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HEINO und 502 Gäste
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Autonomie der Jugend – oder wie entwickelt sich heute eine Gruppierung weiter! |
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Ich würde gerne mal einen Text hier zur Diskussion stellen. Da ich in keinem Bund mehr bin will ich ihn auch in keiner Bundeszeitung veröffentlichen, deshalb stelle ich ihn mal hier rein:
Zitat
In vielen Köpfen scheint sich der Gedanke verfestigt zu haben, dass die Mitarbeit von Erwachsenen in Pfadfindergruppen die Autonomie der Jugendlichen stört. Auch das ideologische Paradigma „Jugend führt Jugend“ gehört in diese Kategorie.
Sicher hatten diese Ansichten ihre Berechtigung in den 30er Jahren, sowie in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis vielleicht Mitte der 60er Jahre. Jugendliche schlossen sich zusammen und wollten Gruppen bilden, Abenteuer erleben und ihre Freiheit fernab der Erwachsenen genießen. Dies war zu der damaligen Zweit bestimmt angebracht und auch nachvollziehbar.
Aber wie sieht das heute aus? Schon lange habe ich keine Gruppe mehr erlebt, die sich aus dem Wunsch von Jugendlichen heraus gegründet hat. Die Freizeit der Jugendlichen ist überbordet mit Computer, Freizeitelektronik und professionellen oder quasiprofessionellen Angeboten. Als Jugendlicher braucht man nichts mehr selbst zu machen, selbst zu organisieren und selbst durchzuführen. Man kann immer auf Angebote zurückgreifen ohne Verantwortung zu übernehmen oder Organisationseinsatz bringen zu müssen. Ganz abgesehen von einem längerfristigeren Einsatz für eine Sache, der heute meist nicht mehr gefordert ist. Schule mit G8 und immer intensiveren Leistungsansprüchen lässt die Zeit die Jugendlichen zum Entwickeln und Erfahrungen machen hatten immer mehr zusammenschrumpfen.
Wie viele Gruppen wurden durch Erwachsene gegründet und wie viele durch Jugendliche?
Sicher werdet ihr wie ich zum Schluss kommen, dass die durch Erwachsene gegründete oder massiv durch Erwachsene unterstützte Gruppe bei weitem überwiegen. International im Pfadfindertum sowieso, jedoch auch immer mehr in Deutschland. Erstaunlich dabei ist, dass viele dieser Erwachsenen, die Gruppen gründen, jenseits der 40 Jahre sind. Studenten und junge Erwachsene halten sich dabei gerne im Hintergrund. Ausnahmen mag es geben, aber eben nicht sehr viele. Die Gründe dazu mögen vielfältig sein, sei es Überforderung, sei es dass man vermutet seinen eigenen früheren Ansprüchen nicht mehr genügend erfüllen zu können, oder sei es dass man vorerst mit diesem jugendlichen Abschnitt des Lebens abgeschlossen hat und sich nun in anderer Weise orientiert. Fakt ist, dass viele zum Studieren weg ziehen, aber dann auch an ihren Studienorten keine Pfadfinderarbeit mehr aufnehmen, ganz zu schweigen von Gruppen zu gründen.
Der sogenannte Eventtourismus und die Besuchszahlen auf Großlagern, Singewettstreiten oder Treffen zeigt aber auch, dass man gerne punktuell gerne an die alten Zeiten anschließt, jedoch möglichst ohne Verpflichtungen zu übernehmen.
Was bedeutet diese Erkenntnis für eine Gruppierung oder ein Bund? Eine positive Entwicklung scheint sich nur noch zu ergeben, wenn man den heutigen Gegebenheiten Rechnung trägt. Die Erkenntnis muss sich durchsetzten, dass die heute noch wachsenden Gemeinschaften sehr viel von Erwachsenen getragen wird und dass ein gewisser Grad von Professionalität auch in Pfadfinderbünden durchsetzen muss, um auf dem Markt der Angebote bestehen zu wollen. Das gilt für die örtliche, für die regionale und für die bundesweite Organisation mit zunehmender Intensität.
Eine Einschränkung möchte ich jedoch machen. Auf örtlicher Ebene müssen sich die agierenden Erwachsenen darauf einstellen, dass der amerikanische Grundsatz gelten muss „Never do a Job a boy/girl can do!“ (Erfülle nie eine Aufgabe die auch ein Jugendlicher erfüllen kann) und ein Gruppenleiter einer Sippe sollte eigentlich immer ein Jugendlicher sein. Dies schulden wir dem Anspruch der Pfadfinderarbeit auch Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, Führungsverhalten zu trainieren. Dies muss sich jedoch im Rahmen eines Stammes bewegen, in dem die Stammesführer die notwendige Qualifikation (Stammesführerkurs) haben und das notwendige Alter um die Verantwortung vor den Eltern und dem Gesetz übernehmen zu können (mind. >18 Jahre).
Für eine Gruppierung bedeutet da, dass es die erforderlichen Anzahl an Weiterbildungskurse bereitstellen muss, um Jedem der ein Amt anstrebt die Möglichkeit zu geben einen entsprechenden Kurs und die entsprechende Ausbildung und Rüstzeug erhalten zu können um in seinem späteren Amt positiv und ohne Überforderung bestehen zu können. Gleichzeitig muss aber auch von der Gruppierung massiv eingefordert werden, dass jeder der ein Amt übernimmt auch den entsprechenden Reife- und Ausbildungsgrad erreicht hat. Die gebietet schon die Tatsache, dass nur so ein gewisser Qualitätsstandard in der Breite gewährleistet wird und die nötige Reife und Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Kindern und Eltern vorhanden ist. Das oftmals erlebte, dass jemand ein Amt bekommt weil sonst niemand da ist, kann vermieden werden wenn langfristig geplant und ausgebildet wird.
Für erwachsene Gruppengründer muss entsprechendes Material bereit stehen um die Gründung zu unterstützen um ein gesundes Wachstum zu gewährleisten. Auch muss in Stammesführerkursen unterschieden werden nach jungen Erwachsenen und älteren Neu- oder Wiedereinsteigern um nicht auf der einen Seite eine Überforderung und auf der anderen Seite eine Unterforderung zu produzieren.
Sinnvoll halte ich persönlich auch das amerikanische System der jugendlichen Patrolleaders (PL-Sippenführer) die unter der Leitung eines jugendlichen Senior Patrolleaders (SPL) stehen. Der erwachsene Troopleader (Stammesführer) hat dann nur noch die Aufgabe den SPL anzuleiten und gegebenenfalls hinter den Kulissen zu loben, zu ermutigen, zu fördern, weiterzubilden oder im Notfall zu korrigieren. Der Jugendliche kann so Führungsverhalten trainieren, wird aber dennoch positiv beeinflusst und erhält eine qualifizierte Rückmeldung seiner Aktionen. Diese Art ist in Deutschland sehr wenig verbreitet, jedoch ist sie meiner Meinung nach ein Beispiel wie Pfadfinderarbeit in der Zukunft funktionieren kann, dies wäre es wert, intensiv und ohne Scheuklappen diskutiert zu werden.
Selbstverständlich müssen sich die Erwachsenen von der Vorstellung lösen, möglichst alles optimal und allumfassend zu organisieren. Begleiten ist hier das Zauberwort! Eine positive Begleitung und Unterstützung, wenn Vorstellungen Jugendlicher verwirklicht werden sollen, ist der optimale Weg, Jugendliche in ihrer Entfaltung nicht einzuschränken, ohne die Verantwortung aus dem Auge zu lassen.
Am fruchtbarsten ist ein gutes Zusammenspiel der Kräfte ohne jugendideologischer Ansichten vergangener Tage, ohne vermeintlichen Vergangenheitssentimentalität der Erwachsenen und ohne den allumfassende Anspruch von Erwachsenen alles bis zum letzten Punkt komplett durchgeplant zu haben.
Erwähnen möchte ich noch, dass ich auch öfters diese „Jugend führt Jugend“, „Jugend darf nicht eingeschränkt werden“ Argumente in allen Ebenen vor allem auch von Erwachsenen gehört habe die sich aus vermeintlichem Zeitmangel (Zeit haben, ist eine Frage von Prioritäten, da jeder Mensch 24 Stunden am Tag davon hat...egal welchen Familienstande er hat oder welchen Beruf er ausübt) gerne aus der Verantwortung zurück ziehen und anderen die Arbeit überlassen wollen ohne sich selbst aus der Einflussnahme heraus zu nehmen. Selten wird dies in dieser Deutlichkeit ausgesprochen, aber ich finde es ist an der Zeit diese klar auszusprechen.
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Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed! |
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Beitrag vom 24.08.2013 - 11:28 |
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HathiCP |
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