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"Die bunten Fahnen brennen im Wind": Widerstands-Hintergrund? |
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Wieder mal ist in unserer Runde "alter Säcke" eine Diskussion über den Hintergrund eines Liedes entbrannt, ohne dass wir darüber mehr als Vermutungen "wissen"!
Es geht um das Lied "Die bunten Fahnen brennen im Wind und die Lilie darauf ist mein Herz..."!
Einige meinen, da wir im alten Stamm "Roter Wolf" die Melodie dieses Liedes für uns als "Erkennungs-Pfiff" verwendeten (die Anfänge des Stammes "Roter Wolf" gehen noch bis über die "Widerstandszeit" in die "bündische Zeit" vor 1933 zurück!), sei es aus der "Widerstandszeit" überliefert!
Kann das sein? Wer weiß etwas über dieses Lied, wann ist es entstanden, von wem, Hintergründe???
Die Annahme gründet sich vor allem darauf, dass man, den ersten Teil der Melodie des oben angegebenen Textteiles pfeifend, ein anderer als "Erkennungszeichen" dann den zweiten Teil gepfiffen hat. Es gab ja mehrere solcher "Zeichen" aus der "Widerstandszeit" (z. B. der kleine Finger der linken Hand beim Gruß)!
Also bitte, wer weiß Näheres?
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 28.12.2011 - 17:41.
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Beitrag vom 28.12.2011 - 17:39 |
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erst jetzt hab ich gesehen, es handelt sich um das Bundeslied des Deutschen Pfadfinderbundes (DPB)!
(dort heißt es aber nicht "Die bunten Fahnen...", sondern "Die roten Fahnen..."!)
Auf der homepage der Gruppe "Goldener Löwe", Recklinghausen dieses Bundes wird angegeben, dass der Text von "Michael" (Walter Jansen) und die Melodie von "Blumensaat"(?) stammt; allerdings kein Entstehungsjahr. Damit bleibt meine Frage noch unbeantwortet.
Dort ist auch Text und Melodie abgedruckt und eine Audio-Originalaufnahme zu hören:
http://dpb-goldener-loewe.de/de/index.php?id=79
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
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Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 28.12.2011 - 18:29.
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Beitrag vom 28.12.2011 - 18:14 |
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Ich bin jetzt nicht tiefer eingetaucht, meine aber, dass das Lied eigentlich "die roten Fahnen brennen im Wind" heißt und von Michael (Walter Jaspen) stammt. Das Lied war Bundeslied der Reichsschaft Deutscher Pfadfinder (RDP 1932 bis 1934) und nach dem Krieg und der (Neu-)Gründund des DPB durch Michael, dessen Bundeslied.
Aus diesem Grunde haben andere die Farbe Rot einfach bunt gemacht, da sie nicht das Bundeslied eines anderen Bundes singen wollten.
Als Widerstandslied würde ich das Lied nicht bezeichnen. Angeblich wurde es sogar in der HJ gesungen (was aber nichts zu bedeuten hat - viele Lieder wurden von den Nazis entweder nicht verstanden oder für ihre Zwecke vereinnahmt). Gleichwohl kann ich aus dem Text nichts entnehmen, was auf einen "rebellischen" Hintergrund schließen läßt. Der Gau Goldener Löwe erläutert auf seinen Internetseiten, was sich Michael bei dem Lied gedacht hat
http://www.dpb-goldener-loewe.de/de/index.php?id=79
"Michael dachte hier an die Lebensstufen, die Stände unseres Bundes. Der kleine Wölflingist aus Spaß dabei, er will nicht mehr zurück.
Sein älterer Führer trägt eine Menge Verantwortung, er hat sich mit seinem Versprechen an den Bund gebunden (s. Pfadfinderversprechen). Er kann nicht einfach zurück.
Der Ritter wird ein Leben lang Pfadfinder bleiben, selbst wenn er von der Gruppe meilenweitentfernt ist. Sein Leben ist von der Pfadfinderei geprägt. Er kommt nicht mehr zurück."
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Esst mehr Nasenfisch! Singt schmutizge Lieder!
www.komolze.de www.der-codex.de |
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zuletzt von Pato am 28.12.2011 - 18:40.
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Beitrag vom 28.12.2011 - 18:27 |
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Allerdings war der RDP nach 1934 im "Untergrund" tätig. Insofern kann man vielleicht sagen, dass das Singen des Bundesliedes eines verbotenen Bundes was ganz schön widerständlerisches an sich hat
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Beitrag vom 28.12.2011 - 18:33 |
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Vielen Dank Pato!
Wie Du siehst, hab ich inzw. die homepage der "Goldenen Löwen" auch gefunden!
Was Deine Ansicht zum Thema "Widerstandslied" betrifft, denke ich, Du hast recht! Auch ich war in unserer "Alten-Säcke"-Diskussion von Anfang an dieser Ansicht. Nun wird aber von denen, die es zu "wissen" glauben, angeführt, dass bei uns im alten Stamm "Roter Wolf" eben noch in der "Widerstandszeit" (und übrigens auch dann noch zu "meiner Zeit" in den 1950er und 1960er Jahren!) dieses Lied als "Erkennungszeichen" in der angegebenen Art gepfiffen worden sei und ihm deshalb dieser "Widerstands"-Charakter zukäme!
Wie dem auch sei, nun weiß ich ein Bißchen mehr! Vielen Dank nochmal!
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bipi und ali lehrten uns:
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Beitrag vom 28.12.2011 - 18:41 |
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Zitat Original geschrieben von roterwolf
Nun wird aber von denen, die es zu "wissen" glauben, angeführt, dass bei uns im alten Stamm "Roter Wolf" eben noch in der "Widerstandszeit" (und übrigens auch dann noch zu "meiner Zeit" in den 1950er und 1960er Jahren!) dieses Lied als "Erkennungszeichen" in der angegebenen Art gepfiffen worden sei und ihm deshalb dieser "Widerstands"-Charakter zukäme!
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Dein alter BDP ist ja auch ein "Kind" des RDP, wurde er doch von ehemaligen des RDP nach dem Krieg gegründet. So hat natürlich das Lied auch zu Euch gefunden. Möglich, dass einige eine Form des Widerstandes im Singen (oder Pfeifen) des Liedes gesehenen haben. Michael meinte ja auch, dass er im Widerstand aktiv gewesen sei (tatsächlich war es ein eher harmloser Diskussionskreis im Auswärtigen Amt).
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von Pato am 28.12.2011 - 20:27.
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Beitrag vom 28.12.2011 - 20:25 |
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Hallo, !
Meines Wissens ist das Lied von Walther Jansen und wurde vom DPB dann mit einer kleinen Textänderung (nämlich rot statt bunt) als Bundeslied eingeführt.
Mein Vater erzählte mir mal, daß Teile des DPB sich damals Michaels Wunsch dieses Lied als Bundeslied zu übernehmen widersetzten,Michael sich aber letztendlich durchgesetzt hat. Zu dieser Zeit war Umba Bundesherold im DPB.
Es war kein Widerstandslied und wurde von der HJ auch mit Änderungen gesungen.
@ roter Wolf : vielleicht hast Du ja die drei roten Pfiffe im Kopf ?
wie der Text schon sagt : und jeder der mit uns gezogen ist,will nie mehr zurück - ist natürlich leicht ideologisch zu gebrauchen....( hier gibt es verschiedene Versionen auch : und jeder Kerl der mit uns war, hat für immer sich zu uns gesellt )
HgP Holzwurm - Petterweil
Edit :Zusatz verschiedene Textversionen
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von frank Diener am 29.12.2011 - 01:01.
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Beitrag vom 28.12.2011 - 23:13 |
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Zitat Original geschrieben von frank Diener
und wurde vom DPB dann mit einer kleinen Textänderung (nämlich rot statt bunt) als Bundeslied eingeführt. |
Was war zuerst da? Rot oder bunt?
MOMO! ARBEIT!
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Beitrag vom 29.12.2011 - 01:17 |
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Meines Wissens war erst bunt und dann rot.
HgP Holzwurm-Petterweil
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Beitrag vom 29.12.2011 - 01:33 |
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älteste Quelle.: diverse Liederbücher 1939 . da heißt es deutlich: " die roten fahnen brennen im wind"
Rechte: Voggenreiter Verlag
Interessant wär, ob Georg Blumensaat auch Pfadfinder war.
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Beitrag vom 29.12.2011 - 06:32 |
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Mir hat Björn Seelbach (war u.a. Bundesbeauftragter Pfadfinderstufe des BdP) mal gesagt, dass "die "bunten" Fahnen brennen im Wind" im alten BDP das Bundeslied gewesen wäre - was ja zu der Theorie von Pato, dass es aus der RDP-Traditionslinie käme, passen würde.
Aber da war ich erst 15 und hab das nicht weiter verfolgt...
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Braune Flaschen gehören ins Altglas und nicht in die Jugendbewegung! |
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Beitrag vom 29.12.2011 - 12:04 |
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Zitat Original geschrieben von diev latvija
älteste Quelle.: diverse Liederbücher 1939 . da heißt es deutlich: " die roten fahnen brennen im wind"
Rechte: Voggenreiter Verlag
Interessant wär, ob Georg Blumensaat auch Pfadfinder war. |
Hab noch mal nachgeschaut - Du hast Recht original rot später bunt.
HgP Holzwurm-Petterweil
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Beitrag vom 29.12.2011 - 12:51 |
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Zitat Original geschrieben von frank Diener
( hier gibt es verschiedene Versionen auch : und jeder Kerl der mit uns war, hat für immer sich zu uns gesellt ) |
Wobei diese Zeile doch aus dem Lied "Wir sind eine kleine verlorene Schar" vom Nerother Alf Zschiesche stammt, ebenfalls in den frühen 30er Jahren geschrieben.
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"Es ist lustvoll, so für sich hin im Stil der Jugendbewegung - ich würde fast sagen - zu latschen.
Und es ist widerwärtig, im Gleichschritt zu marschieren" -- Walter Jens |
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Beitrag vom 29.12.2011 - 15:15 |
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Zitat Original geschrieben von Pato
Zitat Original geschrieben von roterwolf
Nun wird aber von denen, die es zu "wissen" glauben, angeführt, dass bei uns im alten Stamm "Roter Wolf" eben noch in der "Widerstandszeit" (und übrigens auch dann noch zu "meiner Zeit" in den 1950er und 1960er Jahren!) dieses Lied als "Erkennungszeichen" in der angegebenen Art gepfiffen worden sei und ihm deshalb dieser "Widerstands"-Charakter zukäme!
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Dein alter BDP ist ja auch ein "Kind" des RDP, wurde er doch von ehemaligen des RDP nach dem Krieg gegründet. So hat natürlich das Lied auch zu Euch gefunden. Möglich, dass einige eine Form des Widerstandes im Singen (oder Pfeifen) des Liedes gesehenen haben. Michael meinte ja auch, dass er im Widerstand aktiv gewesen sei (tatsächlich war es ein eher harmloser Diskussionskreis im Auswärtigen Amt). |
Bei uns im Stamm "Roter Wolf" war der Bezug zur Reichsschaft Deutscher Pfadfinder schon allein durch unsere "Alten" (gradl, richi, leu, herfried, bisam...) immer präsent. Nicht zuletzt auch durch ali selbst, der oft bei uns war und den die "Alten" und natürlich noch mehr wir "Jungen" sehr verehrten!
@frank Diener: Der Pfiff war die Melodie des Liedes! Man pfiff erst die Melodie "Die bunten / roten Fahnen brennen im Wind" und der damit Verständigte pfiff den folgenden Teil der Melodie "...und die Lilie darauf ist mein Herz" als Erkennungszeichen zur Antwort!
Schön, die alten Zeiten hier im PT präsent zu haben!
HgP
rull (roterwolf)
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bipi und ali lehrten uns:
"Der Pfadfinder ist Bruder aller Pfadfinder
und Freund aller Menschen" |
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Beitrag vom 29.12.2011 - 15:24 |
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Zitat Original geschrieben von diev latvija
älteste Quelle.: diverse Liederbücher 1939 . da heißt es deutlich: " die roten fahnen brennen im wind"
Rechte: Voggenreiter Verlag
Interessant wär, ob Georg Blumensaat auch Pfadfinder war. |
Vielen Dank, diev latvija!
Damit ist die Entstehungszeit erst mal auf alle Fälle "vor 1939" zu fixieren!
Über Georg Blumensaat schreibt Sven Reiß im 2010 erschienen Buch: "Hundert Jahre Pfadfinden in Deutschland" (Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung, NF Bd. 6 / 2009, Schwalbach / Ts., 2010) unter "Pfadfinder ... und dann" (ab S. 92, hier: S. 94): "Dagegen stieg der Komponist des bereits genannten Liedes 'Die roten Fahnen brennen im Wind', Georg Blumensaat (Jahrgang 1901), zum Mitglied der Reichsjugendführung der NSDAP auf." Als Quelle gibt Sven Reiß an (hier S. 103, Anm. 9):Vgl. Michael Buddrus: Totale Erziehung für den totalen Krieg. Hitlerjugend und nationalsozialistische Jugendpolitik, Bd. 1, München 2003, S. 148. Inwieweit Georg Blumensaat selbst Mitglied der Reichschaft war oder lediglich Komponist des Bundesliedes, ist mir nicht bekannt."
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Widerstandstätigkeit des Text-Autors "Michael" (Walther Jansen, Jahrgang 1897) im selben Artikel von Sven Reiß zumindest teilweise relativiert wird.
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bipi und ali lehrten uns:
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und Freund aller Menschen" |
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zuletzt von roterwolf am 29.12.2011 - 16:05.
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Beitrag vom 29.12.2011 - 15:58 |
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