Autor |
|
|
Germanisches Nationalmuseum: "Aufbruch der Jugend" |
|
|
700 Beiträge
|
|
|
Zum 100jährigen Jubiläum des Meissner-Festes 1913 zeigt das Germanische Nationalmuseum die Ausstellung "Aufbruch der Jugend":
www.gnm.de/index.php?id=233
Auch verschiedene Presseagenturen und Zeitungen berichten heute, googled mal!
|
bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 31.01.2013 - 16:09.
|
Beitrag vom 31.01.2013 - 16:05 |
|
|
|
|
Hallo zusammen,
war von Euch schon jemand in der Ausstellung? Lohnt sich der Besuch? Ich bin am überlegen, dort extra hinzufahren und will natürlich nicht enttäuscht werden...
|
www.buendische-termine.de |
|
Beitrag vom 15.12.2013 - 11:12 |
|
|
|
448 Beiträge
|
|
|
Bei mir lautet der Link so:
http://www.gnm.de/index.php?id=519
|
Beitrag vom 15.12.2013 - 12:03 |
|
|
|
|
Ich war dort. Ob es sich lohnt? Ich weiß nicht so recht. Lohnend sind sicher die Ausstellungsstücke, die man sonst kaum in dieser Dichte zu sehen bekommt, wenn sie denn überhaupt aus ihren Kartons geholt werden. Überrascht und auch etwas enttäuscht war ich darüber, dass die Ausstellung "nur" einen Saal umfasst - es ist tatsächlich nur eine Sonderausstellung begrenzten Umfangs. Auch mit sehr starker Konzentration auf die einzelnen Ausstellungsstücke ist man in eineinhalb Stunden durch die Ausstellung durch. Überrascht war ich auch darüber, dass und wie die Ausstellung mit der Zeit um 1968 endet. Für mich als Angehöriger einer jugendbewegt-pfadfinderischen Gruppe ist das nicht stimmig.
Die Ausstellung nimmt die These auf, dass Jugendbewegung nach 1945 nur noch als Restgeschichte vorhanden war, und endet mit den Waldeckfestivals, die als letzte gesamtgesellschaftlich bedeutsame Lebensäußerung der Jugendbewegung dargestellt werden. Danach gäbe es nur noch "Jugendbewegungen", die heutigen Erben der Jugendbewegung werden im ursprünglichen Ausstellungskonzept nicht einmal erwähnt - lediglich in der Erinnerungswand, die von den Besuchern der Ausstellung bestückt werden kann, tauchen Hinweise auf Meißnerlager und -fahrt auf.
Ob und wann die Jugendbewegung endet, war und ist ein schwieriges Thema und meiner Meinung nach auch eine Generationenfrage. In der Ausstellung und im Katalog wird dargestellt, dass momentan zwischen den Angehörigen der um 1930 geborenen Nachkriegsjugendbewegten und den um 1945 geborenen diskutiert wird, ob die "Restgeschichte" schon in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre endete oder erst um 1970 - also jeweils nach dem Ender der aktiven Zeit der betreffenden Generation. Ähnliche Festlegungen gabe es schon vorher, mit den Endpunkten 1933 (für die zwischen 1915 und 1920 Geborenen) und um 1940 mit dem Ende der "echten" illegalen Gruppen für die etwas jüngeren. Und Blüher hat seinen Abgesang auf den Wandervogel schon 1912 geschrieben ...
Eigentlich ist es da schon besser, den Zeitrahmen an den gesellschaftlichen Auswirkungen der Jugendbewegung festzumachen. Warum dann aber die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt so umfangreich gewürdigt wird (etwa ein Viertel der Ausstellungsfläche), ist mir unklar geblieben. Und dass dort die FDJ eher umfangreicher dargestellt wird als die westdeutschen Gruppen, erschien mir deplatziert. Der Sprung zu den Waldeckfestivals ganz am Ende ist für mich gar nicht gelungen, da wird die Verknüpfung nicht dargestellt.
Zurück zu deiner Frage:
Ich habe die Ausstellung besucht, weil ich sowieso in Nürnberg war. Ich hätte mich im Nachhinein geärgert, hätte ich nur dafür den Weg auf mich genommen. Es gibt schöne Sachen dort zu sehen, aber das Ausstellungskonzept ist für mich nicht stimmig gewesen, insbesondere der Umgang mit der Zeit nach 1945. [weitere Beispiele: Das Übergewicht der Lu im Bereich zu Jugendburgen und Jugendherbergen und der alibihafte Interviewfilm als einziges Exponat zur jüdischen Jugendbewegung.]
Ich würde an deiner Stelle nur dann dort hin fahren, wenn ich noch anderes in Nürnberg zu tun hätte.
|
Beitrag vom 15.12.2013 - 12:16 |
|
|
|
|
Scheint so du hast mich vor einer Fahrt nach Nürnberg bewahrt.....
|
Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed! |
|
Beitrag vom 15.12.2013 - 20:17 |
|
|
|
|
Ja, ein Besuch lohnt |
|
|
19 Beiträge
|
|
|
natürlich lohnt der Besuch nur, wenn man sich in Museen grundsätzlich nicht unwohl fühlt.
Und man muß wissen, es geht um Jugend. Also nicht nur um die bürgerliche Jugendbewegung.
Dann muß man natürlich auch ein Auge zudrücken, wenn die Schwabinger Krawalle als letztes Aufbäumen der Jugendbewegung dargestellt werden. Dass den beiden Staatsjugendorganisationen die es auf deutschem Boden gegeben hat soviel Raum gegeben wird ist wohl zwei Umständen geschuldet: Erstens sind viele Besucher davon persönlich betroffen gewesen und zum Zweiten sind Exponate dieser Massenorganisationen viel leichter verfügbar als z.B. ein Pfadfinderhemd aus der Zeit vor 1933.
Das was dann noch bleibt ist für den der sich mit der Geschichte der JB schon ausgiebig auseinandergesetzt hat, sich weiterhin interessiert oder gar selbst Sammler ist jedoch unbedingt sehenswert. Auch der über 1,5 Kg schwere Begleitband zeigt einen Großteil der Exponate erneut und mit wirklich sehr ausführlichen Erläuterungen. Auch ich als sicher nicht unwissender zur Geschichte der JB habe noch einige Details dazulernen können.
Von der Führung habe ich mir nicht zuviel erwartet, eine freiberufliche Kunsthistorikerin gab sich alle Mühe. Sie bat auch darum sie zu korrigieren falls man aus eigener Erfahrung Dinge oder Situationen anders kannte. Sie hatte da wohl schon einige Erfahrung mit "Ehemaligen" gemacht. Es wurde jedenfalls nichts grundsätzlich falsch dargestellt. (Ein halbes dutzend kleinerer Fehler muß man dem Laien schon nachsehen.)
Was die Ausstellung nicht kann ist alle Perspektiven der JB aufzeigen, alle Bünde nennen, alle Abzeichen und Fahnen zeigen usw. Sie kann auch Menschen die nie auf Fahrt waren, nie die Nächte am Feuer in der Kohte verbracht haben, nie unsere Lieder gesungen haben das vermitteln was für jeden hier sein persönliches jugendbewegtes Erlebnis ist oder war. Für mich es es dennoch die bisher gelungenste und umfassenste Ausstellung zur Jugendbewegung überhaupt. In dieser Dichte wohl erst in 50 Jahren wieder zu sehen.
Ich werde die Ausstellung sicher noch ein mal besuchen. Bis 19. Januar ist sie noch geöffnet.
|
ich bin immer wieder erstaunt wie wenig tolereant die Menschen sind |
|
Beitrag vom 01.01.2014 - 17:51 |
|
|
|
Administrator 4028 Beiträge
|
|
|
Ich kann mich bugs nur 100% anschließen.
So eine Ausstellung kann nur die wichtigsten Facetten verschiedener Phasen der Jugendbewegung anschneiden und wird immer Lücken haben. Die Schwerpunkte sind von ihrer Bedeutung für die Geschichte der Jugendbewegung her aber richtig gesetzt und daran haben Experten von mehreren Archiven und Instituren mitgewirkt. Es ist auch nicht so einfach das Thema so aufzubereiten, dass es auch für Laien und Menschen, die davon noch nie etwas gehört haben noch verständlich ist. In der Ausstellung sind es auch einige Exponate aus Privatbesitz, die man sonst nie oder nur von Fotos her kennt. Allein deswegen hat sich der Besuch für mich schon gelohnt.
Von der Führung war ich auch etwas enttäuscht, aber die Dame ist keine Insiderin und kam insbesondere bei einigen Fragen schnell ins Schleudern, aber was sie sagte ware nicht grundsätzlich falsch. Bei unserer Führung waren Jungenschafter vom Mindener Kreis, Falken und Pfadfindern dabei und nach der Führung haben wir noch ca. 1,5 h mit Studenten und anderen Besuchern diskutiert. Ich war dann insgesamt etwa 5 h in der Ausstellung und werde sicher noch einmal hin gehen. Im Januar lösen wir nämlich unsere Zweitwohnung in Nürnberg auf und da wird es sicher noch eine Gelegenheit für einen Besuch geben. Die Wohnung ist ja nur ca. 500 m vom Museum entfernt.
Enttäuschend fand ich eher, dass mit den Schwabinger Krawallen und den Waldeckfestivals die Ausstellung aufhört, als wäre die Jugendbewegung damit beendet. Wer von der eigenen Erlebniswelt und aktiven Zeit der letzten 40 Jahre Bilder oder Exponate sucht wird enttäuscht werden, da ist leider nichts dabei.
Etwas skuril fand ich auch das Smartphone in einer Vitrine am Ausgang mit dem etwa sinngemäßen Vermerk, dass Bündische sich heute vermehrt online Treffen würden statt auf Fahrt zu gehen.
Es lohnt sich auf jeden Fall den Katalog zu der Ausstellung zu kaufen, er kostet 25,- EUR.
|
Beitrag vom 02.01.2014 - 10:43 |
|
|
|
|
Zitat Original geschrieben von sadarji
Etwas skuril fand ich auch das Smartphone in einer Vitrine am Ausgang mit dem etwa sinngemäßen Vermerk, dass Bündische sich heute vermehrt online Treffen würden statt auf Fahrt zu gehen.
|
Vielleicht hätten wir da Werbung für den PT plazieren sollen?
|
Mir roichts, dass i woiß, dass i kennt, wenn i wed! |
|
Beitrag vom 02.01.2014 - 10:45 |
|