt, weshalb nicht wenige Rußland verlassen haben. Mancherorts trägt das dazu bei, den Judentumsbegriff weiter zu säkularisieren, auf der anderen Seite gibt es aber auch die umgekehrte Bewegung: Erste Anlaufstelle in Deutschland sind Synagogengemeinden, so daß es z.T. zu einer Neuentdeckung des religiösen Erbes kommt.
Es ist also insgesamt vieles im Fluß, und zwar nicht nur bei den Juden. Die sind bloß wieder mal ein besonders gutes Beispiel dafür, was es alles zu bestaunen gibt. Deshalb können wir hier wahrscheinlich auch nicht mehr veranstalten als eine Momentaufnahme.
Mir persönlich z.B. geht es so, daß ich zwar gern im äußersten Westen der Republik lebe, aber aufgrund meiner niedersächischen Wurzeln immer noch genug Gelegenheit habe, mich im eigenen Land fremd zu fühlen. Es gibt hier Dinge, an die ich mich gar nicht gewöhnen möchte (der Karneval z.B. zählt definitiv dazu).
Da ich mich im christlich-islamischen Dialog engagiere, habe ich viel mit Problemen zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen zu tun, die meiner Überzeugung nach trotz ihrer Verschiedenheit alle ihren Platz in dieser Gesellschaft haben. Und wenn ich manchen von ihnen gelegentlich auf Türkisch zu erklären versuche, warum es für sie so wichtig ist, vernünftig Deutsch zu lernen, dann reduziere ich selbstredend die sogenannte Sprache der Dichter und Denker auf ein Instrument, das einem hier das Leben erleichtert, wenn nicht gar ermöglicht, das einem aber nicht unbedingt zur Identifikation mit seiner geographischen oder menschlichen Umwelt dienen muß.
So weit erstmal meine Andeutungen zur Dekonstruktion des Nationenbegriffs.
Mit dem Vaterland kann ich auch wenig anfangen, denn auch wenn mein Vater Deutscher ist - die Väter derer, mit denen ich mir dieses Land (meist gern) teile, sind es ja oft genug nicht. Mit Vaterland verbinde ich bodenständige Bauern, die abends nach getaner Arbeit dessen eingedenk werden, daß irgendwo, weit in der Residenzstadt, ein gütiger Landesvater, unbekannt wie der himmlische Vater, die Hand sowohl über sie hält als auch aufhält.
Heimat? Das schon eher. Das ist der Raum, in dem ich mich zuhause fühle, so weit ich schauen kann. Hier, wo ich ein Leben fühle, wie ich es gewohnt bin, denke ich in langen Zeiträumen, so daß Orte, an die ich mich für kurze Zeit begebe, eher Fremde bleiben (das hat nichts damit zu tun, ob ich mich dort wohlfühle oder nicht).
Wo ich mich weniger souverän fühle als hier, können diese überschaubaren Zeiträume auf wenige Stunden oder gar Minuten schrumpfen. Auf Fahrt ist das gelegentlich so, wenn so ziemlich alles der Kontrolle entgleitet. Dann wird eine windschiefe, regendurchweichte Kohte plötzlich zur Heimat. Auch das kommt vor. Heimat scheint ein flexibler Begriff zu sein.
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"Geben ist seliger denn Nehmen."
(Max Schmeling) |
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Beitrag vom 09.04.2008 - 17:51 |
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640 Beiträge
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heimat ist für mich:
der ort wo ich aufgewachsen bin
der ort wo ich zuhause bin
die stadt, in der ich seit meiner geburt lebe, auch wenn sie noch so häßlich ist, hat sie doch schöne und liebenswerte ecken.
vaterland: das land aus dem mein vater kommt, deswegen heißts doch vaterland.
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Beitrag vom 09.04.2008 - 19:32 |
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Fröschel |
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Zitat Original geschrieben von .Tilia.
Letztlich hat sich also für mich ein positiver, zentraler Heimatbegriff ergeben. Wer seine Heimat kennt, und wer die emotionale Verbundenheit mit Heimat kennt, wird auch anderen zugestehen, eine Heimat zu haben und Heimatverbundenheit zu empfinden - Haß, Gewalt und Zerstörung vertragen sich nicht mit dem Heimatbegriff, sind vollkommene Gegensätze dazu.
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Mannomann, Tilia! Ich komm nicht umhin, dir zuzustimmen und deinen Text echt gut zu finden. Besser hätte mans nicht schreiben können. Kennschd direkt e Saalänner sinn. Waasche schummo doh? Jedenfalls Kompliment!
Frohen Gruß: Fröschel
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Beitrag vom 09.04.2008 - 20:07 |
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Administrator 4028 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von .Tilia.
Letztlich hat sich also für mich ein positiver, zentraler Heimatbegriff ergeben. Wer seine Heimat kennt, und wer die emotionale Verbundenheit mit Heimat kennt, wird auch anderen zugestehen, eine Heimat zu haben und Heimatverbundenheit zu empfinden - Haß, Gewalt und Zerstörung vertragen sich nicht mit dem Heimatbegriff, sind vollkommene Gegensätze dazu. |
Man kann auch sagen Heimatliebe (oder Patriotismus) ist die Hinwendung und Liebe zum Eigenen, Nationalismus ist dagegen Hass auf alles Fremde. Ersteres ist die Voraussetzung für Toleranz und einen pfleglichen Umgang miteinander, manche nennen es auch Multikulti. Letzteres ist unbedingt verwerflich und wird leider zu häufig mit eresterem verwechselt. Vermutlich hat Fröschl diesen Faden zur Begriffsbestimmung aufgemacht oder welchen Sinn hat er sonst?
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Beitrag vom 09.04.2008 - 21:12 |
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Fröschel |
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Zitat Original geschrieben von sadarji
Vermutlich hat Fröschl diesen Faden zur Begriffsbestimmung aufgemacht oder welchen Sinn hat er sonst?
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Eigentlich schon. Wie leichtfertig werden diese Begriffe oft verwendet. Oder missbraucht.
GP: Fröschel
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Beitrag vom 09.04.2008 - 21:42 |
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263 Beiträge
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Zitat Original geschrieben von sadarji
Vermutlich hat Fröschel diesen Faden zur Begriffsbestimmung aufgemacht oder welchen Sinn hat er sonst? |
Er ist aus dem anstrengendsten Faden dieses Forums heraus entstanden, sadarji.
Und manche Eurer Beiträge zu lesen, ist einfach nur schön.
Heimat - Vaterland - Nation
Eigentlich mag ich nur über Heimat schreiben. Das ist der Begriff, zu dem ich den engsten Bezug habe. Aber ich will Euch wenigstens mitteilen, was ich – spontan und unreflektiert – mit den beiden anderen Begriffen verbinde.
Nation
Seltsamerweise denke ich da zunächst an die Grand Nation, an Napoleon, an die Grande Armee und ihren Untergang und an alles, was mit in diese Ära passt. An Deutschland denke ich nur, wenn ich „national“ höre. Spontan habe ich dazu keine positiven Assoziationen. Nation ist für mich spontan etwas Künstliches, das in der 2. Hälfte des 19. Jh. seine große Zeit hatte.
Vaterland
Wenn ich „Vaterland“ höre, denke ich an „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“. Das fand ich als kleiner Junge ’mal toll. (War eines der harmloseren Lieder, die ich so auswendig gelernt habe.) Später habe ich den Film „Im Westen nichts Neues“ gesehen, wo sie das im Klassenzimmer gesungen und ihre Schulhefte in die Luft geworfen haben. Und zur Freude des Lehrers dann vollständig eingerückt sind. Irgendwann fand ich das dann irgendwie nicht mehr gut, und wenn es heute eine Gruppe singen würde bekäme ich, obwohl der Hintergrund vergleichsweise unbedenklich ist – ziemliche Bauchschmerzen. Der Begriff „Vaterland“ passt für mich eher in die Kaiserzeit. Auch wenn das Lied gut 20 Jahre älter ist.
Ach ja, kennen gelernt habe ich den Begriff übrigens, als ich angefangen habe zu lesen: Mein Vater hatte ein altes Fahrrad mit Teleskopfedersattel und witzigem Rücklicht mit einem Prisma an der Seite (so dass man, wenn man sich umgedreht hat, sehen konnte, ob’s brennt). Vorn über dem Schutzblech, dort wo mein Kindersattel war (der heute ein richtiger TÜV-Schocker wäre), stand der Markenname: Vaterland.
Heimat
Mit „Heimat“ verbinde ich so viel, dass ich ein Buch darüber schreiben könnte. In Heimatkunde haben wir Geschichten aus Frankfurt gelesen und dann auf einer Karte im Heft alle hessischen Gebirge, Flüsse und Städte eingezeichnet. Gebirge braun, Flüsse blau, Städte rot. Wenn ich z. B. „Vogelsberg“ höre, geht in meinem Kopf immer noch diese unbeholfene Karte auf. Alle Gebirge, Flüsse und Städte konnte ich mit ihren höchsten Erhebungen, Längen und Einwohnerzahlen aufsagen, und ich glaube, ich war ziemlich stolz darauf. Dann ging es im Geist zu den Alpen und zur Nordsee. Alles das hat für mich voller Phantasie und voller schöner Bilder gesteckt. Ich glaube, Heimatkunde zu „verlieren“ war das traurigste, als Schule auf dem Gymnasium plötzlich steril wurde. Durch Geographie (das wir ohnehin nur "epochal" hatten) war das kein bisschen zu ersetzen. - Da wurde dann Geschichte mein Lieblingsfach.
Heimat setzt Bilder in mir frei, wie sie wahrscheinlich jeder von Euch irgendwo in sich trägt. Der Refrain meines ersten Liedes überhaupt hieß: „Die Wildnis ist ein Heimatland, ein Heimatland für uns“. Das habe ich in der zweiten Klasse geschrieben und natürlich immer noch im Kopf. Die Melodie ist simpel und der Text reichlich albern. „Die Wildnis“ war ein Stück verwildertes Land, in dem wir uns in der Grundschulzeit herumgetrieben haben. Wir waren die „Hengst und Schlangen-Bande“, und unsere Gegner waren die von der Rockerbande. Wir haben Stöcke in Kacke getunkt und die von der Rockerbande damit gejagt, über dem Feuer eklige Suppen gekocht, Büsche angesteckt und gestaunt, wie schnell sich so ein Feuer ausbreiten kann – und ich habe gelernt, dass es nicht gut ist, eine brennende Plastiktüte anzufassen.
Das Tollste aber war „das Pferd“. Das Pferd war ein ziemlich nobles Turnierpferd – ich glaube ein Hannoveraner – das auf einer Weide gleich hinter der Wildnis stand. Es war riesig groß. Um es zu reiten, musste man es an den Zaun locken. Wenn es da stand, musste man langsam das Gatter hochklettern, dann von der obersten Stange auf seinen Rücken springen und die Mähne erwischen, bevor es entsetzt davon stob. Anhalten war nicht – irgendwann musste es von selbst stehen bleiben. Wenn man runter fiel, war das nicht gut. Noch schlechter war es aber, wenn der Besitzer unverhofft auftauchte. (Kinder am Ohr durch die Landschaft zu ziehen und ihnen eine Tracht Prügel zu verabreichen, war damals noch überhaupt kein Problem.)
Wo „die Wildnis“ war, steht heute ein Altersheim. Als ich später noch mal dort war, war es für mich unfassbar, dass all die Abenteuer sich auf einer so kleinen Fläche abgespielt haben sollen.
Ich bin auch lange auf einen Reiterhof gegangen. Eier verkaufen gab Freistunden. Ich habe nie wieder so viele Eier gesessen. Ich war der einzige Junge, und weil ich Mädchen doof fand, war das kein Segen. Aber obwohl ich da sehr viel Zeit verbracht habe, verbinde ich das irgendwie gar nicht mit Heimat.
Die gepflegtere Variante der Wildnis war unser Garten. Als ich klein war, hatte ich keinen uneingeschränkt positiven Bezug dazu. Wir haben alles Obst und Gemüse selbst angebaut, und ich durfte immer zwischen Vokabeln und Unkraut zupfen (und nur am Sonntag zwischen Vokabeln und Kirche) wählen. Der Garten ist mir erst viel, viel später Heimat geworden. Er ist für mich ein ziemlich gutes Beispiel für eine nachträgliche Glorifizierung.
Bei den Heliandpfadfindern (bei denen ich in Ermangelung eines Glaubensbezugs einige Jahre „zu Gast“ war), wurde mir der Taunus zur Heimat. Nachtwachen, Überfälle, Wimpelklau und wilde Geländespiele – da muss ich hier eigentlich nichts von schreiben. Unter 1000 Bildern gibt es eines, da stehen wir mit Wimpel, Klampfe und allem dicht gedrängt in der U-Bahn (die fährt vom Taunus bis in die Frankfurter City), der Hordentopf fällt runter, springt auf, kugelt durch den Wagen, und der ganze angebrannte Spaghettisegen (mit unserer Esskultur war’s nicht weit her) ergießt sich vor die Füße der verdammten Neider und der verfluchten Spießer, die in unserer Heimat überhaupt keinen Platz hatten.
In Marburg musste meine Sippe dann ein ziemlich straffes Heimaterkundungsprogramm durchlaufen. Davon überzeugt, dass Heimat nicht nur der Habichtswald und der Bayerische Wald und die anderen Schmankerl sind, sondern auch das, was dazwischen liegt, haben wir zunächst Marburg im exakten 20km Umkreis umzirkelt und sind dann – meine Grundschul-Heimatkundekarte immer im Kopf - bis an die östliche, westliche, südliche und nördliche Grenze Hessens gewandert. (Was meine Sippe wohl hier zum Thema „Heimat“ schreiben würde?) Ich selbst habe einen deutlich schwächeren Heimatbezug dazu, als zu den früheren Orten und Erlebnissen. Wurzeln schlägt man halt, wenn man klein ist.
Ob die Burg ein Stück Heimat für mich ist? Ich habe ein Jahr auf einem Biohof gearbeitet. Da bin ich jeden Morgen aus dem Tor und habe zuerst den Ludwigstein gesehen. Zum Melken bin ich zweimal am Tag mit der Kutsche daran vorbeigefahren. Das hat mich fast immer berührt. Aber ich glaube, die Burg ist noch mal was anderes.
Gegenwärtig habe ich eigentlich gar keine richtige Heimat. Das kleine Dorf im Werratal, in dem ich seit einigen Jahren wohne, ist es nicht so richtig geworden. Die schöne Landschaft hier erlebe ich – abgesehen von den spannenden Tagen, an denen die Werra die Grundmauern meines Hauses umspült – nur ein- bis zweimal im Jahr wirklich intensiv. Ein größerer Hof im nächsten Dorf hat Milchvieh und züchtet Thüringer Kaltblüter, und mit den Kaltblütern werden die Rinder im Frühjahr auf die zwei Täler weiter gelegene Sommerweide und im Herbst zurück getrieben – den ganzen Tag auf einem „Meißnerpferd“ querwaldein und ohne Sättel. Das ist zum Schreien und mein stärkstes Naturerlebnis.
Und in Deutschland querbeet durch den Wald zu reiten, ist für mich tatsächlich etwas anderes als irgendwo sonst auf der Welt.
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Beitrag vom 09.04.2008 - 21:44 |
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pfiffo_2008 |
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servus auch, da muss ich auch noch was aus meinem leben auspacken, was ich auch noch nicht so ganz verstanden habe.
eigentlich war ich immer ein "militanter" saarländer und finde meine "geburtsheimat" auch immer noch liebenswert. doch zugleich bin ich, damals als junger pfadi im nordsaarland (das bedeutet gau, land acker und so weiter) und südliches westmoselland groß geworden. da hat es mich nun auch hin verschlagen, diesmal aus beruflichen gründen. doch jetzt wo ich hier bin, kann ich mir - mal wieder - nicht vorstellen, wo anders zu wohnen. vielleicht liegt es an meiner bündischen vergangheit oder an meiner naturbezogenheit. dass ich mir nun diese gegend als heimat ausgesucht habe. aber emotional kann ich - inzwischen - nun doch mehr mit den gegenden hier anfangen, obwohl ich _keine_ kindheitserinnerungen an dieses gebiet knüpfen kann, da ich hier nicht aufgwachsen bin. aber in der nahen umgebung habe ich so ziemich jeden freien tag verbracht und heute noch mache ich in genau dieser gegend kleiner fahrten, ersttippel mit pimfen und so weiter....heisst, man kann oder ich habe meine heimat schon als kind ausgesucht und heute bin ich dort. nun gut, sowohl da wo ich geboren bin, als auch im weiteren umfeld, wo ich nun lebe, war und ist das saarland (als geburtsland).
was ich nun daran noch nicht so ganz verstanden habe, warum fühle ich mich hier so wohl. die meisten meiner freund von hier nicht unter einer autostunde erreichbar. meine familie 45 minuten fahrt entfernt. kein bahnhof. kaum busverbindungen. nur acker, wald land, kühe und nervende tracktoren. habe ich mir diese heimat schon als kind gewählt, als ich hier lager und wanderungen verbracht habe und bedeutet dies, man kann sich seine heimat aussuchen - oder ist sie vielleicht doch an kindheitsprägungen gebunden und ...geh ich dann auch wieder zurück. ich konnte mir diese fragen noch nicht beantworten.
heimat - ein wechselort?
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Beitrag vom 10.04.2008 - 09:36 |
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Fröschel |
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Zitat Original geschrieben von pfiffo_2008
was ich nun daran noch nicht so ganz verstanden habe, warum fühle ich mich hier so wohl. die meisten meiner freund von hier nicht unter einer autostunde erreichbar. meine familie 45 minuten fahrt entfernt. kein bahnhof. kaum busverbindungen. nur acker, wald land, kühe und nervende tracktoren. habe ich mir diese heimat schon als kind gewählt, als ich hier lager und wanderungen verbracht habe und bedeutet dies, man kann sich seine heimat aussuchen - oder ist sie vielleicht doch an kindheitsprägungen gebunden und ...geh ich dann auch wieder zurück. ich konnte mir diese fragen noch nicht beantworten.
heimat - ein wechselort? |
Überprüf doch mal, wo deine Vorfahren herkommen. Ich hatte als 17-jähriger mal so ein Erlebnis. Ich war in Ungarn am Balaton, weil meine Mutter dort am ehesten ihre Verwandten aus der DDR treffen konnte. Wir sind in Hegyeshalom über die Grenze- und ich fühlte mich daheim. Ich stand am Ufer des Balaton- und ich war daheim. Ich glaubte, dies alles zu kennen, obwohl ich nie zuvor dort war. Der Abschied nach 3 Wochen war schmerzlich und noch heute beschäftigt mich das. Nicht etwa, weil ich die Landschaft einfach nur schön fand und der Urlaub "saugeil" war (so würden es meine Heim-Kids sagen), sondern weil ich das Gefühl hatte: das kennst du, hier bist du zuhause.
Ich erwähnte, dass meine Vorfahren mütterlicherseits aus Ungarn stammten (was ich erst wenige Jahre weiß). Gibt es etwa eine genetische Disposition für Heimatgefühl?
Frohen Gruß: Fröschel
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Beitrag vom 10.04.2008 - 09:55 |
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767 Beiträge
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@Froeschel:
Das was Du fühlst sind nicht Deine Gene, sondern das „Mem“. Dieses Kunstwort setzt sich aus memory und gen zusammen. Unter ‚Mem’ fasst man im wissenschaftlichen Sinne tradiertes Wissen zusammen, welches sich ähnlich wie gene (welche Sex miteinander haben) von Generation zu Generation fortpflanzt, aber auch verändert. D.h den Mendelschen Gesetzen unterliegt. Dadurch kann Neues entstehen! Das gilt für wissenschaftl. Wissen aber natürlich auch für alles andere (Familienwissen, Mythen …)
In vielen Fällen sind es die Erzählungen der Eltern/Großeltern, welche eine Sehnsucht in Euch erweckt haben. Vielleicht sind Menschen, welche sich intensiv mit Landschaft, Natur und Kultur auseinandersetzen, besonders „anfällig“ für solches Empfinden.
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www.alt-rover.de
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Beitrag vom 10.04.2008 - 11:08 |
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pfiffo_2008 |
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also jetzt bin ich echt baff. meine oma mütterlicherseits stammt aus dem nordsaarland. dem sogenannten primstal. das liegt um die ecke. aber die gesamtgegend hier oben zu unterscheiden ist eher schwierig, da die vegetation, die arten und auch die spracharten doch sehr, sehr ähnlich sind.
*bin sehr überrascht*
muss nochmal grübeln......hm.
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Beitrag vom 10.04.2008 - 14:57 |
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Fröschel |
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Zitat Original geschrieben von pfiffo_2008
also jetzt bin ich echt baff. meine oma mütterlicherseits stammt aus dem nordsaarland. dem sogenannten primstal. das liegt um die ecke. aber die gesamtgegend hier oben zu unterscheiden ist eher schwierig, da die vegetation, die arten und auch die spracharten doch sehr, sehr ähnlich sind.
*bin sehr überrascht*
muss nochmal grübeln......hm. |
Eisch hannet doch glejsch gewisst, dat dau aus da LoHei schdammschd
Zur Erklärung: die LoHei ist umgangssprachlich hier die Gegend, in der die Leute "Lo" statt "da" und "Hei" statt "hier" sagen. (Moselfränkisch)
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von Fröschel am 10.04.2008 - 15:23.
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Beitrag vom 10.04.2008 - 15:15 |
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rumpelin |
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Vater Land und Mutter Erde |
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heimat - in dem alten haus, wo wir leben, roch es in meiner kindheit immer nach meiner urm (großmutter). ein ganz spezieller geruch aus dachboden, kakao, linoleumwachs, essig und noch anderen dingen. das verschwand dann nach unserem einzug.
als ich neulich nach längerer abwesenheit zurück kam, roch dieses haus wie früher (meine nase war entwöhnt) und plötzlich war es wieder da, so ein gefühl von geborgenheit, die erinnerung an den heissen kachelofen und den topf kakao, der so heiss war, dass ich mir die ärmel meiner strickjacke über die hände gezogen hatte, um ihn halten zu können. die verrückten erzählungen, die spitznamen, die die beiden alten frauen allen möglichen leuten verpaßt hatten (und die paßten)
heimat ist für mich gefühl (geborgenheit), vertrautes (wege, die ich blind gehen könnte - @tilia), gerüche (s.o.) und immer erinnerungen.
heimat ist für mich die ecke in sachsen, in der ich aufgewachsen bin und wieder lebe (nach "wohnausflügen" in münchen und bremen und so). hier begne ich menschen, die mit mir altern( feine sache. ich denke immer, wenn ich die wieder sehe: mann, ist die/der aber alt geworden;-) ), die also mit mir aufgewachsen sind und jetzt familie haben (oder eben auch ohne kinder falten kriegen...). das ist auch heimat.
wenn ich wegziehen würde, was ich nicht vor habe, weiss ich nicht, ob ich woanders eine heimat finden würde. ich würde sehr lange brauchen, denke ich. ich weiss es nicht.
und vater/mutterland? mmmh. deutschland. in den aktuellen grenzen (auch wenn es bei uns vieles mmit "mitteldeutsch..." gibt. ich habe mir nach dem mauerfall den "neuen" teil meines heimatlandes erwandert - bei freunden gepennt und bei menschen, die eine offene tür hatten. und bei all der fremdheit habe ich heimat in ihren gesichtern und geschichten gefunden. (und in bayern immer das: ja, die sachsen, die waren vorm kriege immer hier, die haben alles unsicher gemacht, das waren wanderer!)
rumpelin
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Beitrag vom 10.04.2008 - 15:49 |
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