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6 Beiträge in diesem Thema (offen)
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Warron ist offline Warron  
PBN Bashing
37 Beiträge
+++++Das soll natürlich in den Faden zur linken Milieubildung++++++

Das "PBN-Bashing" in diesem Forum kenne ich langsam, dass es derart plump und uninformiert daher kommt reizt mich dann doch zu einem Beitrag, zumal ich mich frage, wer uns da eigentlich so gut kennen will. Unsere überbündischen Kontakte tendieren seit Jahren gegen Null (was ich persönlich als schade empfinde). Aus diesem Grund finde ich es auch merkwürdig den PBN als Kronzeuge für eine linke Milieubildung anzuführen. Bei unseren wenigen überbündischen Kontakten wäre dies wohl ein ziemlich isoliertes Milieu.

Da mir die ganze Diskussion in weiten Teilen recht hysterisch und wenig fundiert vorkommt möchte ich zwei Punkte voran stellen:

1. Links-Rechts:
In der Politikwissenschaft ist es heute Konsens, dass die komplexen politischen Positionierungen moderner Parteien sich nicht mehr erschöpfend auf einer einfachen Links-Rechts-Skala messen lassen (vgl. Schmidt, Manfred G.: Wörterbuch zur Politik, 2004, S.419). Stattdessen werden politische Standpunkte häufig in drei Dimensionen gemessen (vgl. ebd. "Das politische System Deutschlands, 2007):

- Markt-Staat
Hier wird danach gefragt, wie die wirtschaft organisiert werden soll. Als "links" gilt hier der Wunsch nach staatlicher Kontrolle, als "rechts" der Wunsch nach einem möglichst freien Markt. Bezogen auf die Parteien in Deutschland finden sich in dieser Dimension NPD und Die Linke in der "linken" Ecke, während die FDP das "rechte" Ende markieren würde. Bezogen auf den Pfadfinder Treffpunkt oder den PBN glaube ich kaum, dass sich eine Mehrzahl kompetent zu dieser Dimension äußern kann. Wer anderer Meinung ist kann ja den Faden "Von Ricardo/ Viner bis Krugmann" eröffnen. Ich werde da sein.

-Progressiv - Konservativ
Hier wird nach der Einstellung zu gesellschaftlichen Normen gefragt. Als "links" würde hier zum Beispiel die Befürwortung Gleichgeschlechtlicher Ehen gelten, als "rechts" das Festhalten an traditionellen Rollenverständnissen. Auf dieser Skala würde die NPD wohl tatsächlich den rechten Rand einnehmen, allerdings dicht gefolgt von CDU und Die Linke. Am "linken" Ende würden sich die FDP und die Grünen Tummeln.

- Nationalismus - Integration
Hier wird nach der Einstellung hinsichtlich des Nationalstaats gefragt. Als "rechts" würden hier eindeutig Ideen wie der (vollkommen schwachsinnige--> Siehe Ricardo/ Viner) "nationale Sozialismus" der NPD gelten. Aber auch die Konzepte der Linkspartei wären eher als "rechts" einzustufen. Als "links" würden hier die Befürworter multikultureller Gesellschaften aber auch die Befürworter neuer, überstaatlicher Integrationszusammenhänge wie der EU gelten.

Die in diesem Faden Verknüpfungen mit der SED oder Stalin treffen den Begriff links demnach nur auf der Markt-Staat Dimension. Sowohl die SED als auch Stalin standen für strengen nationalismus und wenig gesellschaftliche Freiheit. Man kann also "zu 2/3" links sein ohne eine Schnittmenge zur SED oder zum System Stalin zu haben. Auch die RAF war wenig integrativ oder gesellschaftlich fortschrittlich. (Lest die Bücher von Augstein oder Winkler, die sind besser als der Film)

Abseits der wissenschaftlichen Debatte hat Sigmar Gabriel grade versucht linke Politik neu zu definieren. Für ihn besteht linke Politik im wesentlichen darin, dass der Staat eine möglichst gleiche Verteilung von Marktchancen oder Zugängen zu bestimmten Märkten sicherstellt und zudem versucht die negativen Externalitäten von Märkten (z.B. Umweltverschmutzung) durch staatliche Regulierung zu vermeiden (vgl. Gabriel, Sigmar: Links neu denken, 2008).

2. Milieubildung:
Den Begriff Milieu möchte ich mal als "politische Einstellung und Verhaltensweisen mitprägende gesellschaftliche Umwelt" (Schmidt, Manfred G.: Wörterbuch zur Politik, 2004, S.446) verstehen. Problematisch ist allerdings der Anhang "bildung". Die kann meines Erachtens sowohl aktiv, als auch passiv erfolgen.
Unter aktiver Milieubildung verstehe ich die Bewusste Beeinflussung der gesellschaftlichen Umwelt einzelner Personen, die durch eine Person oder eine Personengruppe zielgerichtet durchgeführt wird. Hier wäre z.B. an Aufnahmen in studentische Verbindungen zu denken. Übertragen auf das PT-Umfeld würde in meinen Augen aktive Milieubildung vorliegen, wenn Sippen-, Stammes- oder Bundesführer bewusst versuchen ihren Mitgliedern eine politische Denkweise zu vermitteln. (top-down Hypothese)
Passive Milieubildung verläuft hingegen durch externe Faktoren, die nicht in erster Linie darauf abzielen Milieus zu bilden. Wenn also Angestellte entlassen werden, kann dies zu einer Milieubildung von Arbeitslosen führen. Allerdings wurden die Angestellten nicht entlassen, damit sich ein Milieu bildet. In unseren Kontext übertragen: Wenn im Zuge wirtschaftsliberaler ("rechter") Haushaltspolitik städtische Gebäude verkauft werden und Pfadfindergruppen deshalb ihr Heim verlieren kann dies zur Bildung eines enttäuschten, verärgerten oder sogar "linken" (hier wirtschaftspolitisch links) Milieus führen. Dies war allerdings weder das Ziel der Politik noch lag es in der Absicht eines Sippen- Stammes- oder Bundesführers. Diese Art der Milieubildung möchte ich als passiv bezeichnen. (bottom-up Hypothese)


Auf dieser Grundlage kann die Diskussion über den "linken" PBN vielleicht etwas differenzierter ausfallen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass ich mittlerweile als Ehemaliger PBNer schreibe. Es geht hier also um meine persönliche Meinung.
Erstmal generelles:
a) Der PBN ist ein reiner Großstadtbund und besteht aus einem relativ repräsentativ Schnitt durch die Großstadtjugend. Dies betrifft zumindest die Mitglieder in unseren Gruppen. Die Fahrtenbeiträge von etwa 20% (in einigen Stämmen bis über 30%) unserer Mitglieder werden durch den Zuschuss für Einkommensschwache des Amts für Jugend gefördert. Soweit ich weiß, wird generell davon ausgegangen, dass "Großstädter" gesellschaftliche progressiver (also linker) denken als "Dörfler". Dieser Zusammenhang wird generell auch für die Aufteilung jung/ alt angenommen. Allein durch statistische Verteilungsfunktionen ist also schon davon auszugehen, dass ein Großstadt- und Jugendbund (mit meinen 23 Jahren gehörte ich wohl eindeutig zu den Top 5 der ältesten PBNer/innen) wie der PBN in dieser Hinsicht "linker" ist als ein Kleinstadt- oder Funktionärsbund. (Tut mir leid, hier ist mir keine neutrale Bezeichnung eingefallen. Über 30 jährige gehören in meinen Augen einfach nicht in die aktive Jugendarbeit eines Bundes der von sich behauptet jugendbewegt zu sein.)

b)In Hamburg ist eine breite und sehr ausdifferenzierte "linke" Szene aktiv (wahlweise in jeder der genannten Dimensionen, auch in merkwürdigen Kombinationen). So wichtig die Sippe/ Gruppe auch für den/ die Einzelne/n ist, auf linke Prägungen hat in Hamburg niemand ein Monopol.

c)Der PBN ist ein Jugendbund! Spätestens mit Mitte 20 ist für die meisten Schluss. Einige wenige ältere unterstützen uns bei besonderen Aufgaben, vielen Dank an dieser Stelle! Ein Jugendbund hat es so an sich, dass sein Personal schnell wechselt und mit ihm auch politische Ansicht, Stil und auch Liedgut. Es geht halt um "Bewegung". Also kommt uns bitte nicht mit Geschichten aus den frühen 90ern! Kaum einer der aktiven heute kann damit noch was anfangen oder kennt die Leute von damals.

d) Die Entstehung des PBNs war eine Reaktion auf zu viel "top-down" Milieubildungsversuche. Eine gewisse Allergie gegen Einmischung "von oben" ist dem PBN in allen Gliedern erhalten geblieben.

Jetzt aber zu den einzelnen Punkten in chronologischer Reihenfolge:

rosé führt die antirassistischen Aktionen des PBNs in den 90ern an und attesttiert uns dann: "Der PBN selbst hat deutlich verschiedene Strömungen und ist für mich eindeutig ein jugendbewegt-bündischer Bund" Auch wenn dieses Urteil in meinen Augen recht zutreffend ist, würde mich mal interessieren woher du uns so gut zu kennen meinst. Soweit ich weiß halten wir keine Kontakte zu Gildenschaftlern. Was die 90er betrfifft verweise ich erstmal auf Punkt c). Die Generation meines Sippenführers war damals Sippling und die linke Szene in Hamburg sehr stark (vgl. Punkt a)). Nichts desto trotz war der PBN zu dieser Zeit in weiten Teilen sicher stark links (gesellschaftlich progressiv und integrativ) geprägt, was allerdings auch zu heftigen Gegenreaktionen im PBN führte. Von aktiver Milieubildung kann hier meines Erachtens nicht die Rede sein. Heute kann kaum noch jemand die Arbeitereinheitsfront singen, allerdings richtet unsere Bundesführung zusammen mit der AgfJ seit Jahren die Veranstaltung "respekt" (http://www.agfj.org/cms/html/index.php?name=News&a...ic=17) aus. Eine Veranstaltung die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung ausspricht. Hier ist also vor allem von "links" auf der Nationalismus - Integration Dimension auszugehen. Wie gesagt wird diese Kooperation vor allem durch unsere Bundesführung getragen. Die Aktion richtet sich in erster Linie an unsere Mitglieder ab 15 Jahren. Zudem handelt es sich keineswegs um eine Pflichtveranstaltung oder ähnliches. Es werden Einladungen ausgesprochen. Hieraus eine top-down Milieubildung zu konstruieren halte ich für äußerst gewagt bzw. nicht zutreffend. Wir stehen mit dieser Aktion für eine antirassistische und integrative Grundhaltung ein und versuchen durch die Workshops für die Probleme zu sensibilisieren.

Der von jergen genannte Auftritt unseres Bundes auf dem Singewettstreit:
Wir hatten Spaß, haben an unserem Bundesgefühl gearbeitet und den schläfrigen Singewettsreit etwas aufgerüttelt (Bewegung war ja Thema des ganzen). Damit haben wir unser Ziel erreicht. Was noch?
Wir haben drei auffällige Element auf die Bühne gebracht: Das Lied, unsere Schilder und die viel zitierten roten Fahnen. Auffällig ist, dass rote Fahnen die Wahrnehmung wohl derartig einschränken, dass die anderen zwei Elemente nicht mehr wahrgenommen werden.
Um mir eine komplette Liedinterpretation zu sparen möchte ich einen Kernsatz zitieren: "Revolution, wir wollten weg von der Masse." Jetzt soll mir mal einer sagen, wie dies mit sozialistischer Ideologie zusammen passt. Hier ist doch grade die Masse/ das Proletariat der entscheidende Faktor. Dieses Lied handelt in meinen Augen in keinster Weise von einer sozialistischen Revolution. Vielmehr geht es um den jugendlichen Wunsch etwas neues zu schaffen und sich von altem abzugrenzen. Ein Bedürfnis, das in der Jugendbewegung nicht ganz unbekannt sein sollte. In diese Richtung gingen dann auch unsere gemalten Transparente. Hier wurde vor allem zu jugendlichem Aufbruch aufgerufen, nicht zu einer Reise in die Vergangenheit Ostdeutschlands.
Zu den roten Fahnen sei folgendes zu sagen: Wenn man ein Lied mit dem Titel "Revolution" mit einer Show begleiten möchte, so sind rote Fahnen wohl tatsächlich das erste was einem einfällt. In dieser Hinsicht waren wir wohl wirklich nicht sehr kreativ. Allerdings ist anzumerken, dass wir mit unserem Auftritt nicht nur gefallen wollten. Dem interessierten Begleiter des HaSiWe ist sicher aufgefallen, dass die Räumlichkeiten des HaSiWe seit einigen Jahren nicht mehr durch den PBN angemietet werden. Dies ist auf unseren Streit mit dem Vorbereitungskreis zurück zu führen. Wir halten es weiterhin für unverantwortlich, dass auf dem Markt des Singewettstreits HJ Literatur unkommentiert verkauft wird. Diese gehört auf Treffen von Fachleuten, aber nicht auf eine Veranstaltung wo auch zehnjährige Grußwörter von Baldur v. Schirach unkommentiert lesen können! Die roten Fahnen waren also durchaus auch als Gruß an die Herren vom Bücherstand gemeint. Dies ist allerdings wieder ein Thema, dass im PBN ausschließlich durch die Stammesführer diskutiert wird. Ich sehe hier keine aktive Milieubildung.

Der Auftritt der Frauschaft:
Der Name Frauschaft ist keineswegs für den Singewettstreit entstanden. Vielmehr wird die JGL Ausbildung im PBN aufgrund der unterschiedlichen pädagogischen Konzepte nach Geschlechtern getrennt durchgeführt. Bein den Jungs bildet die Mannschaft aus, bei den Mädchen die Frauschaft.
Das erste Lied dieser Frauschaft, gut beobachtet, war eindeutig emanzipatorisch. Soweit ich von der Frauschaft unterrichtet bin, fiel die Entscheidung für dieses Lied vor allem aus einer allergischen Reaktion auf den braven, den Rosengarten besingenden Deutschen Mädel-Wanderbund. Eine Reaktion, die ich gut nachvollziehen kann. Wer Emanzipation für ein überkommenes Thema hält, dem kann ich angesichts von Supermodels, Popstars und Arschficksong nicht mehr helfen. Der PBN versucht sowohl in der Jungen- als auch in der Mädchenarbeit überholte Rollenzwänge aufzubrechen und Gleichberechtigung zu leben. (Was in der Praxis mal mehr, mal weniger gut gelingt.) Wer eine aktive, linksgerichtete (zu verstehen als gesellschaftlich progressiv) Milieubildung beim PBN sucht kann hier fündig werden. Für das oben genannte Ziel stehen wir, sind aber weit davon entfernt jede Gruppe/ Sippe aus dem Bund zu werfen oder anders zu diskriminieren, die es nicht umsetzen kann.

Fazit:
Ja, der PBN wird in meinen Augen in großen Teilen von einem moderat linken Konsens getragen (zumindest in den Dimensionen Progressiv - Konservativ und Nationalismus - Integration) und will dies auch nicht verstecken. Dies wir aber nicht aktiv durch Sippen-, Stammes- oder Bundesführer beeinflusst. Vielmehr ist der PBN teil großstädtischer Jugendkultur und somit auch gewissen Trend unterlegen. Aktuell würde ich den PBN kaum als aktiv politisch bezeichnen.

Bitte:
Wer immer meint sich über den PBN auslassen zu müssen möge sich doch vorher informieren. Ich maße mir auch nicht an über Bünde zu urteilen, die ich nur von einem Treffen im Jahr her kenne. Jedem/r Interessierten bin ich gerne bereit auf Fragen zum PBN zu antworten. Unter dem Vorbehalt, dass meine Antworten ein Verfallsdatum haben. In spätestens einem Jahr wird der PBN wieder ein anderer sein.

+++++Das soll natürlich in den Faden zur linken Milieubildung++++++


Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Warron am 21.10.2008 - 00:06.
Beitrag vom 21.10.2008 - 00:04
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